Aus dem Logbuch der Hexe:
Donnerstag, 17. Juni 2021, Baro 1021, bedeckt, leichter Regen, Wind zunächst SW 4 Knoten, ab dem Cap de la Hague NW bis 23 Knoten
Cherbourg 17.06. 10:30 – Camaret-sur-mer 18.06. 12:00, 219 sm, Etmal 207 sm
Nach einigen Überlegungen, wie wir die Strecke bis Brest gestalten wollen, mit Zwischenübernachtungen oder Nonstop, fahren wir, bei Nieselregen und tiefhängenden Wolken, einfach los. Die Capitania versucht, in Brest einen Liegeplatz zu reservieren, aber beide – großen – Yachthäfen sind voll belegt, weil ab dem nächsten Wochenende die „Tour de Voile“ beginnen soll. Also probieren wir es, wie die Crew der „Coriandre“, eine Elan 30, mit drei Jungs an Bord, gestartet aus Medemblik, die wir vorgestern schon auf der Strecke zwischen Gravelines und Cherbourg über UKW-Funk kennengelernt haben, ebenfalls im benachbarten Camaret-sur-Mer einen Liegeplatz für den Hexenkat im Voraus zu reservieren, was auch gelingt.
Anders als gestern reingekommen sind, verlassen wir den Hafen von Cherbourg über die westliche Einfahrt. Und anders als in allen Wetterberichten vorhergesagt, weht kein nördlicher Wind, es herrscht eher eine bleierne Flaute und der Nieselregen hat sich in einen sichtraubenden Starkregen verwandelt. Je näher wir dem Raz de Alderney kommen, der berühmt-berüchtigten Durchfahrt zwischen der französischen Westspitze des Ärmelkanals und den englischen Kanalinseln, mit Alderney als nächstliegender. Bei jeder Gezeit werden hier zig Millionen Kubikmeter Wasser durchgespült. Wenn dort der Wind gegen die Strömung steht gibt es steile Wellen, die bildlich gesprochen auf und ab tanzen. Weil wir für eine Durchfahrt zu einem zu früheren Zeitpunkt dort ankamen, haben wir Alderney nördlich umrundet, nach einsetzendem Nordwind mit vollem Großsegel und der Genua.
Danach erfolgte unsere atlantische Wiedergeburt, der englische Kanal lag nun hinter uns. Ein bewegender Moment, dem wir schon eine Weile entgegen gefiebert haben. Zur Feier des Tages verschwindet sogar zuerst der Regen, dann auch nach und nach die Wolken, und wir segeln der Sonne mit flotter Fahrt entgegen. Der Wind frischt weiter auf und die Coastguard gibt Windwarnungen für das Gebiet rund um die Kanalinseln aus. Zudem stimmen die Richtung der atlantischen Welle und der Windsee nicht überein, wir werden kräftig durchgeschaukelt und die Hexe wird mit reichlich Atlantikwasser übergossen. Zuerst reffen wir nur die Genua, aber wir poltern noch immer mit über 11 Knoten über das Wellenchaos hinweg, und manchmal schlägt das Schiff buchstäblich knallhart auf die Wellen auf.
Es folgt das erste Reff im Großsegel und auch die Genua wird noch weiter weggedreht. Es ist so Klasse, dem Boot zuzuschauen, wie es sich seinen Weg durch die Wellen bahnt, ein faszinierender Anblick, den wir im letzten Jahr sehr vermisst haben und von dem wir nicht genug bekommen können. Apropos nicht genug vom Meer, unsere Segelpläne für 2021 sehen in Kurzform wie folgt aus: Camaret-sur-Mer – La Coruna – Madeira und Porto Santo – Kanaren – Kapverden – Karibik.
Im Moment profitieren wir sehr von den langen Tagen und den kurzen Nächten, gerade am Anfang einer Seereise dauert es doch eine Weile, bis einem wieder die Seebeine gewachsen sind, und man die zum Teil wilden Bewegungen des Schiffes gut antizipieren kann. Die stockfinstere Nacht, so wie jetzt beim Schreiben dieser Zeilen, ist nicht immer die beste Begleiterin, schon garnicht bei stark aufgewühlter See.
Vielleicht noch ein zum Abschluss, wer der sommerlichen Hitze entfliehen möchte, sollte vielleicht ein atlantisches Ziel ins Auge fassen, bei kühlen 18 Grad am Tag und frischen 13 Grad in der Nacht kommt ,man eher nicht so schnell ins Schwitzen. Wir geben auch unumwunden zu, dass die Heizung regelmäßig, wärmeverströmend brummt.
Da überschneiden sich unsere Wanderrouten ganz sicher! Wir freuen uns. Gute und sichere Reise Astrid und Jörg
Hallo Cornelia, hallo Volker,
schön daß Ihr wieder unterwegs seid.
Könnte sein wir sehen uns.
Wann wollt Ihr von den Kanaren los?
lg Manfred