Gestern war, rein seglerisch betrachtet, mal wieder nichts los. Ein leichter thermischer Wind früh am Morgen, ab 12 Uhr absolute Flaute. Dazu ballerte die Sonne gnadenlos von Himmel. Um 10 Uhr sind wir noch optimistisch und mit Spinnaker in die Richtung von St. Tropez gesegelt. Alles lief gut, wir haben uns am Wind erfreut und gefreut, doch dann, schwuppdiwupp, so als ob jemand den Gebläseschalter ausschaltet, war es vorbei mit dem Wind. Der Spinnaker hängt schlapp vorm Mast und das Großsegel schlägt hilflos hin und her. Zeit, die Segel zu bergen. Motor an. Die nächste Ankerbucht liegt keine 10 Minuten querab von Kurs, ihr wohlkilngender Name, „Pointe des deux frères“. Der Ankerplatz ist noch schöner, als der Name klingt. Die Unterwasserwelt ist sehr aufregend, es gibt viele Fische an der steil abfallenden Küste zu sehen, Seeigel zum Greifen nah und formschöne Vulkanfelsen.
Doch ein Platz für die Nacht ist dieser Ankerplatz nicht, der Abstand zu den Felsen beträgt gerade mal 20 Meter. Wenn da der Anker nicht hält, gibt es wenig Zeit zum Reagieren. Deshalb verholen wir uns, leider unter Motor, weil der Wind weiterhin streikt, in die weitläufige Bucht von Agay. Ein kurzer Landgang in den Ort und zum Supermarkt genügen, am Abend grillt der Lotusgrill, leckere Fleisch-/Wurstspieße gibt es für mich und Lammkoteletts für die Capitania. Abends setzt dann zur angenehmen Durchlüftung ein kühler Wind aus den Bergen ein, der die Hitze des Tages wohltuend vertreibt. Das ist so ein Ding, es wird jeden Tag ein bisschen heißer, wir sind jetzt bei 35 Grad im Schatten angelangt. Morgen soll sogar das Thermometer auf 38 Grad klettern. Keine Wolke bietet der glühenden Sonne Einhalt. Sommer im und am Mittelmeer.
Heute Morgen hat sich dann der Wind zurückgemeldet und das nicht nur für ein paar Stunden, den ganzen Tag durch weht ein konstanter schöner Segelwind. Segeln vom Feinsten. Nach einem Anker- und Badestopp in der Bucht von Cavalaire machen wir abends an einer Mooringboje nahe bei der Stadt fest. Der rostige Schäkel der Bojenfestmacherleine hinterlässt leider eine unschöne Schramme in unserem Gelcoat. Ärgerlich!
Nach einem Bummel durch die quirlige kleine Stadt gibt es eine Erfrischung in einer Bar. Cavalaire ist sozusagen meine „fahrtenseglerische Heimat“. Als ich vor ca. 30 Jahren mit Stefan noch aktiv Regatten im 505 (eine sportliche Segeljolle) gesegelt bin, hatten seine Eltern ein schönes Fahrtensegelschiff, eine Etap 28, in Cavalaire liegen. Mit der auch wir jungen „Wilden“ dankenswerterweise häufig auf ausgedehnten Segeltouren unterwegs sein durften. Ich verbinde sehr schöne Erlebnisse mit dem Boot. Lange Zeit noch lag das Schiff in Cavalaire, vor ein paar Jahren haben meine Freunde Wolfgang und Harry die mittlerweile in die Jahre gekommene Etap 28 gekauft und segeln damit jetzt am Ijsselmeer. Ich weiß, dass das Boot bei den beiden in guten Händen ist.
Cavalaire ist ein bißchen rummeliger geworden, viele Jetskis, viele Leihmotorboote, viele Strandkats, Kirmes am Ufer, Modegeschäfte in der Innenstadt und zahlreiche Restaurants an der Uferpromenade. Aber die wirklich beste Nachricht ist, dass auch in den nächsten Tagen, trotz Hitzeperiode, ein frischer Wind wehen soll. Vorbei sind die flauen Tage, Segel hoch, der Motor hat Pause.