Ohne Überschrift

Seit fünf Tagen ist die Capitania auf Familienurlaub in Deutschland, und ich bin allein an Bord. Ich habe sozusagen das Oberkommando über unseren Katamaran, der an seinem angestammten Liegeplatz im Hafen von Puerto Calero schwimmt. Sowohl das Dasein im Hafen als auch die Tage ohne Cornelia, fühlen sich ziemlich fremd an, obwohl ja beides in der Vergangenheit schon mal so gewesen ist.

Der frisch gestrichene Bugstauraum

Nach der langen Reisezeit sind wir nun auf gewisse Art angebunden, also das Schiff und ich, die unendliche (Sicht-) Weite des Atlantiks beschränkt sich nun auf den Ausblick über das Hafenbecken und dessen umgebende Hafenmauer, und die monatelange andauernde Zweisamkeit ist einer gewissen Leere gewichen. Doch es gibt glücklicherweise einige Projekte, die ich ohne Hilfe von Experten umsetzen kann. Als erstes ist der große Bugstauraum auf der Steuerbordseite dran, der einen neuen Oberflächenanstrich benötigt. Reinigen, schleifen, dann mit Verdünner reinigen, abkleben, was nicht gestrichen werden soll, das sind die Vorarbeiten, die gewohnheitsgemäß viel Zeit in Anspruch nehmen. Die speziell abgestimmte und angemischte Farbe ist dann schnell aufgebracht. Nach eineinhalb Arbeitstagen kann das Resultat sich wirklich sehen lassen.

Weitere kleine Arbeiten folgen: Die Segelpersenning wird an einigen Stellen ausgebessert, das ganze Boot einmal mit Bootsshampoo eingeseift und gründlich gespült. Die Bilge im Eignerbad wird an einigen Stellen gestrichen. Der Hydrogenerator wird zerlegt und der Schaft an einigen Stellen mit Sprühlack ausgebessert (den defekten Teil mit dem Elektromotor hat dankenswerter Weise der Gutachter von Pantaenius mit nach Deutschland genommen, um ihn schnellstmöglich zu Watt&Sea zu senden), die Rettungsinsel ist aus ihrem Stauraum rausgeholt, das Stauraumfach wird entsalzen und die inneren Edelstahlhalter entrostet. Kondenswasser wird aus beiden Kollisionsräumen entfernt und die Lüftungsdeckel bleiben jetzt im Hafen offen. Abends gönne ich mir dann eine atlantische Weitsicht und ein Bier im Upperdeck.

Wildlife an der Hafenmauer

Die Fernsicht ist für kanarische Verhältnisse zur Zeit aber auch wirklich hervorragend, der Passatwind ist im Ruhemodus und keine Sandkorn aus der Sahara in Sicht. Fuerteventura, die Nachbarinsel liegt zum Greifen nah und hebt sich bis weit zu ihren südlichen Ufern vom Horizont ab.

Mit dem Ersatz für unseren großen bunten Gennaker tun wir uns noch ein bisschen schwer. Die Angebote von den verschiedenen Segelmachern variieren nicht so sehr im Preis, sondern mehr im Tuchgewicht, das in der Einheit Unzen (Kurzform oz), angegeben wird. Die leichtesten Modelle werden mit einem 1,5 oz leichten Tuch (entspricht 42 Gramm Quadratmeter gefertigt und das schwerste Segeltuchangebot liegt bei 3,2 (entspricht 90 Gramm/Quadratmeter). Bei einer Gesamtfläche des Gennakers von ca. 210 Quadratmetern bedeutet das einen signifikanten Gewichtsunterschied, der entweder das Handling des Segels erschwert oder leichter macht, je nach Wahl. Die zusätzliche sonstige Ausstattung, die neben dem Tuch zum Segelgewicht dazukommt, wie das Antitorsionskabel, die Beschläge, die Verstärkungen im Segel und der Kompressionssack sind bei allen angebotenen Angeboten nahezu identisch

Jetzt müssen wir uns bald für einen Segelmacher entscheiden, da gilt wohl, wer die Wahl hat, hat die Qual.

Dieser Beitrag wurde unter Leben an Bord veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Ohne Überschrift

  1. Gudrun sagt:

    Es gibt immer was zu tun … aber mit welcher Sorgfalt ihr euer Boot pflegt und hegt einfach top!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert