08. Juni 2016, Mittwoch, Baro 1015, sonnig, warm, Wind SO 2-3
Barcelona 12:00 – Ciutadella de Menorca 08:25, 112 sm
Jetzt hat Volker seit gestern nicht Rücken, sondern Schulter! Und auch heute morgen ging es ihm nicht besser, nein, er war in der Nacht oft wach vor lauter Schmerzen. Um acht Uhr schicke ich Katy, der Osteopathin eine SMS, ob sie ihn heute früh behandeln kann. Tatsächlich, sie kommt extra früher in die Praxis, versucht, den eingeklemmten Nerv zu befreien, ein Ibu tut das seine, und jetzt ist er nicht mehr ganz so schmerzverzerrt, und wir haben abgelegt.
Leider kommt der wenige Wind genau aus Menorca, wir motoren erstmal, damit wir nicht gleich anfangen müssen zu kreuzen, erledigen die letzten Telefonate für heute, stellen den Bericht auf die wieder funktionierende Internetsite (mir wird immer noch schlecht, wenn ich dran denke, dass alles hätte weg sein können), frühstücken, und der Skipper geht sicher bald ein bisschen schlafen.
13:30 der Motor darf schlafen, mit leichter Brise segeln wir hoch am Wind genau auf Kurs 138 Grad. Wir rücken dem kleinen Riss im Großsegel auf die Pelle. Nachdem die Reparatur am Unterliek der Fock mit Epoxykleber gut gehalten hat, kleben wir den kleineren Grnossen im Großsegel mit Uhu. Volker hat festgestellt, dass unser Ankerbeschlag verbogen ist. Das war der ungeschickte Moorbootfahrer in Palamos, der sich jicht nur in unserer Mooringleine verfangen, sondern offensichtlich auch mit seiner fest installierten Gangway an unserem Ankerbeschlagvorbeigeschrammt ist Leider ist uns das damals nicht aufgefallen. Blöd!
14:00 Uhr weniger als 100 sm bis Ciutadella. Die Schulter des Skippers ist geheilt, dank Katy!
17:20 Uhr noch 82,5 sm. Wir segeln immer noch mit 4-5 Knoten Geschwindigkeit, können nicht ganz die Höhe halten, aber da wir damit rechnen, dass wir heute Nacht sowieso motoren müssen, wenn der thermische Wind weggeht, nutzen wir das bisschen Wind für einen oprtimalen Speed. Ich habe schon rin ganz leichtes langärmeliges Hemd angezogen, weil die Sonne ganz schön stark ist, und ich keine Lust auf Sonnenbrand habe, trotz 59er Sonnenschutzmittel.
18:30 der Skipper hat heute ganz früh ganz großen Hunger und hat sich schon vor einer Stunde in die Kombüse verkrümmelt, und leckere Zutaten brutzeln so vor sich hin.
Nach einer Stunde kommt das Ergebnis ans Tageslicht oder eher gesagt in unseren Suppen/Allroundschälchen ins Cockpit. Es gibt eine Hackfleisch-Reis-Gemüsepfanne, sehr lecker und sättigend. Genau das, was ein Käptn auf großer Fahrt so braucht.
18.50 Leider schläft der Wind ein und der Motor muss wieder ran. Nur noch 2 Knoten Wind von jetzt auf gleich. Was der Wind kann, kann die Capitania allemal und legt sich für ein Nickerchen auf das Salonsofa. Noch 73 Meilen bis zum Ziel.
21:12 Uhr: Sonnenuntergang mit einer Windversprechenden Wolke aus Nordwest, mal sehen, ob das was wird. 62 sm bis Ciutadella. Es wird kühler, wir ziehen Strumpfhosen bzw. Jogginghose an, die Segelhosen habe ich auch schon für die Nacht rausgelegt, irgendwie sieht das so aus, als ob das heute Nacht feucht werden würde. Wir haben beide noch keine Lust zu schlafen, deshalb beschließen wir, kurze Wachen über die Nacht zu verteilen, dann ist es nicht so langweilig beim motoren.
23.25 Nachtlicht, obwohl wir jetzt schon mehr als 100 Kilometer von Barcelona entfernt sind, ist die Stadt immer noch als ein dunkelorangener Lichtschein am fernen Horizont erkennbar.
Cornelia schläft im Vorschiff, Nico hat sich bei ihr rangekuschelt und soeben hat uns ein entgegenkommender Segler, ebenfalls unter Motor, in einem sicheren Abstand passiert.
23:50 Wachablösung, Volker geht mit dem Bordhund ins Vorschiff. Der Wind hat um 60 Grad nach links gedreht, kommt jetzt aus Ost, ist aber immer noch so schwach, dass wir weiter motoren. Ich „übernehme“ drei „feindliche“ Schiffe, zwei fahren weg, aber ein großer Frachter wird unseren Weg passieren, allerdings in einem sicherren Abstand, über 3,5 sm wird er entfernt sein, wenn er unseren Kurs kreuzt. Trotzdem beobachte ich das Ganze genau, nachts finde ich es immer sehr schwer, Entfernungen richtig einzuschätzen. Es stimmt, als sein Licht vor unserem Bug ist, zeigt mir der Plotter eine Entfernung von 3,58 sm an.
00:14 der sichelartige Mond ist rot am westlichen Himmel untergegangen. Viel Licht hat er sowieso nicht gebracht, es war nur eine kleine Sichel. Aber jetzt ist es noch dunkler, rechts sieht man entfernt die Lichter von Mallorca, und über mir habe ich den tollsten Sternenhimmel. Zeit, meine Sternenapp zu aktivieren. Ich sehe den Löwen, den großen Bär, Saturn und einen sehr hellen Stern mit Namen „Arktur“ (?), ich kann das nicht genau erkennen, und darunter das „Haar der Berenike“. Dazu könnte man direkt eine Geschichte schreiben, was es wohl mit diesem Haar auf sich hat, und ob Berenike wohl ein gutes oder ein böses Schicksal hatte, dass ihr Haar Abend für Abend durchs All schwebt…
00:30 ich sehe das Leuchtfeuer von Cap Formentor, 4 x Licht, alle zwanzig Sekunden, eigentlich soll er auf 22 sm sichtbar sein, aber wir sind noch über 31 sm davon weg, und trotzdem kann man es erkennen. Bis Ciutadella noch 40 sm.
01:00 an der Backbordseite verwirren mich zuerst Lichter, dann sehe ich, dass es Blitze sind. Na, hoffentlich kommt kein Gewitter hierher. Ich habe zwar früher immer meine Mami ausgelacht, weil die Angst vor Gewitter und insbesondere vor Kugelblitzen hatt, aber so mit einem Boot mitten auf dem Meer habe ich auch keine besondere Lust darauf. Dann müssen die Handys und das Ipad in den Backofen, denn der ist ein Faraday’scher Käfig, und am besten schaltet man auch alle Elektronik aus und steuert nach dem Kompass.
01:30 erneuter Wachwechsel, ich habe, weil der Wind wieder mehr von steuerbord kam, den Traveller nach Luv gezogen, wahrscheinlich hat das den Skipper geweckt. Jetzt schauen wir mal, ob der Wind bleibt, denn jetzt segeln wir wieder, mit 4,3 Knoten Geschwindgkeit und fast auf Kurs. Wir wollen ja auch nicht noch im Dunkeln auf der Insel ankommen. Der Skipper hat – unter Segeln – die Wache, da kann ich mich in die Achterkajüte legen, denn es hat sich eine Welle aufgebaut, die garnicht zu dem wenigen Wind passt, und die schlägt mir im Vorschiff zu arg. Nur beim Motoren liegt man dort auf jedem Fall ruhiger, weil der Motor in der Achterkajüte direkt neben dem Kopfkissen dröhnt.
03:15 noch 26 sm. ich bin wach und biete Volker einen Wachwechsel an. Der möchte zuerst einen Kamillentee, dann trinken wir draußen Kamillentee (er) und Cappuccino (ich), der Hund wird noch einmal ins Cockpit geholt, damit er Pipi machen soll, was er aber micht tut, dann legt sich Volker mit ihm ins Vorschiff.
Ich war aufgestanden, weil ich den Motor gehört habe, und dachte mir, dann kann der Skipper ja beruhigt schlafen, das ist ihm eh zu langweilig, leider ist der Wind jetzt auch ganz eingeschlafen, es sind nur noch drei Knoten, zwar Halbwind, aber das bisschen reicht selbst der Hexe nicht für eine vertretbare Geschwindigkeit.
Ohne Mond ist es schon sehr dunkel, allerdings nimmt man jetzt die Lichter von Mallorca und Menorca deutlich wahr, und wenn meine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnt haben, bin ich begeistert über die Größe und Strahlkraft der Milchstraße. Vorhin habe ich sogar eine Sternschnuppe gesehen, und es rechtzeitig geschafft, mir etwas zu wünschen.
Der Skipper hat ganze Teppiche mit fosforeszierenden Quallen gesehen, jetzt schwimmt immer noch mal eine vorbei, aber das ist gar nichts mehr gegen vorhin, sagt er.
04:46 Immer noch kein Wind. Die Fähre nach Ciutadella fährt i2,3 Meilen entfernt an uns vorbei, hell erleuchtet. Auch wir haben, weil wir motoren, die Lichterführung umgestellt, statt der Dreifarbenlaterne im Masttopp muss nun hinten ein weißes und im Bug das rote Backbord- und das grüne Steuerbordlicht brennen. Und außerdem am Mast noch das Dampferlicht. Vor allem wegen des weißen Hecklichts, das aufgrund des direkt neben ihm hängenden hellgelben Rettungskragens, einiges an Licht zurückstrahlt, aber auch wegen des Dampferlichts, dessen Licht in die Fock leuchtet, ist die Umgebung nicht so klar erkennbar wie im reinen Segelbetrieb. Die Sternenapp sagt, hinten, neben dem großen Bären, sei eine Rakete vorbeigeflogen. Die konnte ich aber leider wegen des Lichtproblems nicht erkennen.
05:05 es dämmert, die Sterne verabschieden sich für heute. Immer noch kein Wind, 18 sm bis Ciutadella.
06:00 der Skipper ist aufgewacht, gleich geht die Sonne auf, wieder Wachwechsel, der Wind reicht nichtzum Segeln, ich gehe noch eine Stunde schlafen. 12 sm noch.
Der Sonnenaufgang ist doch sehr schön, es ist gerade genug Platz unter der Wolkenschicht, dass die Sonne, rot und im Nordosten, (jawohl, Herr Degenhardt) aufgeht.
07:45 haben wir den Wegepunkt erreicht, mal segelnd, mal motorend, inzwischen ist der Wind wieder ganz weg, das Meer liegt spiegelglatt vor uns, die Insel Menorca ragt mit steilen Küsten daraus hervor. Noch gut 2 Seemeilen, und um
08:25 machen wir die Leinen beim Club Nautico fest, der Marinero steht schon da und kassiert gleich mal das Liegegeld ab.