Wieder was gelernt!

Tatsächlich wird das Wetter immer besser, je weiter wir um die Ecke kommen, zwar ist der Wind immer noch südwestlich, aber die Wellen haben sich komplett gelegt durch die vorgelagerten Inseln, und wir beschließen, nicht Camaret, den Hafen in der Mähe von Brest, anzulaufen, sondern weiterzusegeln nachAudierne, erste Biscaya-Luft zu schnuppern. Gesagt, getan, aber nicht aufgepasst. Da hat die Navigatorin mal gut gepennt!

Ich hatte vergessen, die Strecke genau zu bedenken, und in der „Seemansbibel“, dem Reeds Almanach nachzulesen. Ich habe natürlich die kürzere Strecke gewählt, anstatt um die Île de Sein herumzusteuern, stecke ich den Weg ab durch das „Raz du Sein“. Wir segeln also gemütlich dorthin, links öffnet sich eine lange weite Bucht, es ist sehr angenehmes Segeln, Volker geht auch mal eine Runde schlafen. Irgenwann werden wir immer langsamer, wir fahren mal einen Aufschießer, um das ganze Kraut am Heck loszuwerden, das hilft auch kurzfristig, aber es gibt immer mehr Strom gegenan. Ich beruhige die Herren, „Ja, da gibt es ein bisschen Gegenstrom“.

Die Wellen sehen auf den Fotos immer kleiner aus

Die Wellen sehen auf den Fotos immer kleiner aus

Ein bisschen? Je weiter wir kommen, desto langsamer werden wir, die Wellen bauen sich auf, es entstehen Kreuzseen wie in der „Raz d’Alderney“. Der Name hätte mich ja schon mal stutzig machen sollen… Und in der Seemannsbibel wird auch empfohlen, die Raz nur bei Strom-Stillstand anzulaufen, anders gäbe es böse Kreuzseen…

Der Leuchtturm und die Gefahrentonne an der Pointe du Raz

Der Leuchtturm und die Gefahrentonne an der Pointe du Raz

Und dann wird das wieder so ein Hexenkessel, mit 2-3 Meter hohen Wellen aus allen Richtungen, allerdings ohne den Strom mitzuhaben, sondern gegenan, unsere geringste Geschwindigkeit war 0,7 Knoten! Und das bei voller Maschine und voller Besegelung!
Dann brauchen wir für die drei Seemeilen anderthalb Stunden, bis wir den Leuchtturm mit der Gefahrentonne querab haben und die Geschwindigkeit langsam wieder normal wird. Glück gehabt!
Noch eine weitere Aufregung in der Anfahrt nach Audierne, wo plötzlich im Kanal die versprochene Tiefe von 5 m nur noch 3,5 m ist, aber ein freundlicher französischer Segler gibt Signal, dass er uns überholt und den Weg zeigen will, denn der ist wirklich knifflig, man muss genau wissen, wo man nach links und wo man nach rechts abbiegen muss. Die Stadt ist aber dann der Lohn der Aufregung, sehr hübsch, eine nette Bucht mit Wald außenrum und schönen bretonischen Häusern.

Die Einfahrt navh Audierne

Die Einfahrt navh Audierne

Der Hafenmeister, der – wie immer hier in den Häfen, wenn man sich vorher auf Kanal 9 anmeldet – uns einen Platz zuweist und freundlicherweise die Leinen annimmt, sagt, es gäbe einen französischen Reporter, der einen Fillm über die deutschen Touristen in Audierne dreht, und der würde uns gerne besuchen. Aber er braucht keine deutschen Segler als Leinwandstars, sondern nur unsere Deutschlandflagge. Volker und Detlef befestigen das lose Ende davon mit einer Wäscheklammer am Heck, weil nicht genügend Wind weht, um sie flattern zu lassen.
Die beiden Herren von dem kleinen Nachbarboot empfehlen uns ein Restaurant, reservieren sogar einen Tisch (was super war, es war der letzte freie Tisch), und wir haben sehr lecker gegessen.

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Eine Antwort zu Wieder was gelernt!

  1. Jo(achim) S. sagt:

    Hallo Ihr Lieben.

    Es sei Euch von Herzen gegönnt dass das Wetter etwas besser wird bzw. die Temperaturen etwas angenehmer. Wie es ausschaut habt Ihr jetzt ein einladendes Wetterfenster um Nordspanien anzulegen und, bei deeem schnellen Schiff, in knapp 50h zu erreichen. Ich hoffe Volkers Finger geht es gut und es heilt komplikationsfrei ab damit es „nur“ eine lehrreiche Erfahrung ohne Nachwehen war.
    Alles Gute und weiterhin viel Spaß am segeln und erkunden.

    Liebe Grüße an alle
    Joachim und Barbara

    P.S. ich „vermisse“ Fotos von dieser „Super“ – Sternenapp :-)))

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