Gestern ging es mit leichtem Wind und langsamer Fahrt nach Porquerolles. 9 Seemeilen, knapp 17 Kilometer, direkter Weg. Mehr als 3 Stunden haben wir für dieses kurze Seestück gebraucht. Die Langsamkeit des Seins und speziell die Langsamkeit des Segelns dabei usgiebig genossen. Das Meer, oder besser gesagt, die See war entsprechend ruhig. Es stand nur eine sanfte Dünung, ein langsames gleichmäßiges Auf und Ab. Vergleichbar mit einer Fahrt auf einer endlos geraden Landstraße durch eine sanft hügelige Landschaft. Porquerolles immer in Sicht links voraus, die Küste ein wenig weiter weg an Steuerbord. Ruhiges, entspanntes Dahinsegeln. Jeder, der anfällig ist für Seekrankheit, hätte sich über die gestrigen Bedingungen gefreut und wäre von dieser Geisel der Seefahrt verschont geblieben.
Cornelia hat in der Küche rumexperimentiert und dünne Scheiben einer Jamiknolle zu (nicht wirklich) leckeren Chips frittiert. Auch ein solches Tun ist nur bei ruhigster See möglich. Zu groß wäre sonst die Gefahr durch umherspritzendes Fett und rutschende Küchenutensilien. Es fällt nicht immer leicht, auf See zu kochen, manchmal hat Mann oder Frau nicht genug Hände, um alles festzuhalten, was sich durch die Schaukelei so alles in Bewegung setzt. Die Töpfe rutschen auf dem Kocher umher, Zutaten rutschen auf der Arbeitsfläche umher, Geschirr droht zu zerbrechen. Dabei aber bitte nicht das eigene Festhalten am Handgriff vergessen, denn sonst ist der slapstickhafte Abgang – ohne Applaus – schon vorprogrammiert. Wenn es draußen heiß hergeht, bleibt daher schon mal die Küche kalt, nicht nur bei uns. Aber, wie gesagt, gestern war alles anders, ruhiger, entspannter.
Porquerolles lockt wie eh und je mit seinem kleinen gemütlichen Dorf, zahlreichen Buchten, dem hügeligen dichtbewaldeten Landesinneren und einem schönen Hafen mit allem, was das Seglerherz froh stimmt. Nur bei den Hafengebühren kann von froh gestimmt keine Rede sein denn die sind mit 43 Euro auf Saisonniveau, nur in den Monaten Juli und August sind sie noch höher. Dafür sind die Preise für Dauerlieger im Winter rekordverdächtig niedrig. Wer drei Monate bleibt, bezahlt nur umgerechnet 10 Euro am Tag.
Trotz des bevorstehendem Winters ist der Dorfsupermarkt geöffnet und fast komplett bestückt, sodass auch den Winter durch diesbezüglich kein Versorgungsmangel entsteht. Der Fährverkehr zum Festland verläuft ebenso regelmäßig. Ein echtes Plus für die 200 Inselbewohner und für interessierte Besucher.
Porquerolles hinterlässt, zumindest tagsüber, auch außersaisonal einen belebten Eindruck. Morgen geht es auf Schusters Rappen ins Inselinnere.
Übrigens: Bis in die 1930er Jahre gehörte Porquerolles einem belgischen Industriellen. Angeblich überredete Madame Pompidou 1971 ihren Mann, den französischen Staatspräsidenten Georges Pompidou, die Insel im Namen des Staates zu kaufen.