Auf dem Wasser, endlich!

Pünktlich hält der Zug der SNCF am Bahnhof von Cherbourg, ich springe in ein Taxi, texte Wes, dass ich angekommen bin. Wir treffen uns am Marina Office, dort kann ich den Liegeplatz bezahlen, dann steigen wir ins Dinghy und ab geht es durch die Marina zur wartenden Hexe. Da werde ich tatsächlich mit dem Boot zum Boot gefahren!
Clive und Shay sind gerade dabei, Diesel aus den Kanistern in die Tanks zu füllen, dabei haben sie einen schönen Trick entdeckt, mit dem Schlauch das Vakuum solange zu halten, bis das eine Ende desselben im neuen Kanister steckt, dann wird die Schlcuhschlaufe angehoben, und der Diesel fließt wieder aus dem Kanister in den Tank, ohne dass man das mit dem Mund ansaugen muss, viel gesünder. Wobei wir sonst eher die Kanister über einen selbstgebastelten Trichter aus einer alten Plastikflasche einfüllen, aber das erfordert mehr Muskelkraft. Anschließend werden das Dinghy und der Außenborder mit dem Fockfall an Bord gehoben, alle leeren Kanister verstaut, schon sind die Leinen los, und um 16:00 Uhr verlässt das Boot den Hafen für die letzte salzige Etappe der „Hexe@home-Aktion“.
Der Wind zeigte sich im Hafen von einer „vorfreulichen“ Seite, im Hafen fliegen mir die Haare um den Kopf, und auch Wes‘ Sohn Shay hat die langen Rastalocken mit einem Tuch eingebunden. Ich freue mich schon wie die berühmte Schneekönigin auf das erste Segeln nach über einem halben Jahr. Kaum sind wir aus dem Hafenfahrwasser raus, rollen die Jungs die Genua aus. Direkt vor dem Wind segeln wir leise im leicht kabbeligem Nordseewasser nach Nordosten. Als der Wind sich in eine spätnachmittägliche Brise gewandelt hat, wird der Genacker rausgeholt, alle Leinen gelegt, schon steht das bunte Segel und zieht uns auf unserer Route. Leider ist auch der Zauber nicht von Dauer, der Wind wird immer leichter, und wir müssen ja doch vorwärts kommen. Schließlich ist das eine Überführung und kein Urlaubstörn. Also Motoren an, und los geht’s.
Der gleichmäißge Sound begleitet uns durch die Nacht, auch am Samstag haben wir mit dem Segeln kein Glück mehr, vier bis acht Knoten Wind genau von hinten sind nicht genug für die Hexe. Dabei hatten die drei Jungs sich so auf einen richtigen Segeltörn gefreut. Am Anfang, als sie Lanzarote verlassen haben, hatten sie guten Wind,nach Madeira aber kam die Flaute. Danach waren es nur noch die drei Tage über die Biskaya bis Brest, dass es genug Wind zum Segeln gab, dort, das haben wir auf MarineTraffic gesehen, ist die Hexe geflogen, bei aus Vorsicht bereits gerefften Segeln, einmal mit über 12,5 Knoten über Grund, und fast immer segelte sie um die 11 Knoten Geschwindigkeit.
Der Ärmelkanal jedenfalls hat Spiegelqualität, ein leichtes Atmen des Meeres ist noch spürbar, ansonsten liegt das Wasser glatt wie ein stiller See. Aufpassen muss der Wachhabende trotzdem, denn auch hier gibt es an unerwarteter Stelle Fischerfähnchen, und ein paar Segelboote sind unterwegs zwischen dem Fahrwasser für die großen Pötte und der Küste. Wir passieren das Verkehrstrennungsgebiet vor Zeebrugge in Belgien, hier liegen Unmengen von großen Tankern und Frachtern vor Anker „Waiting for Orders“, die Weltwirtschaft schläft noch ihren gekrönten Dornröschenschlaf.
Am Vormittag haben wir an Backbord die weißen Klippen von Dover gesehen, an Steuerbord liegt die liebliche Landschaft der Normandie, danach verlassen wir La Grande Nation, fahren an Belgiens Küste vorbei. Mit den ersten Strahlen der Morgenröte haben wir – just in time – Hoek van Holland erreicht, dort müssen wir uns über Funk melden, und im extra markierten Fahrwasser für Yahtren vorbei fahren. Auf Marifonkanal 3 bekommen wir Anweisungen, wie die vor der Mündung arbeitenden Bagger zu passieren sind. Vom Ende des Fahrwassers sind es noch 30 Seemeilen bis zur Schleuse zum Nordseekanal bei Ijmuiden, eine Premiere für die zweibeinige Hexe, dann wird die Hexe zum ersten Mal im Süßwasser schwimmen.

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Eine Antwort zu Auf dem Wasser, endlich!

  1. Ralph sagt:

    Hi Cornelia,
    Alles gute zum Geburtstag wünschen dir Heike und Ralph aus dem sonnigen Kroatien

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