Donnerstag, 7. Februar 2019, Baro 1020, zunächst diesig, ab Mittag sonnig, wärmer
auf See
Nach den Delfinen gehen wir unseren Auf-See-Aktivitäten nach, Volker putzt das Boot, staubsaugt den Salon, setzt Segel und birgt sie. Ich versuche, den Fehler in meinen SSB- oder Pactor-Gerätschaften zu finden, denn ich konnte mich nicht mit den Winlink-Stationen verbinden, habe gestern Abend, nachdem wir wieder Telefonnetz hatten, lange mit Ralf von der Malwieder konferiert. Heute Morgen hat es – wie durch Zauberhand – funktioniert, und mein Problem mit Zygrib, dass ich ein neues Login, also einen neuen Personal Code brauchte, ist inzwischen nach dem dritten Anlauf auch in Ordnung, von PredictWind habe ich über das Pactor-Modem einen neuen Wetterbericht abgeholt, wir sind auf die Nacht vorbereitet. Morgens ist es noch sehr diesig, alle Konturen verschwinden, aber ab mittags kommt – wie versprochen – die Sonne raus, und es wird schön warm, wir setzen uns mit Samy ins Trampolin.
Tatsächlich können wir um 18:00 Uhr den Motor ausmachen, wir segeln bei neun Knoten raumen Wind, wieviel angenehmer als gestern um die gleiche Zeit gegen dreizehn Knoten anzumotoren. Es ist ganz still im Boot, nur die Dieselheizung macht ein freundliches Geräusch. Samy bekomt Olivenöl unter sein Abendessen gemischt, damit ihm das eher ungewohnte Gassigehen und Häufchen-machen auf dem Vorschiff etwas leichter fällt. Wir hingegen bekommen extrem leckeren Hackfleisch-Gemüse-Auflauf, und schon während des Essens legt der Wind weiter zu, wir fliegen mit zehn Knoten durch die Nacht. Jetzt sind wir schneller als der andere Segler, den ich auf dem AIS sehen kann. Er motort schneller, aber wir segeln fixer! Schon denken wir ans Reffen, aber Volker beschließt, dass das warten kann, erstmal schnel und segelnd ein Stück vorwärts kommen!
Damit wir auch batteriemäßig gut versorgt für die Nacht sind, befestigt Volker den Watt&Sea, den Wassergenerator, am Backbordheck, zum ersten Mal in der Geschichte dieses Bootes auf eigenen Wunsch mit Schwimmweste und eingepickter Lifeline, das hat mich ausgesprochen beruhigt! Der Wassergenerator zeigt ein blaues Licht, ein Zeichen, dass ab jetzt die Batterien gut geladen werden.
Aufräumen, spülen, dann richten wir das Bett im Salon für die Nacht, das ist eine riesengroße Fläche, und bei nächtlichen Überfahrten darf sogar der Hund mit dort schlafen. Ich habe eine neue Wettervorhersage über SSB-Radio und Pactormodem geholt, Windstärke und -richtung stimmen Volker so optimistisch, dass wir unser Etappenziel Valencia aufgeben, und doch Kurs nehmen auf das Cabo de la Nao; dann weiter an Benidorm und Alicante vorbei bis nach Cartagena durchsegeln wollen.
Um 18:45 flaut der Wind rasant ab, der Motor darf wieder mitschieben, aber vorher muss der Watt&Sea hochgeklappt werden (wieder mit Schwimmweste und Leine!). Nun motoren wir weiter durch die Nacht, es ist relativ viel los hier, der Segler motort immer noch vor uns her, einige Frachtschiffe und Tanker sind auf dem AIS zu sehen, mit Ziel Marseille, Valencia, Gibraltar, sogar Bizerte in Tunesien sehe ich auf den Informationen des AIS. Alle zwanzig Minuten klingelt der Timer, damit der Wachhabende einen Rundumblick wirft, allerdings meine ich, dass ich auf dem Bildschirm mit Radar und AIS mehr sehe als in der tiefschwarzen Nacht da draußen. Das Radar dreht alle zehn Minuten und würde uns warnen, wenn ein feindliches Schiff zu nahe kommt, ebenso wie das AIS. Der Sternenhimmel ist beeindruckend, und es ist nicht mehr so kalt wie die Nächte in LGM.
00:30 Uhr, ich löse Volker ab, das Barometer zeigt 102 Hektopascal, leicht gestiegen gegenüber heute morgen. Der Wind kommt immer noch mit 5 – 6 Knoten aus zwanzig Grad, leider nicht segelbar.
Um 03:00 Uhr übernimmt Volker die Wache, Wind und See sind unverändert, als ich um 05:30 Uhr ihn wiederum ablöse. Barometer weiterhin 1022, Sternenhimmel, und die kleinen Islas Columbretes sind fast querab, ich kann bei meinem ersten Außenrundgang ein schwaches Licht erkennen. Noch 175 Meilen bis Cartagena.
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