Die blaue Lagune

Nachdem der Anker sich tief in den Korallensand vor South Caicos/Cockburn eingegraben hat, klaren wir das Schiff auf und bereiten das Dinghy und alle notwendigen Papiere für die Fahrt zur Hafenbehörde vor. Im Hafen werden wir von einem freundlichen Herrn auf den richtigen Weg gebracht, denn die Kommandantur liegt im Nachbarbecken der kleinen Hafenanlage. Dort angekommen, werden wir von einer stimmgewaltigen freundlichen Dame begrüßt, bekommen ein Formular in die Hände gedrückt, mit Geschichten aus dem Privatleben der Beamtin versorgt und wir werden auch charmant danach befragt. Die Konversation dauert länger als der bürokratische Teil und nachdem wir für 50 Dollar ein Sieben-Tage-Permit erlangt haben, wird uns mitgeteilt, dass wir nun noch auf den Beamten von der Immigrationsbehörde warten sollen. Mittlerweile habe ich für die umstehenden Männer, die ein Fischerboot reparieren, ein paar Büchsen Bier von der Hexe geholt  und die Unterhaltungen plätschern so dahin. Der Immigrationsbeamte kommt 20 Minuten später, korrekt mit Uniform bekleidet und auch er händigt uns ein Formular aus, das wir beide jeweils apart ausfüllen müssen. Dann kommt noch der Einreisestempel in den Reisepass, und ab jetzt dürfen wir uns frei in den Caicos bewegen.Schnell geht es zum Boot zurück.

Beim anschließenden Kontrolltauchgang zum Anker finden wir unseren ersten Sanddollar, ein versteinertes Seeigelskelett. Die Sonne steht mittlerweile wegen des nahenden Sommers fast senkrecht über unserer Position, also nahezu an ihrem nördlichen Wendekreis und brennt entsprechend vom Himmel.

Nach dem Tauchgang und ein paar Schnorchelrunden sind wir so hungrig, seit dem Vorabend gab es nichts mehr zu essen und unsere Mägen knurren entsprechend. Eine vorgekochte Bolognesesoße mit Tagliatelle bringen die Erlösung. Dem Essen folgt ein Mittagsschlaf. Ausgeruht und entdeckungslustig machen wir uns abermals auf den Weg zum Ort. Da ist aber so rein garnichts los, die lokale Kneipe mit dem vielverpsrechenden Namen Sunsetcafe ist verwaist und als wir anklopfen sagt die Lady, dass für heute schon Feierabend sei. Beim Rundgang durch Cockburn fallen wir mit unserer weißen Haut schon sehr aus dem Rahmen, wir grüßen alle freundlich und umgekehrt ist es auch so.

Es gibt in Cockburn drei kleine Supermärkte, eine Bäckerei, einen Friseur, eine kleine Straßentankstelle, und einen Beautysalon für die Damen. Es leben ca. 1000 Menschen in diesem Ort. Kurz nach dem Spaziergang sind wir wieder an Bord und beschließen den Abend mit einem kalten Bier und einem gestreamten Film, bei dem wir jedoch gleich, noch vor 21 Uhr, einschlafen.

Am nächsten Morgen geht es mit dem Beiboot auf Entdeckungsreise in die tiefblaue Lagune, mit nur einem Meter Wassertiefe, zu dem wunderbaren Strand in der East Bay und einem unglaublich schönen Schnorchelausflug zum vorgelagerten Korallenriff. Was sich mir da an Fisch-und Korallenvielfalt bietet, übertrifft alle Erwartungen. Auf der Rückfahrt zum Schiff springt ein großer schwarzer Stachelrochen in circa zehn Meter Entfernung vor uns aus dem Wasser. Was für ein unvergessliches Erlebnis!

Nach einer kurzen Ruhepause geht es abermals zur East Bay, wir wollen im gleichnamigen Resort zu Abend essen und unsere Ankunft auf den Turks and Caicos feiern. Das Essen ist hervorragend und das Bier von hier mundet und hat zur Erheiterung noch eine kleine Geschichte, teilweise in der creolischen Sprache, auf der Flaschenrückseite abgedruckt.

Die Ernüchterung folgt leider prompt auf dem Nachhauseweg, der Propeller dreht bei höherer Drehzal durch, das heißt, dass das Gummi an der Propellernabe beschädigt ist. Nur im Leerlauf zieht sich die 1,5 Seemeilen lange Heimfahrt. Irgendwo müssen wir wohl auf der Hinfahrt oder kurz vorm Strand ein Unterwasserhinderniss mit der Schraube erwischt haben. Außer für Fahrten im Standgas ist der Motor mit dem Dinghý nicht mehr zu gebrauchen. Das ausgerechnet jetzt, in einer so abgelegenen Gegend.

Heute früh wälzen wir beide direkt das Internet und finden eine Motorenwerkstatt in Povidenciales, der Hauptstadt der Turks und Caicos. Da es Sonntags und die Werkstatt geschlossen ist, lichten wir den Anker und machen uns auf gut Glück auf den Weg dahin. Fast 80  Seemeilen sind es bis dort, Cornelia findet eine Flachwasserfahrrinne mit einer Mindesttiefe von 2,5 Meter, mit dem schönen Namen Starfish Channel, der mitten durch die Lagune führt.

Jetzt sind wir segelnd auf hellblauem Wasser unterwegs, ein Anblick, wie er schöner nicht sein kann, auch wenn es ein ungewohntes Gefühl ist, beständig den Grund unter dem Kat zu sehen.

Mitten im Channel kommt uns ein Katamaran mit deutscher Flagge entgegen, den wir schon vorher im AIS entdeckt haben. Wir plaudern ein halbe Stunde lang über die Funke, mit Martin, der gerade auf dem Weg nach Curacao ist, um das Boot dort für die Hurrikanzeit abzustellen. DieTalamoa ist die einzige Segelyacht, die uns bisher in der Inselwelt von Turks and Caicos begegnet ist.

Da wir die  Entfernung bis Povidenciales nicht vor dem Einbruch der Dunkelheit schaffen werden, wollen wir einen Zwischenstopp vor der kleinen Koralleninsel, French Cay einlegen. Insgesamt sind wir echt geplättet von der Schönheit, Klarheit und den Farben des  Wassers, so etwas haben wir noch nie vorher gesehen.

Der Beitrag sollte eigentlich gestern erscheinen, aber die Kurzwelle hat nicht so mitgespielt wie sie sollte.

 

 

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