Zärtliche Momente

Das war der erste Liegeplatz am Steg

Heute war ein ganz besonderer Tag, der schon anders anfing als andere Bordtage. Damit meine ich keine großen weltbewegenden Ereignisse, aber manchmal sind es eben die kleinen Dinge, die unsere Tage zu etwas ganz Besonderem machen. Und das fing schon heute früh an. Heute Morgen habe ich bis halb elf geschlafen, und, um es summasumarum zusammenzufassen, waren das 10 Stunden Schlaf. Erholsamer Schlaf am Stück, ein Rekord für mich – soweit ich mich erinnern kann. Kurz darauf stand der Hafenmeister mit Sorgenfalten auf seiner Stirn vor unserem Boot und meinte, dass wir uns trotz Starkwinds an einen anderen Liegeplatz legen müssen, weil er eine Flotille  mit 20 Segelyachten erwartet, die just an dem großen Kai liegen sollen, an dem wir bisher lagen.

Die Madonna ist schon ganz verwittert und bewacht den Hafen

Wegdiskutieren konnten wir das Problem mit dem Signore leider nicht, die böigen Winde bis acht Beaufort heulten durch die Masten und nun hatten wir sicherlich noch größere Sorgenfalten auf der Stirn. Cornelia und ich haben uns fast eine Stunde beratschlagt, wie wir vorgehen sollen, alles zum Verlegen soweit möglich vorbereitet und schließlich die Motoren gestartet. Der große Vorteil eines Katamarans sind die weit auseinander liegenden Motoren, die ein wirklich hervorragendes Drehverhalten  ermöglichen, das haben wir ausgenutzt. Erst beim Ablegen, indem wir die zuvor unter Zug stehenden Leinen nach und nach durch Motorunterstützung entlastet und gelöst haben, um dann am vorgesehenen neuen Liegeplatz den Kat langsam rückwärts fahrend gegen die vorherrschende Windrichtung zu dirigieren. Alles ging nach Plan!

Hier gehört der Bösewicht hin

Für den Nachmittag haben wir einen kleinenAusflug in das sieben Kilometer entfernte 5000 Seelendorf Villaputzu geplant. Leider gibt es keinen örtlichen Bus, das Taxi ist mit 15 Euro für die Strecke zu teuer und bei meinem Fahrrad habe ich bei der Vorderradmontage die dünne Stahlachse zu fest angezogen und abgebrochen. Da hilft nur – wie in jüngeren Tagen – den Daumen in den Wind zu halten und trampend zu versuchen, das Ziel zu erreichen. Das ging viel besser als gedacht und kurze Zeit später saßen wir in einem Ford Fiesta, der von seinem Fahrer so pilotiert wurde, als gelte es ein Formel-1-Rennen zu gewinnen.

Die schöne, aber leider geschlossene Kirche steht in der Ortsmitte

Wenige Minuten später standen wir vorm Fahrradgeschäft in Villaputzu, dessen Ortsname wir schon spaßeshalber mit “Villaputzig” übersetzten, weil alle Geschäfte geschlossen waren und irgendwie alles wie ausgestorben wirkte. Trotzdem hat der Ort einiges zu bieten, es gibt ein Feuchtgebiet mit grünem hohen Schilf, einen schönen ruhigen und gut gepflegten Dorfplatz vorm Rathaus und die Kirche erschien, zumindest von außen, weil verschlossen, sehr einladend.

Punkt 16 Uhr ging der Fahrradladen auf, der zudem ein gesamtes Bauhaussortiment in klein beherbergte. Kurz darauf hatte die junge Signora triumphierend die passende Fahrradnarbe für 2,80 Euro aus dem Ersatzteilsortiment heraus gekramt. Habe ich schon mal erwähnt das ich diese südlichen Handwerkermärkte liebe, wenn nicht, dann tue ich es hiermit!

Grün ist das Land

Für den Supermarkt war es noch ein bisschen früh, der öffnet erst um 17 Uhr und so sind wir dann rein in eine Kneipe, auf ein Bier. Dort lief laute gute Rockmusik aus vergangenen Zeiten mit entsprechenden Videos. Der nahegelegene Metzger verkaufte uns heimisch-sardisches Rinderfilet zum Hammerpreis von 24 Euro/KG und nach einer kleinen Einkaufsrunde im recht kleinen Dorfsupermarkt ging es zurück zum Boot. Erst per Pedes und dann hielten wir abermals den Daumen in den Wind, keine 5 Minuten später saßen wir bei der Signora im komfortablem Mercedes-Bus und wurden bis in den Hafen kutschiert.

Beim abendlichen Lotus-Grillen schwärmte Cornelia eindringlich, “wie zart ist das denn” und meinte nicht etwa meine Streicheleinheiten, sondern das überaus leckere Rinderfilet. Was für ein Klasse-Tag – genauso klasse, wie das ganze Szenario hier – im Hintergrund die Berge, dazwischen kleine Dörfer, im Süden endlos langer Strand, dazu das Meer – Sardinien ist echt schön!

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