Die Hexe – mal wieder in der Normandie

Dienstag, 15. Juni 2021, Baro 1021, bewölkt, kühl, Wind NO 4 -5
Ankerplatz vor Gravelines 07:00 – Cherbourg 09:15, 171 sm

Vor 07:00 Uhr sind wir wach, und der Skipper sofort ungeduldig. Ich habe Glück, dass ich mir gerade noch was anziehen kann, ansonsten hätte ich wahrscheinlich im Nachthemd geholfen, Segel zu setzen. Mit achterlichem Wind geht es los, zunächst mit der Genua, aber schon bald folgt der Code D, immerhin fährt vor uns ein weiteres schnelles Segelboot, und: „Zwei Boote, eine Regatta!“. Am Anfang müssen wir noch vor dem Wind kreuzen, eigentlich kommt er genau von hinten. Am Vormittag legt der Wind, wie vorhergesagt, noch ein bisschen zu, es werden auch mal 17 – 18 Knoten Wind, beim gleichen Windeinfallswinkel und anfänglich günstigem Gezeitenstrom. Der allerdings kippt leider so gegen14 Uhr, aber das Schicksal erleidet ja auch das andere Boot.

Mittags ruft Zoey mit Mama an, das macht sie gerne, wenn sie müde wird, dann will sie auf Mamas Handy Fotos anschauen, und wenn das nicht gestattet wird, dann muss die Oma angerufen werden. Na, uns freut es außerordentlich, wenn wir von der Süßen und von Allegra was hören. Ab 13:00 Uhr gehen wir auf Kurs 225°, ab 15:00 auf Kurs 246, dann ist das Verkehrstrennungsgebiet auch schon fast vorbei und wir sind auf Kurs nach Cherbourg.

Um 17:30 haben wir – unfreiwillig – die Grenze nach England überschritten, bzw. überfahren, denn die verläuft hier am südlichen Ende des Verkehrstrennungsgebietes, an dem wir gerade entlangfahren. Und dass ohne PCR-Test, aber immerhin in Quarantäne. Der Wind raumt immer weiter, und der Skipper überlegt, ob wir den Spinnaker holen sollen, oder lieber mit dem Code D vor dem Wind kreuzen. Seine Befürchtung ist nur, dass mit Sonnenuntergang der Wind auch schlafen geht.

Und wie Recht der Skipper hatte! Nur dass es nicht mal bis zum Sonnenuntergang gedauert hat, leider. Der immer leichter werdende Wind raumt weiter, sodass wir aus dem Verkehrstrennungsgebiet raus halsen mussten. Um 19:30 fangen wir an zu kochen, Reis mit Hackfleisch und ganz viel Gemüse in indonesischer Sauce gibt es gegen 20 Uhr, danach ist der Wind gänzlich eingeschlafen, wir packen den Code D weg. Dann wird es langsam dunkel, Volker nimmt eine Mütze Schlaf.

Um 23:30 kommt die Coriandre ganz nahe vorbei, d.h. wir kommen nahe zu ihr, denn sie motort ein kleines bisschen langsamer. Wir hatten das 9 m lange Segelboot seit heute morgen im AIS, denn es segelte sehr schnell, und wir waren neugierig, was das denn für ein sportliches Boot, oder eine sportliche Crew sein mag. Irgendwann hat Volker zum Funkgerät gegriffen und sie gerufen, denn die MMSI-Nr. und das Rufzeichen ließen auf einen Landsmann von uns schließen (nebenbei bemerkt: wir fahren getarnt, denn wir haben aus der Leasing-Zeit eine französische MMSI-Nr.und ein französisches Rufzeichen!). Die beiden Skipper haben dann auf Kanal 69 eine Weile geplaudert,  und wir haben das gleiche Ziel: Wir wollen morgen in Cherbourg sein.

Weiter geht es durch die Nacht, um 00:30 wird Volker wach, und ich gehe schlafen, 02:30 will ich ihn ablösen, aber er möchte, dass ich noch bis 04:00 Uhr schlafe, dann werde es hell und er würde mich wecken. Versprochen. Das Versprechen hat er schon nicht gehalten, ich werde um 05:40 wach, und stürme, schlechten Gewissens, sofort nach oben, da empfängt er mich seelenruhig mit einem: „Na, gut geschlafen, Frau Passagier?“ „Selber schuld!“, sage ich, „Du wolltest mich um 4 Uhr wecken.“

Mittwoch, 16. Juni 2021, Baro 1015, diesig, sehr feucht, kein Wind

Aber jetzt geht auch der Skipper schlafen und ich setze mich an die Navigation, draußen geht die Sonne auf, und das Meer sit spiegelglatt. Jetzt läuft glücklicherweise auch die Strömung mit, statt der lahmen 4.6 Knoten, zu denen ich eingeschlafen bin, rauscht die Hexe jetzt bei gleicher Motor-Umdrehungszahl mit gut über 8 Knoten Fahrt dahin.

Um 07:00 Uhr erheben sich langsam die ersten Konturen der Küste aus dem Dunst, die See ist weiterhin spiegelglatt, aber im Moment läuft die Strömung noch weiter mit. Es sind lauter Fischerboote draußen und die haben ganz viele Bojen ausgelegt, sodass man ordentlich aufpassen muss. Um 09:15 laufen wir an der Tankstelle der Marina ein.

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