Dauerregen

Die Zone technique

und anhaltende Gewitter sind seit letzter Nacht das vorherrschende Wetterszenario in LGM. Da köchelt was in der südfranzösischen Wetterküche. Leider hatte die Capitania ihr gesamtes Schuhkontingent zeitgleich unterm Steuerrad geparkt. Jetzt muss sie mit ihren Crocs zum heutigen Friseurtermin radeln und ist davon nur mäßig begeistert.

Wir wurden gut von Outremer in der “Zone technique“, an unserem Liegeplatz für die nächsten Wochen empfangen, wo alle Arbeiten rund ums Schiff erledigt werden sollen. Olivier hatte extra die Hafenkamera im Auge, um uns beim Anlegen zu helfen, eine gute Tat bei dem ablandigen Wind.

Die neue Gunboat-Halle

Im Moment ist das Schiff in eine Werkstatt verwandelt, die Schiebetür zum Eignerrumpf ist ausgebaut, ebenso die Deckenverkleidungen, um eine Relingstütze neu einzudichten. Der Gelcoatspezialist hat sich ausgebreitet und beseitigt kleine Schönheitsmängel in der Außenhaut der Hexe. Gleichzeitig verbessern die Mitarbeiter von Atelier Bilbo die Abspannung unseres Cockpitzelts an einer Stelle  und ein gerissenes Haltegummi wird ausgetauscht. Für den späten Nachmittag haben sich die Rigger angekündigt, um das Vorstagsprofil zu kontrollieren, die Wanten ein bisschen zu spannen und eine Reffleine auszutauschen. Man ist spürbar bemüht um das Wohlergehen unseres Bootes.

Mittlerweile hat sich auch einiges rund um die  Gunboat-Katamaranproduktion in LGM getan, die schöne neue Produktionshalle ist fertig und die Baunummer eins  des 68-Fuss-Katamarans läuft vollumfänglich. Die Wasserung ist für Oktober geplant.

Samy am weißen Sandstrand

Samy genießt die Zeit, die wir mit ihm in den weitläufigen Parks  und am Strand von LGM verbringen und erfreut sich am restriktionsfreien Zugang in alle möglichen Kneipen. OK, ob er sich über letzteres freut, lassen wir mal dahingestellt sein, wir sind jedenfalls recht glücklich über den Umstand, dass er in jede Kneipe und jedes Restaurant darf. Die Fußball-WM steht vor der Tür und der eine oder andere Franzose frotzelt schon mal rum, wie lange wir unsere WM-Sommerpause planen müssen, oder ob wir relativ schnell wieder zurück zum Schiff kommen können. Mmmh, ich weiß ja nicht, wie lange das Sommermärchen für unsere französischen Freunde andauern wird, aber ein Match zwischen „Les Bleus“ und Jogis Jungs wäre schon nicht schlecht.

Übrigens, unser 1. Video von dem Törn Lanzarote nach Südfrankreich ist online, und hier zu besichtigen.

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Der vorläufig letzte…

…Blogbeitrag von unterwegs. Dunkel legt sich die Nacht über uns, Wolken bedecken den Himmel, nur vereinzelt sind Sterne zu sehen. Anders als in den südlicheren Gefilden der Kanaren wird es jede Nacht draußen richtig gehend feucht und das ganze Deck ist nass. Der Wind hat uns heute bis nach Rosas gepustet, ein sehr schöner Segeltag geht zu Ende und mit dem Einzug der Nacht geht der Wind schlafen. Cornelia hat gerade ihre abendliche Amateurfunkrunde beendet, und hatte Funkkontake nach Wien, zu einem Segler auf Rügen, und einem Amateutfunker aus Düsseldorf. Die abendliche Funkrunde wird von Michael aus Östereich moderiert und wenn er spricht, verstehen wir ihn so gut, als wenn er neben uns stehen würde. Er muss eine sehr starke Amateurfunkanlage haben und kann seine Antenne ausrichten. Es ist schon erstaunlich, wie weit man mit unserer kleinen Sende- und Empfangsanlage kommt. Wir sind sehr froh, dass es diese Funkrunden gibt. Es vermittelt uns ein gutes Gefühl, dass wir auch mitten auf dem Meer, fernab von jeder Küste, mit Landfunkstellen kommunizieren können und auch bei einem möglichen Notfall jemand erreichbar ist.
Wir sind jetzt am Anfang unserer vorerst letzten Nacht auf See und irgendwie macht sich ein bisschen Wehmut breit. Seit wir von Lanzarote weg sind, waren das Meer und die Wettergötter gut zu uns. Es gab keine Kämpfe gegen die Unbillen der Natur, nur ein paar Gefechte gegen die Tücken der Technik. Fast 1300 Seemeilen liegen seit den Kanaren jetzt in unserem Kielwasser, knapp 6500 Seemeilen sind wir mit unsere Hexe seit März 2017 gesegelt. Noch wissen wir nicht, wann unsere Segelreise weiter geht, wir hoffen bald von Outremer zu erfahren, wie viel Zeit für die Garantiearbeiten am Schiff benötigt wird.
Im Moment fahren wir in eine dunkle Nacht hinein, der abnehmende Mond wird erst um 02:00 Uhr aufgehen, bis dahin müssen das Radar und das AIS unsere Augen sein. Und weil das mit dem Funken so viel Spaß emacht hat, stellt die Capitania diesen Bericht nicht über einen Handy-Hotspot, sondern über das Pactor-Modem via Airmail rein.

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Adieu Barcelona

Montag, 4. Mai 2018, Baro  1011, sonnig, warm, Wind S 3-4

Machen doch tatsächlich die Supermärkte an einem Montag Morgen in Barcelona erst um 09:00 Uhr auf! Ich kaufe Obst, Salat und Oliven auf dem Markt, dann muss ich warten, bis endlich die Tür zum Lebensmittelgeschäft aufgeschlossen wird, denn Samy braucht noch Hundefutter für die letzte Etappe. Die Kommunikation mit Osteopathenfreundin Katie ist auch suboptimal, so steht sie erst am Tor der Marina, als wir bereits die Leinen los haben. Die Begegnung muss bis zum nächsten Mal im Sommer warten. Um 11:00 Uhr haben wir den Code D gesetzt, der Wind hat aufgefrischt, 9 – 10 Knoten, wir segeln mal wieder mit über sieben Knoten Fahrt dahin. Bis La Grande Motte sind es 167 Meilen, spätestens Dienstag Abend wollen wir dort sein.

Adieu Barcelona

Barcelona hat uns – wieder einmal – sehr gut gefallen. Mit Ralf und Inge waren wir auf dem großen Markt bei den Ramblas, und übereinstimmend der Meinung, dass wir viel günstiger auf unserem kleinen Markt in der Barceloneta einkaufen können, für die Hälfte des Preises. Aber natürlich ist es wunderschön anzuschauen, wie die Händler hier ihre Waren präsentieren, diese unglaubliche Vielfalt an bunten Früchten, und natürlich die Fischstände mit allem, was das Meer zu bieten hat. Durch das lange Wochenende ist es noch voller als sonst, und wir verdrücken uns schnell wieder in die verwinkelten Straßen der Altstadt. Hier gibt es doch jedes Mal etwas Neues zu entdecken, da ein Frisör mit historischen Möbeln und Geräten, da ein neuer Designer, hier eine neue Bar und die schönen Plätze und die schmalen Gassen mit den hochgebauten Häusern. „Schau mal, in der Gasse kann man sich vom Nachbarn gegenüber eine Zitrone übers Fenster leihen!“, sagt Volker über so ein ganz enges Gässchen, durch das kaum ein Kleinwagen fahren könnte.

Wir gehen zum Park Olimpico, damit Samy ein bisschen Auslauf hat, spazieren am Strand entlang zurück zum Hafen, ich liebe am meisten die Barceloneta, das Viertel zwischen Hafen und Olimpic Park, in dem es viele kleine Läden, Tapas-Bars, Bäcker, Gemüsegeschäfte, und Cafés gibt. Hier ist immer was los, morgens und am Nachmittag sind die alten Leute unterwegs, die weißhaarigen Damen treffen sich auf einen Kaffee und eine Zigarette auf dem großen Platz, gegen Abend wird das Publikum jünger, und die Bars und Restaurants füllen sich.

Am Sonntag hatten wir wirklich Pech mit dem Wetter, es war morgens schon grau und nicht warm, als Ralf und ich auf dem Platz einen kleinen Café trinken, aber nach dem gemeinsamen Frühstück fing es an zu regnen. Trotzdem haben wir uns aufgemacht, um uns mal die noch im Aufbau befindliche neue Marina anzuschauen, ob das denn eine Alternative zu den eher gehobenen Preisen von der One Ocean Port Marina Vell wäre. Im Moment ist sie das definitiv noch nicht, und wenn sie mal wirklich schön ausgebaut ist, liegt sie halt doch weit ab vom Zentrum. Vor allem, wenn man, wie wir, wegen des Hundes nicht mit dem Bus fahren kann. Blöd! Auf dem Heimweg zum Boot fing es dann definitiv an zu schütten, den Nachmittag konnten wir nur unter Decken mit Film auf dem Laptop verbringen, so viel Wasser fiel aus dem Himmel. Erst nach 18 Uhr verzogen sich die Wolke, Zeit für einen weiteren Spaziergang mit der Malwieder-Crew, diesmal zum großen Hafen, wo auch die königlichen Yachtclubs ihren Platz haben und an den großen Motoryachten vorbei.

Zum Abschiedsessen bekommen wir einen Platz in einer wunderbaren kleinen Tapasbar, der Hund darf mit hinein, wir erfreuen uns ein letztes Mal vor der Heimreise an Chipirones, Berenjenas und Oliven.

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Sailing home Teil 3: Wenig Wind

Mittwoch, 30. Mai 2018, Baro 1012, sonnig, Wind SSW um 4, Cartagena 09:30

Der Gang zum Lieblingsbäcker „Davo“ darf nicht fehlen am Morgen vor dem Ablegen, natürlich bekomme ich zu meinen zwei Baguettes und dem Schokocroissant mit weißer (!) Schokolade und dem Engelshaar noch zwei runde Brötchen geschenkt, dann schnell die Leinen los und raus aus dem Hafen, Segel hoch und schon läuft die Hexe wieder los. 280 Seemeilen bis Barcelona liegen vor uns, der Liegeplatz ist reserviert, bis Freitag früh sollten wir dort sein.

Unser Weg führt uns um das Cabo de Palos an der Isla Hormiga, ein paar ins Meer geworfenen Steinhaufen mit einem Leuchtturm vorbei. Plötzlich kommt uns ein Fischerboot mit sehr großer Geschwindigkeit entgegen, und hält voll auf uns zu, ohne auch nur ein bisschen von seinem Kurs abzuweichen. Er muss doch sehen, dass wir auf Vorwindkurs sind und nicht so leicht ausweichen können! Egal, ein bisschen luven geht immer, irgendwann ist er neben uns und Volker klatscht ihm Beifall, allerdings glaube ich nicht, dass das den Schumi-Fahrer interessiert.

Anfänglich sind wir noch mit Code D unterwegs, dann frischt der Wind auf 20 Knoten auf und wir müssen das bunte Vorsegel einrollen. Die Genua kommt raus zum Schmetterling. Glücklicherweise bleibt der Wind mit 13 – 15 Knoten, nachmittags frischt er wieder auf auf bis zu 20 Knoten, die Genua wird ein bisschen eingedreht, damit sie nicht schlägt, wenn die Hexe sich in den Wellen nach der einen oder anderen Seite dreht. Wir genießen das Segeln bei Sonnenschein.

Nach unserem üblichen Sundowner verabschiedet sich leider auch der Wind, wir machen den Motor an, dann versucht Volker es noch einmal mit dem Code D, dann motoren wir wieder, dann wieder Code D nach dem Film um 00:30, seit 01:00 zieht die „bleierne Genua“ den Kahn.

Zum Abendessen gibt es Krautfleckerln, wir schlagen uns die Bäuche voll, bis nichts mehr reingeht. Volker wünscht sich Abendkino, wir haben auf dem PC einen Film von Peter, den wir noch nicht angeschaut haben, „Rossini“, oder „wer mit wem schlief“. Köstlich, eine Persiflage auf die deutsche Filmemacher-Szene in dem italienischen Restaurant Rossini. mit allen, die in der deutschen Filmwelt Rang und Namen haben, Gütz George, Gudrun Landgrebe, Jan-Josef Loefers, Veronika Ferres, Heiner Lauterbach und und und… Es hat uns viel Spaß gemacht, auch wenn wir von einem blöden Fischer unterbrochen wurden, der, während er ganz bei uns in der Nähe war, in voller Fahrt von über acht Knoten fortwährend seinen Kurs geändert hat.

Donnerstag, 31. Mai 2018, Baro unverändert 1012, Wind S 6 Knoten, auf See

um 00:30 gehe ich ins Bett, Volker bewacht den Code D, den er aber kurze Zeit später wieder birgt. Um 02:30 werde ich wach, gehe nach oben, und löse den Skipper ab, der es sich sofort auf unserer breiten Salon-Liegewiese bequem macht. Für die Überfahrt haben wir den Tisch abgesenkt, und können dort gemütlich liegen. Das Cabo de la Nao haben wir längst passiert, um 03:45 werden wir außerhalb der 12-Meilen-Zone sein.

Der Skipper ist um 04:30 ins die Koje gegangen, ich stelle mir einen Timer, um regelmäßig auf  dem kleinen Bildschirm Kurs, Wind und die anderen Schiffe zu überprüfen, bin aber immer vorher aktiv, weil irgendwer im Funk ruft. Um 05:50 werde ich von einem Funkanruf mit „Hexe, Hexe, this is Vehintisiete,, do you read me?“ Schnell springe ich auf und antworte, wir gehen auf den Arbeitskanal 06, und mir wird erklärt, dass die Vehintisiete Kabel repariert, und ich zwei Meilen davon wegbleiben muss. Ich hatte die beiden Schiff schon im AIS gesehen, da waren sie aber noch über 15 Meilen weg, und ich wollte erst einmal abwarten. Na, klar, nun ändere ich meinen Kurs wie versprochen auf 20°, das bringt die Hexe in dem gebotenen Abstand an den Arbeiten vorbei. Um 06:40 sind die beiden Arbeitsboote querab, und ich kann wieder auf den ursprünglichen Kurs gehen. Gerade da geht auch die Sonne strahlend über dem Wasser auf, ein wunderschöner Anblick.Das Meer ist still, der Windmesser zeigt 2,5 Knoten an, keine Chance zu segeln.

Leider bleibt das so den ganzen Tag, am Morgen kommen einmal vier kleine Delfine und spielen kurz an unserem Bug, doch schon bald sind sie wieder verschwunden. Der eine stößt sich noch an der Rumpfspitze, als er plötzlich nach links wegschwimmt.15:30 Uhr: Samy ist gelangweilt, der Skipper auch, noch 100 Meilen bis Barcelona.

Um 16:30 Uhr starten wir einen Segelversuch mit dem Code D, der Wind hat auf acht Knoten aufgefrischt, juchhe! Wir segeln über das spiegelglatte Meer mit über sechs Knoten. Winzig kleine Portugiesische Galeeren schwimmen vorbei, ich weiß schon, warum ich vorhin das Angebot des Skippers, schwimmen zu gehen, nicht angenommen habe, brrr!

Zum abendlichen Sundowner kommen Delfine aus mindestens drei verschiedenen Delfinrudeln zu Besuch, immer nur für kurze Zeit, aber wegen des klaren Wassers kann man sie wunderbar sehen und filmen. Dieser Moment des Tages ist für uns etwas ganz Besonderes geworden. Ich freue mich sehr auf die kleine Stunde, in der wir einfach nur so dasitzen mit unserem alkoholfreien Bier und miteinander sprechen. Das klingt blöd, denn a) haben wir ja den ganzen Tag Zeit, und b) sind wir sowieso immer zusammen. Klar, aber normalerweise ist jeder mit irgendetwas beschäftigt, allem voran dem Schlafen, da wir es ja versetzt tun müssen, ist damit schon ein großer Teil des Tages ausgelastet. Ansonsten ist es das Lesen, Filme schneiden, Logbuch schreiben, Boot putzen, und was einem noch so an Aktivitäten einfallen mag. Nur das Angeln haben wir diesmal ausgelassen, weil es mir Leid tut, nur für mich allein so einen Fisch aus dem Wasser zu ziehen. Das holen wir mit den nächsten Gästen nach.

Zum Abendessen hat Volker die Reste der Lasagne aufgetaut sowie, auf meinen Wunsch hin, einen Rote-Beete-Salat gemacht, wir essen bei Sonnenschein im Cockpitzelt, anschließend erfreuen  wir uns an dem Film „Fack you Göthe“ aus unser Mediathek. Um 23 Uhr verziehe ich mich ins Bett, und Volker macht freundlicherweise den Motor von dem anderen Rumpf an, damit es in der Kabine nicht so laut ist.

Freitag, 1. Mai 2018, 02:30, Baro 1015, sternenklar, kein Wind
auf See, Position 40°45.83 N / 001°44.29 E, unter Motor Kurs 31°

Ich wache auf von dem Gebimmel des Raymarine-Gerätes, weil der überholende Frachter näher als zwei Meilen an uns herankommen wird. Jetzt kann der Skipper schlafen, ich übernehme die Wache. Das Meer ist womöglich noch glatter als gestern,  der nicht mehr ganz volle Mond erhellt das spiegelnde Wasser. Barcelona ist noch über siebzig Kilometer entfernt, trotzdem sieht man schon einen leichten Lichtschein am Horizont.

08:00 Uhr, noch zehn Meilen bis Barcelona. Jetzt wird es voll auf dem Meer. Gleich zwei Fischerboote liegen auf Kollisionskurs zu uns, jetzt heißt es wirklich aufpassen, nicht nur auf die Fischer, auch große Fähren verkehren hier, Frachter, Tanker, sie alle wollen in den großen Hafen von Barcelona. Wie wir auch.

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Des Skippers philosophische Betrachtungen

Breit über den Horizont dehnt sich das spiegelglatte blaue Meer aus, Bewegungen an seiner Oberfläche ­- Fehlanzeige. Nicht einmal eine leichte Windkräuselung ist erkennbar. Dazu schiebt sich die Sonne langsam und träge über die östliche Kimm und taucht die platte See in eine Variation aus gelb-orange. Der Motor brummelt in seinem Abteil stoisch-gleichmäßig vor sich hin, wie er es schon seit gestern Abend tut, die Bootsgewschwindigkeit ist dabei so konstant, als wäre sie über einem Tempomat eingestellt. Der Windmesser zeigt 0,8 – 1,0 Knoten Windgeschwindigkeit und unseren Rythmus passen wir den äußeren Umständen an. Wir schlafen und wachen, alle 20 Minuten gibt es einen Rundumblick, und danach geht es wieder in die waagerechte zum nächsten Schlummer. Selbst Samy verlegt sich nur hin und wieder auf einen anderen Fleck und und gibt sich ansonsten dem meditativen Nichtstun hin.
Genuss, Monotonie, Langeweile, totale Entspannung, Gleichförmigkeit, von allem ein bisschen steckt in unserem heutigen Tagesablauf. Auch für die nächste Nacht wollen die Götter des Windes kein Blaskonzert veranstalten und topographisch-thermische Windeffekte entfallen heute ebenfalls. Unser kleiner Lebenskosmos wird sich also auch weiterhin mit konstanten 10-12 Sundenkilometern fortbewegen und anstelle der Sonne wird heute Abend der volle Mond am östlichen Himmelsfirmament aufgehen. Auch schön.

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Viel zu kurz

Viele schöne Erinnerungen, Freundschaften und Erlebnisse verbinden uns mit Cartagena, das wir im Januar 2015 erstmalig mit unserer alten Hexe besucht haben. Die Schönheit der Stadt mit ihrer allgegenwärtig spürbaren Historie, der sichere ganzjährig belebte Yachthafen, die weitläufigen Grünanlagen und Boulevards, die zum Bummeln und Verweilen einladen, machen aus Cartagena ein stimmiges Gesamtparket für einen langen Aufenthalt. Wir haben diesmal leider nur eine Nacht dort verbracht und segeln schon wieder, von einem kräftigen achterlichen Wind angetrieben, weiter nach Barcelona. Beate, Bernhard und Alexander, wir danken Euch ganz herzlich für die Mithilfe bei der kleinen Notreparatur mit unserem unglückseligen Lümmelbeschlag, für eure Gastfreundschaft, auch von Samy, fürs leckere Abendesse sowieso und wünschen Euch für Eure Sommerreise viele positive Erlebnisse und “fair winds from behind”.
Vor unserem Bug liegen 280 zu segelnde Seemeilen mit viel Wind am heutigen Tag und wechselnden Windprognosen bis zu unserer voraussichtlichen Ankunft am Freitagmorgen. Wir haben im One Ocean Port/Marina Vell einen Liegeplatz für zwei Nächte bis Sonntag reserviert. Dort werden wir Ralf und Inge-Lore von der SY “Malwieder” treffen, worauf wir uns sehr freuen.Die beiden gehen diesen Herbst auf Weltumsegelung, aber wir hoffen, dass wir uns nach Barcelona nochmal, in Lagos oder auf den Kanaren, im Frühherbst wiedersehen.
Zur Zeit sind wir mit zügigen acht bis zehn Knoten unterwegs, der Wind ist deutlich stärker als vorhergesagt, Cornelia bemerkt gerade, dass soviel Wind in keinem Wetterbericht vorhergesagt ist. ich versuche es trotzdem mal zu erklären, weiß aber nicht ob ich Recht damit habe. Für die Abweichungen sind meines Erachtens häufig lokale Einflüsse ausschlaggebend. Über der auf Backbord liegenden Küste bilden sich im Moment Cumulus -Wolken, was zum einen darauf hin deutet, dass sich die Luft überm Land sehr stark erwärmt und dass zum anderen vom Meer feuchte kühle Luftmassen nachströmen. Die Cumuluswolken sind nach oben hin blumenkohlartig ausgebildet und steigen immer höher, dadurch entsteht am Küstensaum (und nah dahinter) ein massiver Unterdruck. In der Folge wird die Luft vom Meer immer schneller in den Unterdruck gezogen, ergo gibt es mehr Wind auf dem Meer. Gut für uns , schlecht für die Urlauber an den Stränden, die wahrscheinlich vom kalten auflandigen Wind ausgekühlt werden. Dieses Phänomen hat eben absolut garnix mit irgendwelchen großen Wettersystemen zu tun, und nach dem nächsten Kap kann der Wind genauso schnell weg sein, wie er gekommen ist.
Danke für eure Geduld:-)

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Sailing home 2. Teil

Dienstag, 29. Mai 2018, Baro 1012, sternenklar, Wind W um 6
auf See, Position 05:00 36°37.419 N / 002°13.656 W
Das war schon schaukelig heute Nacht auf dem Vorwindkurs! Der Wind weht die ganze Nacht zwischen 20 und 28 Knoten und die Wellen sind sicher zwei bis drei Meter hoch. Meistens sind wir sehr schnell unterwegs, nur wenn die Ströung bremst, wird es ein bisschen langsamer, aber nie unter sechs Knoten, und wir bleiben bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von achteinhalb Knoten.
um 02:00 starte ich den ersten Versuch, Volker abzulösen, aber er meint, er wolle noch eine Stunde weitermachen, dann würde er mich wecken. Die Nacht ist sternenklar, und der Vollmond scheint so hell, dass er das Licht der Sterne übertönt. Um 02:55 dann der Ruf: „Cornelia!“ Schnell springe ich auf, der Skipper hat den Spannungswandler eingeschaltet, um sein Handy zu laden, und plötzlich werden 50 Ampère aus der Batterie gezogen. Die Waschmaschine und die Kaffeemaschine haben sich eingeschaltet, obwohl sie vorher definitiv ausgeschaltet waren. Seltsam!
Jetzt übernehme ich die Wache, Volker geht schlafen, aber leider erstmal nur eine Dreiviertelsunde, denn um 03:45 ändert sich plötzlich stetig mein Kurs, der Autopilot ist ausgeschaltet und reagiert erstmal nicht auf meine neuen Einstellungen, „Volker, Du musst kommen und mir helfen“, rufe ich ganz laut, und er ist auch sofort da. Ich hatte nur Befürchtungen, dass es wieder das Phänomen von Freitag Abend wäre, aber wahrscheinlich bin ich nur aus Versehen auf eine Taste an der Fernbedienung gekommen.Um 04:30 schiften wir die Genua, weg vom Vorwindkurs wir gehen auf Kurs 62°, das bringt uns in gehörigem Abstand um das Cabo de Gata. Das heißt so, weil es tatsächlich aus einem bestimmten Winkel wie ein Katzenkopf aussieht, und es ist berühmt-berüchtigt wegen starker Winde und tückischer Wellen. Den Schiffsverkehr mit den großen Fähren und Frachtern, die zwischen Gibraltar und Süditalien, Griechenland, der Türkei und der arabischen Welt verkehren, habe wir hinter uns gelassen, jetzt heißt es eher, auf Fischerboote aufzupassen. Ich lasse das Radar mitlaufen, alle 15 Minuten stellt es sich an, und sollte mich warnen, wenn ein Echo uns in 12 Minuten näher als zwei Meilen kommt. So macht das auch das AIS, aber nicht alle Fischer haben AIS oder schalten es ein, wie wir spätestens seit Marokko wissen.
05:50 kommt die erste zarte Helligkeit im Osten, wir sind inzwischen fast auf Kurs Richtung Cartagena, der Wind hat nachgelassen und die Wellen werden ebenfalls deutlich kleiner. Zeit für den ersten Kaffee! Um 06:30 hat jemand den Schalter umgelegt, der Wind wird immer schwächer und auch das aufgeregte Meer, das uns von Gibraltar aus begleitet hat, hat offensichtlich Baldrian genommen, alles wird still. Ich habe die Genua schon ausgerefft, aber jetzt muss ich bald den Skipper wecken, damit wir auch das Reff im Großsegel ausschütten.Doch die Reffs bleiben im Großsegel, denn der Wind wird immer schwächer, und bald müssen wir motoren, das geht besser mit dem gerefften Großsegel, dann schlägt das nicht.
Im Gegensatz zu gestern ist der Dienstag eher ruhig, wir holen den Schlaf der vergangenen Nacht nach, dann können wir auch wieder segeln, und um 17:30 Uhr sind wir nach 247 Meilen in Cartagena am Liegeplatz. Dort erwarten uns schon Beate und Bernhard mit Sohn Alex von der Aurora, groß ist die Wiedersehensfreude nach einem halben Jahr. Am Abend sind wir mit den australischen Freunden von der X-Yacht bei ihnen zum Essen eingeladen, wir verbringen einen absolut vergnüglichen Abend. Morgen früh geht es leider schon wieder weiter nach Barcelona, obwohl ich mich bei meinem kurzen hundespaziergängen wieder sehr an der Stadt erfreut habe. Aber wir werden zurück kommen!

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Und wieder auf dem Wasser

Montag, 28. Mai 2018, Baro 1013, sonnig, Wind W um 6, La Linea 09:20 

Heute morgen darf der Hund noch einmal auf festem Boden spazieren gehen. Die Marina Alcaidesa ist komplett eingezäunt, aber es ist so ein großes Gelände, dass es selbst für den Morgenspaziergang ausreichend ist. Segelfreund Harald von der Pohlaris hat uns Brötchen gebracht, auch ein Hörnchen war dabei, schön, dass wir uns gestern hier getroffen haben und einen so schönen Abend mit ihm und Sohn Julian erleben konnten. Wir zahlen die Liegegebühr, mit 58 Euro in der Hochsaison ist sie eher auf der günstigen Seite, und kurz nach neun Uhr sind die Leinen los. Jetzt noch zur Tankstelle in Gibraltar, dort gibt es zollfreien Diesel für 0,53 britische Pfund (oder Euro? ) pro Liter. um ca. 10.00 Uhr legen wir von der Tankstelle ab, in der Bucht kommen die Fender weg, und das Großsegel bis zum zweiten Reff hoch, wir bewundern den sonnenbeschienenen „Rock“, dann geht es ab auf Vorwindkurs nach Osten. Ziel ist Cartagena, irgendwann zwischen morgen Nachmittag und morgen Nacht sollten wir dort sein, je nach Wind und Strom.

13:00 Uhr, der Wind bleibt, zwischen 22 und 26 Knoten, der Strom hat sich gedreht und schiebt kräftig mit, wir sind immer 8 – 10 Knoten schnell. Zwischendurch flaut der Wind ein bisschen ab, Volker denkt schon ans Ausreffen, glücklicherweise lassen wir das sein, denn ab dem Nachmittag frischt der Wind wieder auf, wir haben Spitzengeschwindigkeiten von über 15 und 16 Knoten Fahrt, hoffentlich hält alles am Boot.

Zu meiner Enttäuschung bekomme ich über das Pactor-Modem zwar Wetterberichte rein, super schnell, und mehrfach, aber sie sind nicht zu gebrauchen, es gibt keine Windpfeile, keine Windstärken, gar nichts wird angezeigt. Lediglich das Gebiet, für das ich den Wetterbericht angefordert habe, ist in der Helligkeit unterschieden von dem Rest. Ich probiere es mit älteren Daten, da klappt alles, warum jetzt nicht? Ich habe doch gar nichts verändert! Per Mail frage ich bei Ralf und Inge nach, ob sie das Phänomen kennen, und hänge die letzte Datei an, mal sehen, ob sie es heute Abend lesen und mir helfen können.

Ralf hat geantwortet und neue Gribfiles geschickt, die ich einlesen konnte, wunderbar. Der Wind bleibt so, wie er im Moment weht, auf jeden Fall bis zum Cabo de Gata, dort müssen wir anluven auf 47°, im Moment fahren wir eher 80°. Aber warum meine Datei „Schrott“ war, wie er es nannte, konnte er mir auch nicht sagen. Wenn das morgen nicht besser wird, muss ich alle Abfrage-Parameter überprüfen.

Der kaputte und festgebundene Bolzen vom Großbaum scheint ein bisschen gerutscht zu sein, Volker versucht, ihn mit dem Hammer nach oben zu schlagen, aber das klappt nicht. Dazu braucht es anderes Geschütz als unseren kleinen Hammer. Der Skipper hat die Idee, dass man vielleicht den Bolzen umdrehen könnte. Aber das geht natürlich nicht auf diesem wild in den Wellen tanzenden Boot, das könnten wir höchstens morgen in Cartagena mit Hilfe von Segelfreund Bernhard probieren.

Zum Abendessen gibt es panierte Schnitzel aus geräuchertem Bacon, Kartoffelbrei und Salat.Sehr lecker! Aber so richtig viel kann ich nicht essen bei der Schaukelei. Dann ist schon wieder Zeit für die Intermar-Funkrunde. Anfangs kann ich niemand hören, aber bei einem zweiten Versuch zehn Minuten später redet gerade Ralf mit Raimund aus Klagenfurth, und der ruft mich dann, und vermittelt zwischen Ralf und mir, weil er als feste Station natürlich über ganz andere Richtantennen verfügt als wir mit unseren Vertikalantennen.

Um 23:00 Uhr verabschiede ich mich ins Bett, aber es dauert bestimmt eine Stunde, bis ich richtig eingeschlafen bin.

Dienstag, 29. Mai 2018, Baro 1012, sternenklar, Wind W um 6
auf See, Position 05:00 36°37.419 N / 002°13.656 W

Das war schon schaukelig heute Nacht auf dem Vorwindkurs! Der Wind weht die ganze Nacht zwischen 20 und 28 Knoten und die Wellen sind sicher zwei bis drei Meter hoch. Meistens sind wir sehr schnell unterwegs, nur wenn die Strömung bremst, wird es ein bisschen langsamer, aber nie unter sechs Knoten, und wir bleiben bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von achteinhalb Knoten.

um 02:00 starte ich den ersten Versuch, Volker abzulösen, aber er meint, er wolle noch eine Stunde weitermachen, dann würde er mich wecken. Die Nacht ist sternenklar, und der Vollmond scheint so hell, dass er das Licht der Sterne übertönt. Um 02:55 dann der Ruf: „Cornelia!“ Schnell springe ich auf, der Skipper hat den Spannungswandler eingeschaltet, um sein Handy zu laden, und plötzlich werden 50 Ampère aus der Batterie gezogen. Die Waschmaschine und die Kaffeemaschine haben sich eingeschaltet, obwohl sie vorher definitiv ausgeschaltet waren. Seltsam!

Jetzt übernehme ich die Wache, Volker geht schlafen, aber leider erstmal nur eine Dreiviertelsunde, denn um 03:45 ändert sich plötzlich stetig mein Kurs, der Autopilot ist ausgeschaltet und reagiert erstmal nicht auf meine neuen Einstellungen, „Volker, Du musst kommen und mir helfen“, rufe ich ganz laut, und er ist auch sofort da. Ich hatte nur Befürchtungen, dass es wieder das Phänomen von Freitag Abend wäre, aber wahrscheinlich bin ich nur aus Versehen auf eine Taste an der Fernbedienung gekommen.Um 04:30 schiften wir die Genua, weg vom Vorwindkurs, wir gehen auf Kurs 62°, das bringt uns in gehörigem Abstand um das Cabo de Gata. Das heißt so, weil es tatsächlich aus einem bestimmten Winkel wie ein Katzenkopf aussieht, und es ist berühmt-berüchtigt wegen starker Winde und tückischer Wellen. Den Schiffsverkehr mit den großen Fähren und Frachtern, die zwischen Gibraltar und Süditalien, Griechenland, der Türkei und der arabischen Welt verkehren, haben wir hinter uns gelassen, jetzt heißt es eher, auf Fischerboote aufzupassen. Ich lasse das Radar mitlaufen, alle 15 Minuten stellt es sich an, und sollte mich warnen, wenn ein Echo uns in 12 Minuten näher als zwei Meilen kommt. So macht das auch das AIS, aber nicht alle Fischer haben AIS oder schalten es ein, wie wir spätestens seit Marokko wissen.

05:50 kommt die erste zarte Helligkeit im Osten, wir sind inzwischen fast auf Kurs Richtung Cartagena, der Wind hat nachgelassen und die Wellen werden ebenfalls deutlich kleiner. Zeit für den ersten Kaffee! Um 06:30 hat jemand den Schalter umgelegt, der Wind wird immer schwächer und auch das aufgeregte Meer, das uns von Gibraltar aus begleitet hat, hat offensichtlich Baldrian genommen, alles wird still. Ich habe die Genua schon ausgerefft, aber jetzt muss ich bald den Skipper wecken, damit wir auch das Reff im Großsegel ausschütten.

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Grenzgänger

Weitersegeln, den Westwind nutzen, Gibraltar links liegen lassen, in einem durchsegeln bis Cartagena, gut 250 Meilen weiter im Osten. Bloß den Frust über die gestrige neue technische Panne mit der Steueranlage im Kielwasser achteraus lassen. Hätten wir machen können. Doch dann hätten wir unseren Freund Harald und seinen Sohn Julian verpasst, die sich mit ihrem Schiff in der letzten Woche, meistens gegen den Wind, nach Gibraltar vorgekämpft hatten, um uns im Mittelmeer willkommen zu heißen. Und auf ein Wiedersehen haben wir uns schon seit dem letzten Tunesienaufenhalt sehr gefreut.
Nach einem kurzen Anruf in der Marina Alcaidesa, im spanischen Teil von Gibraltar, haben wir unseren Kurs zum “The Rock”, dem Felsen, wie Gibraltar im englischsprachigen Raum genannt wird, abgesteckt. Dort gab es einen wunderbaren Längseitsliegeplatz für uns und im nahegelegenen Restaurant habe ich uns ein paar Brötchen zum Frühstüsck besorgt. Der Hund hat sich über den Landgang sehr gefreut, hat wie wild herumgetobt, mit anderen Hunden gespielt und ist beim Spaziergang sicher die 5-fache Strecke vom normalen Weg gelaufen. Zurück an Bord gab es ein ausgiebiges Frühstück mit allem Drum und Dran, denn am Vorabend waren wir zu geschockt gewesen, um an Essen zu denken.
Aber was genau ist mit der Ruderanlage passiert? Jetzt wird es leider ein bisschen technisch und vielleicht langatmig, weil man es sonst nicht verständlich erklären kann. Plötzlich hatte sich der Autopilot ausgeschaltet, und das Boot fuhr direkt in die Fahrlinie eines näher kommenden Frachters. Um diesem auszuweichen, schalte ich den Autopilot aus, greif ins Steuerrad, und nix passiert. Die Hexe ändert ihren Kurs nicht, ich schalte geschwind den Autopilot wieder ein, ändere den Kurs, die Hexe dreht, wir kommen frei vom entgegenkommenden Frachter. Gott sei Dank.
Danach versuchen wir, den Fehler zu finden, zuerst in der Schaltbox, wo man von der Steuerradsteuerung auf die optionale Pinnensteuerung mittels eines Bowdenzuges umstellen kann. Der Bowdenzug hat am Ende einen Metallbolzen, der den Ruderquadranten der Radsteurung und den der Pinnensteuerung miteinander verbindet, oder auf Wunsch eben über die Schaltbox trennen kann. Wie gesagt, die Schaltbox ist in Ordnung. Ich verziehe mich in den Motorraum, guck mir die Rudermechanik dort direkt am Quadranten an, und was finde ich? Ein abgebrochener ca. drei Zentimeter langer Metallbolzen liegt auf dem Boden, ich fluche rum, maule (natürlich ungerechtfertigter Weise) in meiner Wut/Hilflosigkeit über die Situation, die Capitania an. Nix gut, doppelte Scheiße. Also erstmal raus aus der Situation und dem Motorraum, runterkommen, abkühlen und nachdenken. Cornelia meint, das wir dann halt den Rest der Strecke nur mit Autopilot fahren können, was ja prinzipiell ginge. Doch so schnell will ich nicht aufgeben, irgendwie muss eine Lösung her, damit wir im Notfall über die Steuerräder steuern können, dafür sind die ja da…
Nach einer Weile fällt mir ein, dass wir Gewindestangen in verschiedenen Durchmessern an Bord haben, und dass man damit die zwei Quadranten verbinden könnte. Abgeregt geht es ans Werk und nach einem Versuch mit Irrtum und 60 Minuten später, arbeitet die Steuerung wieder so, wie sie soll. Nur meine Wut über die Outremerwerft, das Schiff, den ganzen Pannenmix, die bleibt, auch noch mit einem Tag Abstand. ENDE
In Gibraltar ging es dafür umso erfreulicher mit dem Vater-und-Sohn-Gespann per Pedes in Richtung spanisch-englischer Grenze. Und ganz so, wie man es aus den Medien kennt, stauten sich tatsächlich die Autos vorm britischen Grenzübergang bei der Ausreise aus dem spanischen Teil, auf einigen hundert Metern. Wir vier gingen zuerst mit gezückten Personalausweisen durch die spanische Grenzkontollbaracke, ohne beachtet zu werden. In der nachfolgenden englischen Baracke wurde unsere Ausweise von Officer kurz in Augenschein genommen. Danach waren wir offiziell im englischen Teil von Gibraltar, was man an der typisch roten Telefonzelle gleich auch optisch erkannte.
Dann folgte die nächste Besonderheit, wir überquerten zu Fuß die Start- oder Landebahn des Flughafens, wo noch kurz zuvor eine große Boing von Easyjet gelandet war. Lustiges Gefühl, aber wenn ein Flugzeug angekündigt ist, wird der Durchgang für den ganzen Verkehr gesperrt und mehrere Kontrollfahrzeuge fahren das gesamte Rollfeld ab. Kurze Zeit später saßen wir in einem netten Pub und blickten dabei über die Shepphard’s Marina. Der Rückweg lief dann in umgekehrter Folge. Zum Sonnenuntergang saßen wir endlich mit hängenden Mägen in “unserem” Hafenrestaurant, das schon am Mittag und Nachmittag voll war mit spanischen Familien, die den Sonntag feierten, und haben lecker gegessen und getrunken.
Danach war bei Cornelia und mir die Luft raus, rien de va plus, ganz schnell ab in die Koje. Heute Morgen sind wir mit dem Kat, ohne Grenzkontrolle, zum englischen Gibraltarteil rübermotort und haben Diesel für knapp 60 Cent je Liter gebunkert. Jetzt pflügen wir mit Rückenwind und Schmetterlingssegelstellung durchs aufgewühlte Mittelmeer. Wie cool, wir waren gerade über 16 Knoten schnell im Surf, und das mit 2-fach gerefftem Großsegel und verkleinerter Genua :-))). Segeln kann ja so schön sein!

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Der vierte Tag

Samstag, 26. Mai 2018, 2. Teil

Dieser vierte Tag unserer Überfahrt war für mich der entspannteste und angenehmste. Obwohl ich in der Nacht nicht so gut geschlafen hatte wie in der Nacht zuvor, fühlte ich mich ausgeruht und freute mich auf diesen letzten Tag auf dem Atlantik. Nachdem ich Volker um 03:15 abgelöst hatte, konnte auch er sich noch eine richtige Mütze voll Schlaf holen und war ebenfalls am Morgen en pleine forme und gut gelaunt. Wir hatten ein gemütliches Frühstück im Cockpit mit ordentlichem Kaffee und Spiegelei, die Kommunikation über emails und gribfiles für Wetterberichte mit dem Pactor-Modem war tadellos und schnell, es gab Wind zum Segeln und ein glattes Meer, dann sogar noch Reste von der gestrigen Lasagne zum Lunch, Mensch, was willst Du mehr?

Am späten Nachmittag tranken wir wie jeden Tag unser alkoholfreies Bier in der Abendsonne, entspannt natürlich. Aber nicht lange! Denn da begann der Albtraum.

Plötzlich ruft Volker von innen mir zu: “Was machst Du denn? Warum fährst Du so ‘n Scheiß?” Ich bin mir keiner Schuld bewusst, ich hatte lediglich an Deck gesessen und verträumt ins blaue blaue Meer gestarrt, aber jetzt merke auch ich, dass das Boot komplett vom Kurs abgewichen ist und sich völlig unkontrolliert dreht. Da hat sich wohl der Autopilot ausgeschaltet. Volker steht am Steuerrad und will die Hexe zurück auf Kurs bringen, aber nix geht! Das Rad hat keine Steuerungswirkung mehr! Mittels Autopilot bringen wir das Boot auf Seinen richtigen Kurs zurück, ehe es vor den uns entgegen kommenden Frachter läuft. Nochmal gut gegangen.

Die Pinnensteuerung funktioniert, also scheint hier etwas ausgekuppelt zu sein. Merkwürdig ist nur, dass keiner von uns überhaupt dran war. Alle weiteren Berichte hierüber kommen morgen vom Skipper selbst. Und es war dramatisch und furchtbar.

Aber kaum hatten wir diese Phase überstanden, zeichnete sich ein  neues Problem ab. Wir waren unterwegs an der marokkanischen Küste, eigentlich weit genug entfernt vom Land. Volker war noch in der Motorbilge beschäftigt, da war ich schon die ganze Zeit nervös mit den gerade noch sichtbaren Bojen, die irgendwelche Fischernetze ankündigten. Unter Motor versuchte ich im letzten Sonnenlicht, ihnen auszuweichen. Es wurde immer dunkler, und immer weiter mehrten sich diese furchtbaren Bojen. Mal blinkten sie rot und weiß, mal rot und blau, aber immer lagen sie mitten in unserem Weg. „Was tun wir denn jetzt?“, war die bange Frage, denn es macht keinen Spaß, mit 6 – 8 Knoten Fahrt in eine Fischerleine rein zu rauschen. Wir sind ausgewichen, nach Nord, nach Süd, solange, wie uns das kleine Fischerboot, das dann immer mit uns fuhr, es für nötig hielt, damit deren Netze nicht beschädigt wurden. Und das in der Nacht, ohne Sicht, wir wollten nur noch weg, am liebsten raus aufs Meer, wo man nicht mit so ‘nem Blödsinn zu kämpfen hat.

Dieses Spiel haben wir über Stunden gespielt, und es hat uns ungefähr 25 Meilen gekostet, bis fast in das Verkehrstrennungsgebiet hinein, Treibnetze überall, bis wir endlich in der Straße von Gibraltar waren. Es war eine Horror-Nacht, wie wir sie noch nie erlebt hatten, und auch nicht wieder erleben möchten. Das Segeln war gut, und hat uns viel Spaß gemacht, aber wir würden nie mehr so nah an die marokkanische Küste vor Gibraltar gehen!

Morgen kommen sicher noch ein paar intelligente Analysen, aber das war es erst einmal für jetzt, wir sind gut in La Linea, direkt neben Gibraltar angekomme, haben am Nachmittag ausgeschlafen und waren mit Harald und Sohn Julian unterwegs in Gibraltar und La Linea. Morgen gibt es auch mehr hierüber, total gut und spannend, gute Nacht!

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