Plan B?

Manchmal kommt es anders, als man denkt. Eine beliebte Volksweisheit, die sich sehr gut auf des Seglers Alltag und Planung übertragen lässt. 

Das Boot ist noch nicht fertig repariert, der Wind bläst viel zu stark, der Wind bekommt genau aus der Richtung, wo man hin will, der jetzige Hafen gefällt (zu) sehr, usw. Die Liste der Gründe, warum die Landleinen nicht gelöst, und die an langer Hand geplante Reise (noch) nicht startet, könnte endlos lang fortgesetzt werden. 

Trotzdem: Endlich mal wieder ein paar Stunden segeln

Was uns betrifft, sind wir leider auch noch nicht auf dem Weg zu den Kapverden und dann weiter nach Brasilien, wie eigentlich von langer Hand geplant und erhofft. Vielmehr liegen wir noch fest im Hafen in Puerto Calero auf Lanzarote. Und das natürlich aus gutem Grund, es kam in den letzten Tagen oder Wochen einiges anders als geplant. 

Fangen wir mal bei dem gerissenen Frontfenster an: Das Ersatzfenster sollte eigentlich schon seit Wochen hier und eingebaut sein. Die Betonung liegt ganz klar auf dem Wort eigentlich.Denn in den letzten Wochen haben wir, mit viel Energie und dennoch erfolglos, versucht, den Aufenthaltsort der Ersatzscheibe herauszufinden. Laut Tracker vom Paketdienst sollte das begehrte Paket beim Zoll in Madrid liegen, wo es schon am 20. November angekommen zu sein scheint. Dies ist der letzte bekannte Ort, den ganzen Weg von Frankreich aus dorthin kann man im Internet verfolgen. Das war es dann aber auch schon. Zahlreiche Nachfragen von FedEx und dem sehr bemühten Mitarbeiter von Outremer, wann denn die Scheibe aus dem Zoll herauskommt und klar ist für den Weitertransport nach Lanzarote ist, verliefen sich im Anschluss im Sand. Vor ca. 10 Tagen erhielten wir dann die ernüchternde Nachricht, dass das Paket als verloren erklärt wurde. Die Folge davon ist simpel, keine neue Frontscheibe = keine atlantische Überfahrt. Die Kröte haben wir mittlerweile geschluckt, und umgehend eine neue Scheibe bestellt. Der externe Lieferant von Outremer wird sie im November anfertigen und Ende dieses Monats in den Versand geben. Anfang Dezember soll dann das gute Stück in Deutschland ankommen. Schneller geht nicht, schneller gibt es in diesem Fall nicht. 

Ein nächster Rückschlag war in der vergangenen Woche die Aktion, den Motor rauszuholen, aus dem Motorabteil. Alle Experten waren sich sicher, dass der Motor ohne Probleme durch die Luke aus dem Motorraum herauskommen wird. Alle vorangegangen Nachfragen diesbezüglich von mir wurden mit “Ist doch alles easy, passt schon“ kommentiert.

Es hat dann nicht gepasst, der Kran kam, der Motor war vom Saildrive gelöst, wurde angehoben, passte aber nicht durch die Decksöffnung. Dann kam die zweite Kröte 🐸, die wir schlucken mussten. Laut Auskunft von der planerischen Abteilung von Outremer, muss das Deck ein Stück weit mit einer Stichsäge ausgeschnitten werden, und der Lukenrahmen entfernt. Genau so geschah es dann auch, ich konnte nicht hinschauen, als die Stichsäge angesetzt wurde…

Neue Relingsdrähte für die Hexe
…und auch endlich mal wieder ein paar Stunden gesegelt!

Am nächsten Tag kam der Motor endlich, wie geplant, raus und am Folgetag war er auch schon wieder mit einer neuen Ölwannen- und Kurbelgehäusedichtung sowie gereinigtem Turbo und neuem Abgaskrümmer an seinem angestammten Platz montiert. Auch die Ausfahrt unter Motor am nächsten Tag verlief ohne Zwischenfälle, vollständig dicht sind alle Dichtungen und auch das leichte Pfeifen des Turbos ist verschwunden.

Dafür gibt es ein neues, wenn auch nicht so großes Problem, die Kupplung am anderen Motor ist verschlissen, der Propeller entfaltet sich manchmal nicht mehr, wenn man von Vorwärts- auf Rückwärtsfahrt umschaltet.

Der lokale Volvo-Mechaniker hat eine neue Kupplung bestellt, die kommt in der nächsten Woche. Wir haben vor ein paar Tagen den Platz im Hafen bis Anfang Januar verlängert, denn früher werden wir hier nicht wegkommen. 

Plan B tritt in Kraft. Statt nach Brasilien geht es wieder in die Karibik. Auch schön. 

Los Hervideros

Ein Spektakel der besonderen Art gab es vor ein paar Tagen hier in Lanzarote, und einmal mehr war die Natur der Hauptdarsteller. Ein atlantisches Sturmtief, das bei den Azoren vorbeigezogen ist, hat drei Meter hohe Wellen an die Küste von Lanzarote gespült. Besonders zu Hochwasser und bei den sogenannten Hervideros, eine wild zerklüftete Felseinbuchtung, war es ein großartiges Schauspiel.

Wellenspektakel

Zwischendrin wird auch gefeiert:

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Eine Antwort zu Plan B?

  1. ingo wilcke sagt:

    hello, hello,

    OH my …. I am totally surprised at the unbelievable string of events….
    wishing you some respite from all the challenges, some smooth sailing and
    fair winds !!! … On the other hand, you have the wonderfull opportunity to
    enjoy your surroundings more…thinking of you , ingo !!!

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