Höhen und Tiefen

Mal wieder ist in den zwei Wochen unserer Abwesenheit keine der vereinbarten Arbeiten an Bord, die auf der To-Do-Liste standen, ausgeführt worden. Normalzustand hier, ich hätte es wissen müssen, oder noch simpler gesagt, erst garnicht erhoffen sollen.

Leckeres Mittagessen im Flugzeug

Aber der Weg ist ja das Ziel, und auf dem sind wir ein gutes Stück weiter gekommen. Zuerst einmal ging alles super prima, beim Einchecken am Discover Schalter am Frankfurter Flughafen, mit unseren zwei großen Segeln und und zwei prall gefüllten großen Sporttaschen, mit allerlei technischen Dingen. Insgesamt 135 Kilogramm Gepäck gingen über die Waage am Eincheckband, unsere Eincheckmitarbeiterin lächelte uns dazu noch fröhlich und gut gelaunt an, als wären solche Gepäckmassen der Standard. Sehr beruhigt gingen wir zum Flugsteig und warteten auf das bevorstehende Boarding. Nach der Ankunft in Lanzarote stieg dann nochmal die zuvor abgefallene Anspannung an, denn wir mussten erstmal nachfragen, an welchem Gepäckband die übergroßen Pakete mit unseren Segeln an uns übergeben werden sollen.

Dank Cornelias guter Spanischkenntnisse war auch das flott geklärt, und nachdem wir unsere Sporttaschen vom Band 2 abgeholt hatten gingen wir frohen Mutes zu Band 6, das für Sport und Sperrgepäck ausgelegt ist. Ein Gepäckstück nach dem anderen kam auf das überbreite Band, Kinderwagen en Masse, Rennräder in speziellen Packtaschen, 2 Hunde in ihren Transportboxen, erst nach bangen dreißig Minuten dann endlich unsere Segel. Angesichts der Gepäckmassen hat Cornelia vorsorglich ein großes Auto gemietet, in dem wir alles gut verstauen konnten.

Der neue Code Zero, die übergroße Genua

Angekommen am Boot, packte ich sogleich die Segel aus den Transportkartons aus und öffnete die Segelsäcke. Leider waren bei beiden Segeln die eingearbeiteten Kauschen zu dick, als dass sie in unsere Rollanlage, sowohl im unteren Bereich, dem sog. Segelhals, als auch am Topwirbel, passen würden. Ein kleiner Schock, hatten wir doch die Bilder unserer Rollanlage mit zum Segelmacher geschickt. Um es vorweg zu nehmen, Delta Voiles, der Segelmacher, handelte am folgenden Tag vorbildlich. Sie setzten sich mit dem regionalen Segelmacher in der Marina Rubicon auseinander, und eine halbe Stunde nach meiner Reklamation war klar, dass uns schnell und unkompliziert geholfen wird. Der Kontakt zu Manuel, dem Inhaber, der Lanzarote Sails, gestaltete sich so positiv, dass wir dann noch mit ihm kurzerhand vereinbarten, unser komplettes Cockpitzelt mit seinen mittlerweile fast blinden und stockigen Kunststoffscheiben, zu ihm zu bringen. Inzwischen haben wir sowohl das renovierte Cockpitzelt, als auch die Segel mit den modifizierten Kauschen wieder zurück an Bord. Lanzarote Sails, da werden Sie geholfen…

Die neuen Batterien sind an ihrem Platz

Dann haben wir es tatsächlich geschafft, dass in dieser Woche der von uns mitgebrachte 24-Volt-Motor an der Wassermacher-Einheit angeschlossen wurde, und auch unsere komplette Verbraucherbatteriebank gegen einen neuen Satz Batterien ausgetauscht wurde. Den alten Batterien habe ich nicht mehr getraut, seit sie mal bei einem Ladevorgang auf den Azoren einen Überhitzungsalarm ausgelöst haben, obwohl sie sich danach wieder recht normal verhielten. Egal, drei Jahre Batteriezyklus, überwiegend vor Anker oder segelnd, mit ständigem Betrieb des Wassermachers, der Waschmaschine, den elektrischen Winschen, dem Kühlschrank, etc. sind schon eine große Belastung für die Energiespender.

Das Motorrelais

Anderes Thema, der vermeintliche Fehler am Motorrelais auf der rechten Schiffsseite hat sich dann, Gott sei Dank, fast von selbst aufgelöst, die relaiseigene Sicherung war rausgesprungen.

Zudem ist es Petra, Jochen und mir, wenn auch mit viel  Mühe, wegen unnötiger Ungeduld, gelungen, den noch nicht gerollten 212 Quadrameter großen Gennaker zu setzen und aufzurollen. Der Wind hatte genau zu diesem Zeitpunkt aufgefrischt und kam von vorne, das Segel schlug gegen den Mast und gegen die Saling, keine halbe Stunde später war es windstill. Deswegen gibt es noch kein Foto von dem neuen bunten Segel.

Der neue Code Zero, die übergroße Genua

Besser erging es dann meiner Capitania und mir vor drei Tagen, wir pickten den richtigen Zeitpunkt heraus. Bei einem leichten Wind von der Seite, hissten wir die neue übergroße Genua, die ebenfalls noch nicht gerollt war und rollten sie danach, diesmal mit Beweisfoto, ganz gemütlich auf. Man(n) lernt ja dazu. 

Ansonsten vergehen die Tage hier wie im Fluge, wir haben wieder mal neue Outremer-Segler kennen gelernt und mit ihnen einen wunderbaren Abend, Tapas essend, in der Marina Rubicon verbracht. Ich habe in der letzten Woche einen jungen, 29 Jahre alten Polen kennen gelernt, der jetzt nach seinem Studium das Ziel hat, als trampender Segler bis nach Brasilien zu kommen. Marcin hat es immerhin schon von südlich von Warschau, bis nach Gibraltar trampend und dann mit einem Segler, der ihn mitgenommen hat bis nach Lanzarote geschafft. Gerade jetzt sucht er händeringend ein Segelboot, das ihn mitnimmt bis zu den Kapverden. Sein Fazit; alles nicht ganz so einfach, aber er betonte, dass er seine Schüchternheit abgelegt hat und jetzt alle potenziellen Segler ganz einfach und ohne Scheu ansprechen kann. Marcin habe ich an einem Abend zu ein paar Bier eingeladen und mich mit ihm über Gott und die Welt unterhalten. Ein toller Typ…

Feiern mit Freunden

Vorgestern Abend sind wir von Jan und Ria, einem Seglerehepaar aus Belgien, zu einem indischen Abendessen eingeladen worden. Die beiden sind spät im Leben zur Segelei gekommen und hadern damit, ob sie über den Atlantik segeln wollen oder sollen, oder eben nicht. Manche Entscheidungen sind wirklich nicht leicht zu treffen und die Nutzen-Risikoabwägung muss wohl überlegt sein, zumal wenn gesundheitliche Problemchen eventuell im Wege sind. Jedenfalls, der Spaß kommt mit den beiden nie zu kurz, und die abendlichen Stunden mit ihnen fliegen nur so dahin.

Zum Schluss: Wir sind sehr gespannt, wann die restlichen Punkte von der Arbeitsliste an unserem Schiff abgearbeitet sind, und ob wir unsere ambitionierten Reisepläne so umsetzen können, wie wir uns das gedacht haben. Doch dazu das nächste Mal mehr.

Dieser Beitrag wurde unter Leben an Bord veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Höhen und Tiefen

  1. Helmut Pabst sagt:

    Hallo Cornelia,

    lass etwas persönliches von dir hören. Hast du alle Zelte in Darmstadt abgebrochen?

    Gruß von Xinia und Helmut

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert