Nach der Ankernacht vor French Cay sind wir nach Providenciales gesegelt, nein, unter Motor gefahren, um eine neue Schraube für unseren Außenborder zu erstehen. Es gibt tatsächlich einen Shop, der angeblich so eine Schraube auf Lager hat. Leider sind die Angaben zum Ort sehr verwirrend, ursprünglich sollte es an der Westseite der Insel sein, deshalb haben wir den Umweg um die vorgelagerten Riffe in Kauf genommen. die Telefonate mit dem Satellitenhandy sind eher katastrophal, es ist fast nichts zu verstehen, so wissen wir immer noch nicht genau, wo wir uns treffen sollen. Erst als wir wieder Telefonnetz haben, wird klar, dass wir in die Lagune reinfahren müssen, und der junge Mann, Marc, kommt dann zu der Marina, vor der wir festgemacht haben. Das hätten wir auch kürzer haben können, langsam über zwei bis drei Meter tiefes Wasser fahrend. Das Wasser ist weiterhin von einem wunderbaren Türkis, hier ist ein Paradies für Taucher und Schnorchler.
Es gibt noch ein Missverständnis, wir sind vor die South Bank Marina zum Ankern gefahren, und Marc ist in der South Side Marina. Aber auch das Problem wird gelöst, er kommt, schaut sich die Schraube an, und verspricht, bei dem Ausstellungsstück im Laden nachzuschauen, ob dort das gleiche Exemplar ist, dann können wir die morgen bekommen. (Soviel vorab, es war nicht das richtige, wir schauen weiter.) Wir genießen es, in der kleinen Hafenkneipe der Marina ein Bier zu trinken, und Hamburger zu essen.
Für den Rest der Woche ist sehr viel Wind aus Südost angesagt, dann wird es auf unserem Ankerplatz sehr unangenehm, deshalb fahren wir, seit Lanzarote zum ersten Mal, in einen Hafen. Diese Marina liegt, wie übrigens alle Marinas auf der Insel, sehr weit entfernt von allem, von Restaurants, Supermärkten, etc. Also leihen wir uns ein Auto, um Caicos zu erkunden.
Was für ein Unterschied!
Auf den französischen Karibikinseln, auf denen wir uns bisher bewegt haben, findet das Leben auf der Straße statt, es gibt kleine Läden, Gemüse- und Obststände, Restaurants, Kneipen, viel Musik. Das Leben in Caicos erinnert eher an die USA, eine große Straße mit dem hochtrabenden Namen Highway führt über die Länge der Insel, davon zweigen kleinere Straßen ab, die zu den Wohnsiedlungen führen.
Die Löcher auf den Straßen täuschen, die Häuser sind keine einfachen Wohnhäuser, es sind Villen, mit riesigen Gärten, sehr schöne, geschmackvoll gestaltete Bauten, bis hin zu unglaublichen Anwesen. Überall hängen Schilder von Maklern, Christie’s, Engel & Völkers, Sotheby’s. Die teuerste Villa, die zum Verkauf steht, soll 44 Millionen Dollar kosten!
Überall auf der Insel wird gebaut, manche Projekte stagnieren offensichtlich, aber an den meisten wird gearbeitet. Auch bei uns im Hafen wird eine große Anlage errichtet, Lastwagen bringen pausenlos riesige Steinbrocken zur Befestigung, an den halbfertigen Häusern wird ebenfalls gewerkelt. Und diejenigen, die arbeiten, auf den Bauten, in den Restaurants, an den Kassen der Supermärkte sind von dunkler Hautfarbe, während die meisten, die dort einkaufen, oder am Strand liegen, oder in den Restaurants sitzen, meist aus den USA kommende Weiße sind, ob sie nun hier auf der Insel wohnen oder zum Urlaub einfliegen.
Auf der ersten Erkundungsfahrt möchte ich so gerne mal in die Innenstadt von Provo fahren, bin ganz glücklich, als auf den Schildern plötzlich der Hinweis zu „Downtown“ steht. Sehr verwundert bin ich allerdings, als diese Hinweisschilder nach einer Weile genau in die entgegengesetzte Richtung weisen. Da wird mir klar, dass es keine Innenstadt in unserem Sinne gibt, Downtown waren nur ein paar Geschäfte an dem Highway.
In dem großen Graceway Supermarkt gibt es alles, Obst und Gemüse kommen aus den Staaten, ebenso wie offensichtlich das Fleisch, riesige Steaks, ganz viel Hühnchen, Turkeybreast als Aufschnitt zum Frühstück, Toastbrot, weiche Brötchen. Das ganze Sortiment ist sehr amerikanisch, viel Readymade, viele Grillsoßen, Grillkohle, Softdrinks ohne Zucker, und der griechische Yoghurt ist der allerfetteste mit 5%, die meisten Yoghurts haben 0% Fett. Bier aus der ganzen Welt und Wein von überall gibt es auch, wenn man das bezahlen mag.
Nur die Preise!!! Eine Orange 3$, eine Wassermelone 17$, Baguette 4$, eine Tiefkühlpizza 14$. Und so geht es weiter, da fragt man sich, wie das die Menschen machen, die hier auf der Insel leben und arbeiten, und nicht unbedingt ein astronomisches Monatseinkommen haben.
Für uns ist es eine spannende Erfahrung. Die Wettervorhersage hält uns noch bis Montag hier fest, dann wollen wir weiter nach Long Island auf den Bahamas, 240 Seemeilen entfernt, mal sehen, was uns dort erwartet!