14. Juli 2015, Dienstag, französischer Nationalfeiertag, Baro 1009, morgens bewölkt, dann wieder sonnig und warm, Wind SO 3-2
Cannes 10:30 – Cannes 17:30 Uhr, 18 sm

Zum ersten Mal werde ich morgens ermahnt, den Hund doch bitte an die Leine zu nehmen, klar, heute ist ja der 14. Juli, und vor dem Rathaus stehen Absperrungen und Stühle und ein Mikrophon, das gibt später bestimmt einen offiziellen patriotischen Akt. Die freundliche Polizistin, die mich angesprochen hatte, gibt auch Auskunft: “Ja, um 10:30 Uhr geht es los!”

In der Stadt merkt man aber nichts vom Feiertag, der Metzger und die Bäcker und der Spar-Supermarkt haben ganz normal geöffnet und auf dem Markt herrscht – wie immer – geschäftiges Treiben. Zu dieser Jahreszeit ist es wirklich eine Augenweide, an den vielen Obst- und Gemüseständen vorbeizuschlendern. Da liegen Fenchel, Paprika, Auberginen, Zucchini, und alle Formen von Tomaten neben den ganz großen Artischoken, die leider ein schlechtes Gemüse für die Bordküche sind, weil man sie so ewig lange kochen muss, dabei das Boot aufheizt und viel Gas verbraucht. Am nächsten Stand gibt es ganz frischen Spinatsalat, davon muss ich was mitnehmen, und Koriander und Petersilie und Basilikum und Schnittlauch, alles riecht so gut. Die dicken gelb- und weißfleischigen französischen Pfirsiche liegen neben den leckeren Aprikosen, es gibt kleine Schälchen mit Brom-, Him-, Stachel- und Johannisbeeren, sündhaft teuer, und nicht zu vergessen, die fast schwarzen süßen Kirschen.

Zurück auf dem Boot hat der Skipper festgestellt, dass ausnahmsweise mal der Wind weht, also heißt es: geschwind ablegen, Segel hoch und los geht es. Beim traditionellen Segelfrühstück, das bedeutet, dass wir unten Brote zubereiten, und sie dann im Cockpit verzehren, philosophiere ich darüber, wie viel angenehmer es ist, hier, im warmen Mittelmeersommer Nutellabrote zu schmieren als in den kalten nördlichen Gefilden, wo man immer mit der Butter känpfen muss, bis sie sich gleichmäßig auf das natürlich hier auch viel leckerere Baguette streichen lässt. Sogar die Nutella muss in den Kühlschrank!

Zweieinhalb Stunden Halbwindkurs bei leichtem Wind, um 13:00 dann die Wende, und bei leider abnehmendem Wind wieder mit Halbwind zurück. Kleiner Badestopp, d.h. eigentlich kein Stopp, unter Segeln halten wir uns an der Badeleiter fest und lassen uns vom Boot nachziehen, natürlich immer nur einer, der andere bleibt an Bord.
An der Nordseite von Ste. Marguerite ankern wir für einen kleinen Landausflug, der Hund muss dringend mal spazieren gehen, das macht auf der Insel viel mehr Spaß, als in dem kleinen Park in der Stadt. Wir gehen nochmal schwimmen, halten Ausschau nach Quallen und Fischen, bevor wir gegen sechs in den Hafen zurück fahren, damit wir für das große Feuerwerk einen guten Platz ergattern können.

Die Franzosen feiern ja bekanntlich am 14. Juli einerseits den Sturm auf die Bastille im Jahr 1789, sozusagen den Beginn der französischen Revolution, als die Bürger von Paris wegen der ins astronomische steigenden Brotpreise sich gegen absolute Monarchie erhoben. Der Marie Antoinette, Ehefrau von Louis XVI. und damit Königin von Frankreich zugeschrieben Spruch: “Wenn die Leute kein Brot haben, warum essen sie dann keinen Kuchen?”, stammt wohl nicht von ihr, aber die Monarchie war durch unglaubliche Prunk- und Verschwendungssucht so weit von der bürgerlichen Menge entfernt, dass die Revolution erst möglich wurde.
Auch das Föderationsfest, abgehalten am 1. Jahrestag des Sturms auf die Bastille, bei dem der König einen feierlichen Eid auf die Nation ablegte, konnte die Revolution nicht aufhalten. UndNapoleon hat diese dann sowieso wieder für seine Machtzwecke missbraucht, wie der Lauf der Geschichte halt so geht. Übrigens sind wir bei unserem kleinen Landausflug von Grasse aus auf der “Route Napoleon” gefahren, eben jener Straße, die Napoleon nahm, als er von Elba ausgerissen war, um nach Paris zurückzukehren, um dann sein “Waterloo” zu erleben…

Das Feuerwerk war von asserbeidschanischen Pyro-Experten gestaltet worden und wunderschön.

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