Fast 32 Stunden übers Meer

3. – 4. August 2016, Mittwoch und Donnerstag, Baro 1012, sonnig, warm
Puerto Pollença 3.8. 08:30 – Argelès 4.8. 17:00, 161 sm

Wie geplant legen wir um halb neun ab, ich war vorher noch ausgiebig mit Nico spazieren, dann ist er erstmal müde. Das Meer ist soooo flach, keine Welle kräuselt die spiegelglatte Oberfläche, nur wenn Motorboote vorbeikommen, zerstören sie kurz das Bild, und lassen die Segelboote wackeln.

Cap Formender zum letzten Mal

Cap Formender zum letzten Mal

Bei Cap Formentor kommen uns vier französische Segler entgegen, deren Ferien ja jetzt ruchtig losgehen, und mit uns fahren noch zwei weitere Yachten Kurs 0 Grad. Ansonsten ist wenig Schiffsverkehr, ein langsamer Frachter zieht am Heck vorbei, ein anderer Segler kommt uns entgegen.

14:30 Uhr ist Mallorca nur noch ein Hauch in der Ferne und rund um uns drei Boote liegt nur blaues blaues Meer. Hier sind es über 1700 Meter bis zum Meeresgrund.

15:10 wir segeln! Der Spi steht, das Großsegel ist oben, wir fahren mit 4-5,5 Knoten. Die beiden anderen Boote motoren weiter und ziehen an uns vorbei. Hoffentlich hält der Wind durch. Jetzt heißt es, geschwind alle Energiefresser vom Strom zu nehmen, den Kühlschrank ein bisschen kleiner zu drehen, nur das Ipad darf noch laden.

Von anfänglich 96% Tankinhalt sind wir jetzt bei 77%, das Diesel würde auch reichen, wenn wir alles motoren müssten, aber so ist das natürlich viel besser, der Wind hat ein bisschen aufgefrischt, jetzt segeln wir mit 5,5-5,8 Knoten, fast so schnell wie mit Motor, nur leiser, billiger und umweltschonender!

Der "blaue  Kranich"

Der “blaue Kranich”

Wir haben den “blauen Kranich” erfunden! Ein leichtes Vorwindsegel, das wir am Heck anbrigen, und das wie ein Spi wirken soll? Nein, in Wirklichkeit ist es nur ein Sonnenschutz, weil man auf der Dehler wegen des langen Baums kein Bimini anbauen kann. Und hier im Mittelmeer ist das unabdingbar, so heiß brennt die Sonne, vor allem, wenn man vor dem Wind nach Norden fährt, gibt es sonst keinen Schatten auf dem Kahn. Deshalb haben wir jetzt den blauen Kranich.

Sonnenuntergang auf See

Sonnenuntergang auf See

21:00 Uhr, Sonnenuntergang, das Barometer ist gefallen auf 1019, leider lässt der Wind, der uns bis hierher begleitet hat, jetzt nach. Aber wir konnten noch in Ruhe zu Abend essen, auch wenn wir wischendurch zweimal schiften mussten, Frikadellen mit Salzkartoffen, Gemüse und Salat haben geschmeckt, anderthalb Frikadellen sind für den kleinen Hunger in der Nacht übrig geblieben. Nico ist auch zufrieden, vorhin hat er sich einfach ins hCockpit gestellt und Pipi gemacht, da kam fast ein ganzer Liter aus dem kleinen Hund raus! Wir haben ihn gelobt und Leckerli gegeben, richtig verstanden hat er das aber nicht. Vor zehn Tagen noch wurde er aufs Übelste geschimpft, wenn er das im Boot macht, und jetzt wird das belobigt? Ich glaube, das ist zuviel für so ein kleines Hundehirn.

22:00 Uhr Der Wind hat sich verabschiedet, wenn wir unter vier Knoten fahren, machen wir die Huddel an, dann wird das auch zu unruhig, die Segel schlagen, das ist nicht gut fürs Material. Mal sehen, ob das zu einer Nachtruhe wird bei dem Wind, oder ob er nochmal wieder kommt. Heute ist Neumond, das wird eine finstere Nacht. Aber ich habe vorhin beim Spinnaker bergen eine Sternschnuppe gesehen, und hatte genug Geistesgegenwart, um mir sofort etwas zu wünschen.

Ich lege mich ein bisschen hin, bin aber nicht ausreichend müde, um richtig zu schlafen, sondern döse nur so, sodass ich sofort wach bin, als Volker um 00:30 Uhr das Großsegel wieder durchsetzt. Es kommt ein bisschen Wind, diesmal aus Südwest, also Raumschotkurs, mit Groß und Fock. Noch 47 sm bis Estartit.

01:15 Uhr: Jetzt darf Volker schlafen, ich wache über das Boot. Der Wind weht munter weiter, wir segeln mit zwischen sechs und über sieben Knoten durch die Nacht. Der Lichtschein von Barcelona ist weit zu sehen, als wir näher zum Land kommen, sieht man auch andere Orte, Girona im Land, und kleineren Schein von den kleineren Orten an der Küste wie Sant Feliu und Palamos. Ansonsten ist es finster, nicht nur, dass Neumond ist, es gibt auch ein paar Wolken, die sich vor die Sterne schieben. Nur die Kassiopeia und der große Wagen begleiten uns bis zum Morgengrauen. Alle halbe Stunde werfe ich einen Blick auf den Plotter, um nach den großen Schiffen zu sehen, aber diese Nacht kommt uns keines zu nahe.

03:30 Uhr, wir wechseln wieder, der Wind bleibt stetig, wenn auch etwas schwächer, und ich schlafe, sanft gerollt, auf dem Salonsofa ein.

06:15 Uhr verlässt uns der Wind mal wieder, um dem Sonnenaufgang zu weichen, wir diskutieren, ob wir – wie geplant – nach Estartit wollen, oder wegen des für die ganze nächste Woche vorhergesagten Nordwinds lieber um das Cap Roses rum sein möchten, dann können wir den Rest bei weniger starken Winden kreuzen.

08:00 Uhr: Auf jeden Fall gehe ich in Aguablavas mal mit Nico spazieren, wir haben kurz an einer Boje festgemacht, und ich rudere zum Strand. Das ist ein entzückender kleiner Ort hier, leider one Bäcker, aber mit einem wunderschönen Küstenwanderweg durch den Pinienwald. Miguel hatte uns das Chiringuito “Mar y Vent” ans Herz gelegt, aber das muss auf ein anderes Mal warten, wir probieren unser Glück mit der Weiterfahrt bis Frankreich, vielleicht kommt ja der vorhergesagte Südwestwind zurück, im Moment ist wenig Nord.

Cap Creus

Cap Creus

Es wird nicht der Südwest, aber ein leichter Nordostwind trägt uns von 10:30 bis 12:30 Uhr an der Bucht von Roses vorbei, Cadaques (da war das Dalí-Haus) bleibt ebenfalls links liegen. Leider verlässt uns der Wind pünktlich zur Mittagszeit wieder, um 12:30 Uhr, ab Cap Creus motoren wir wieder, schade. Der blaue Kranich kommt wieder zum Einsatz, die Sonne brennt.

13:15 Uhr: wir segeln wieder, allerdings nur langsam und hoch am Wind, der Skipper flucht, noch haben wir gute vier Stunden, dann soll der Wind endgültig auf die Nase drehen und zunehmen, bis heute Nacht der Sturm kommt. Das ist so, zum einen langweilig, zum anderen mit Arbeit verbunden, Vorsegel raus, Vorsegel einrollen, der Wind dreht, Segelstellung verändern. Ich glaube, das würde den Skipper garnicht so sehr stören, aber, der fehlende Wind nervt ihn. “Wir kaufen uns ein Motorboot oder eine Finca auf Mallorca”! Jetzt kommt der Wind, dann ist er wieder froh 😉

Ich lege mich zu einemMittagsschlaf hin, es gab doch nicht sooo viel davon letzte Nacht, nicht ohne vorher noch die Gastlandflagge von Spanien gegen die französische zu tauschen, und beim Hissen derselben natürlich die Marseilleise zu summen. Eine Stunde spielt der Wind mit, dann lässt er wieder nach und der Skipper nimmt meinen Platz auf dem Salonsofa ein. Nur ser Hund behält den seinen auf den jeweiligen Beinen bei.

Kurz vor 17:00 Uhr laufen wir in den Hafen ein, gerade rechtzeitig, bevor der Nordwind auffrischt, wir bekommen einen schönen Platz, an dem wir gut gegen den Tramontana geschützt sind, weit genug vom Gewusel des Ferienortes, und mit reichlich Grün für Nico.

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