Lautstark

Die Mangobäume hängen voller Früchte

Es gibt sogar Menschen, die soweit gehen und sagen, dass sie ohne dieses allnächtlich wiederkehrende Geräusch nicht schlafen können und ihnen etwas fehlen würde, wenn sie es anderen Plätzen der Erde nicht hören könnten. Wir haben ein paar Bloqbeiträge eher geschrieben, dass die Zikaden ein abendliches Konzert geben. Das ist schlichtweg falsch. Auf Martinique ist der Pfeiffrosch zuhause, und der gibt sein Bestes. Klein, laut und nachtaktiv, das sind wohl die zutreffendsten Eigenschaften des Geräuschkünstlers. Sein nächtliches Konzert, das von allen Hängen und Erhebungen widerhallt, auf der ganzen Insel zu hören und dem Klang der Zikaden doch sehr ähnlich ist, gehört genauso zu Martinique wie der Atlantik oder der immergrüne Regenwald. Wir erfreuen uns jeden Abend an dem Geräuschspektakel, auch wenn es gestern Abend zum ersten Mal nicht zu hören war, weil es von dem Klang der Trommeln und der Basslautsprecher übertönt wurde.

Gestern wurde König Karneval, eine Strohfigur, unter lauten karibischen Klängen auf einem Umzug, begleitet von zahlreichen tanzenden und feiernden Menschen zuerst durchs ganze St. Pierre und dann zum Strand gefahren. Dort wurde die symbolträchtige Figur als Zeichen zum Ende des diesjährigen Karnevals in Brand gesteckt. Weithin leuchtend, begleitet von ekstatischer Trommelmusik, geht die 5. Jahreszeit für dieses Jahr unwiederbringlich zu Ende. Wir genießen das Spektakel von Bord aus, während sich Ben und Lara in die Menge gestürzt haben und später begeistert davon berichten.

Der Vulkan in Wolken

Seit gestern ist unser Anker im sandigen Grund vor der ehemaligen Inselhauptstadt Saint Pierre eingegraben. St.Pierre erlangte durch ein sehr tragisches Ereignis eine weit über die Grenzen der Karibik hinausgehende traurige Berühmtheit. Wie fast alle Inseln im karibischen Inselbogen ist auch Martinique vulkanischen Ursprungs. Im Jahr 1902 gab es zahlreiche Warnzeichen, dass ein großer Ausbruch des Mont Pelé, oberhalb von St. Pierre, kurz bevorsteht. Tagelang setzte im April ein dichter Ascheregen aus dem 1370 Meter hohen, vulkanischen Berg den Bewohnern schwer zu. Frei lebende Tiere und Insekten haben die Region fluchtartig verlassen, den  Bewohnern von Saint Pierre hingegen wurde eine rechtzeitige Evakuierung aus der Todeszone des Vulkans verwehrt, die anstehenden Bezirkswahlen sollten nicht gestört werden, der damalige Bürgermeister bagatellisierte die eindeutigen Warnzeichen.

Der Bischofspalast

Am 8. Mai 1902 nahm dann die große Katastrophe ihren Lauf, die Kuppel des Vulkans kollabierte und ein  pyroklastischer Strom,  eine Glutwolke mit Temperaturen um die 800 Grad raste mit mehr als 100 Stundenkilometern über St. Pierre hinweg. 30.000 Menschen fanden dabei den Tod. Nur drei Bewohner überlebten dieses tragische Ereignis. Ein Matrose, der inhaftiert war, wurde durch die dicken Mauern des Gefängnisses von der Hitze verschont. Ein Mädchen flüchtete rechtzeitig mit einem kleinen Ruderboot und suchte Schutz in einer Felsspalte. Der Schuster des Ortes war am Ortsrand unterwegs, er überlebte mit schweren Verbrennungen und konnte sich in ein Nachbardorf retten.

Heutige Fischer beim Netzauslegen

17 ankernde Schiffe gingen in Brand auf und sanken, nur dem Dampfer Roddam gelang die Flucht, aber auch auf diesem Schiff gab es zahlreiche schwer Verwundete und Tote durch den Hitzestrom. Noch heute erinnern zahlreiche Ruinen, Gedenkstätten und ein Museum an die Tragödie. Das aktuelle St. Pierre ist ein bunter, quirliger karibischer Ort, der einen Besuch lohnt.

Der Vulkankrater, die Caldera, ist meistens in Wolken gehüllt, die feuchte Luft fängt sich am Berg und es regnet häufig. Wer zum Vulkankrater will, muss ein Auto mieten und entweder zur ersten oder zweiten Schutzhütte fahren und von dort den mehrstündigen Aufstieg wagen. Verschiedene Wanderführer im Internet informieren ausführlich.

Der kochende Kneipenwirt aus St. Pierre ist BvB-Fan!

Seit heute haben wir ein Auto gemietet, um zum Einen die Insel zu entdecken, aber vor Allem um morgen den Autopilot in Le Marin abzuholen. Wir wissen immer noch nicht, ob der nun repariert ist, zu unpräzise ist die Kommunikation, wir sind sehr gespannt. Aber egal ob repariert oder immer noch leckend, wir nehmen wir den Hydraulikpilot mit nach Guadeloupe, wo es Anfang nächster Woche hingehen soll.

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2 Antworten zu Lautstark

  1. Astrid Rosbach sagt:

    Es geht ein Bus direkt zur Schutzhütte

  2. Franz Aulbach sagt:

    Wenn Ihr mal wieder Lust auf deftiges Essen mit Sauerkraut habt, so gibt es im Ort einen Elsässischen Wirt, der Kocht wie in der Heimat. Ist vom Ortsplatz/Dingisteg nach rechts, dann auf der linken Seite! Er hatte auch ein in der Bucht noch sehr gut nutzbares WLAN.
    Viele Grüße aus Aschaffenburg
    Franz und Christine
    PS: sind bei den letzten Abstimmungen für unsere O45, die Anfang Oktober fertig sein soll!

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