Sailing to the USA: Tag 2, Samstag, 11. Juni

Baro 1011, bewölkt mit Aufheiterungen, Wind SW um 4, auf See
Tagesetmal um 08:00 Uhr: 175 sm, noch 131 bis St. Augustine
War das ein Geschaukel heute Nacht! Der Gang zur Toilette fühlt sich an, als versuche man, auf einem wilden Pferd beim Rodeo zu reiten. Bei der anschließenden Rückkehr in den Salon wird man zum Bergsteiger, vier Stufen hoch. Zähne putzen, Kaffeekochen und den Frühstückstisch zu decken, wird zum Abenteuer, denn für alle Tätigkeiten habe ich nur eine Hand frei, mit der anderen muss ich mich festhalten.
Ausnahmsweise werden mal bei einem Katamaran die Schubladen gesichert, Flaschen und Gläser in die Spüle oder an einen sicheren Ort gestellt, damit sie nicht umfallen. Auch der Drehstuhl am Kartentisch, auf dem ich immer dieses Logbuch schreibe, erfordert Beweglichkeit im Rücken und in den Beinen, um weiterhin die Finger auf der Tastatur zu platzieren. Nur im Bett und auf dem für die Überfahrt zur großen Liegewiese ausgzogenen Sofa liegt es sich bequem.
Dort hat Volker sein Bett aufgeschlagen, prinzipiell macht er nach alter Gewohnheit die Nachtwachen, deshalb liegt er oben und schläft dann hier richtig, wenn ich in der Früh komme und die Wache übernehme. Aber jetzt sind wir zu viert, Wes und Roisin übernehmen auch Wachen, da muss Volker während der Nacht nicht alle 15 Minuten nach den Rechten sehen.Gegen Morgen wird das Geschaukel etwas besser, mal sehen, wieviele blaue Flecken ich morgen haben werde.
Halbwegs ausgeschlafen treffen wir uns alle zum Frühstück um 10:30 Uhr, wieder mit selbstgebackenen Brötchen, heute Spiegelei mit Püree oder Avocadocreme, und ebenfalls wieder jede Menge Früchte. Gut, dass wir soviel Zeit haben, die bissfertige Zubereitung von Ananas und Mango ist schon zeitaufwändig.
Danach holen alle nacheinander noch ein bisschen Schlaf nach, während die Hexe, in ihrer Geschwindigkeit auch begünstigt vom Golfstrom, weiter nach St. Augustine segelt. Um uns herum türmen sich leider wieder einige Schlechtwetterwolken auf, drohen mit Regen und Starkwind, sonst würde Volker sofort den Code D setzen, und wir könnten schneller unserem Ziel entgegenstreben. Wir werden auf jeden Fall im Dunkeln ankommen, aber die Karten zeigen keine wesentlichen Hindernisse, und die Einfahrt scheint gut betonnt zu sein. Außerdem war Wes schon hier und kennt – zumindest am Tag – die Gegebenheiten.
Ab 15 Uhr kommen die dicken Wolken näher, ab 16 Uhr ist der Regen im Radar gut zu sehen, wir binden Reff 1 ins Großsegel, die Genua ist ja schnell weggerollt. Heute sind wir besser organisiert, wir müssen nicht erst reffen, wenn es schon Starkwind hat. Leider sieht es nur so aus, dass wir diesmal den Squalls mit dem vielen Regen nicht entkommen werden.
Und so war es auch, leider. So viele große Regenfronten um uns herum habe ich noch nie auf dem Radar gesehen, es wurden immer mehr und sie vereinigten sich zu großen Gebilden, aus allen blitzte es, und dazu fiel unglaublich viel Niederschlag . Die Genua war schon nur ein Taschentuch, doch Böen von über 36 Knoten veranlassten Volker, das Großsegel ganz zu bergen, und nur mit dem Motor zu versuchen, den kräftigsten Fronten und Gewittern auszuweichen.
Die Gewitter haben wir so – glücklicherweise – umfahren können, nur der Regen ließ sich nicht vermeiden. Fast zwei Stunden hat das Spektakel gedauert, das Boot ist mehrfach gewaschen worden, der Skipper und Wes aber auch, nur Roisin und ich haben die Entwicklungen am Radarbildschirm verfolgen dürfen, wir haben ab und zu Kursänderungen empfohlen, um den wildesten Gebilden auszuweichen, sowie bei stärkeren Donnern und Blitzen in der Nähe Laptops und Telefone im Backofen verstaut.
Es gab einen wilden Sonnenuntergang um 20 Uhr, der Wind ist immer noch viel stärker als vorhergesagt, und wir fahren gerefft in die zweite Nacht.
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