Nachdem vor allem der Skipper anfänglich große Zweifel an der Schönheit von San Remo hatte, wurden wir doch in den zwei Tagen eines Besseren belehrt. Noch am Abend sind wir – mal wieder – nach oben gestiegen, in die eine Altstadt und in den anderen sehr verfallenen mittelalterlichen Stadtteil “Pigna”, wo uns zahlreiche Schilder über die einstige Bedeutung der Plätze, Häuser und Straßen aufklärten.
Die Hauswände sind feucht, in die meisten Gassen dringt niemals ein Sonnenschein, klar, war das abends dunkel hier, aber als wir am nächsten Mittag bei strahlendem Sonnenschein noch einmal durch diese Gassen gelaufen sind, war es auch nicht viel heller. Und auch hier wieder das Problem, dass man alles, jeden Einkauf, aber auch den Kühlschrank und die Waschmaschine durch kleine verwinkelte Gassen tragen muss.
Mittwoch sind wir also auch wieder mal nach oben gestiegen, diesmal noch weiter hoch, erst wieder ein bisschen runter, um auf den nächsten Hügel zu gelangen und zum Schluss standen wir an einer schönen Kirche, die aber leider geschlossen war, und erst vierStunden später wieder öffnen sollte. Wir waren 107 m über dem Meer, hatten einen sensationellen Ausblick über die Stadt. Man sah auch das Kreuzfahrtschiff von Thomas Cook, das am Morgen in der Bucht angekommen war, und das lauter kleine Boote mit vielen Menschen ausspuckte, die einen Landausflug durch San Remo oder mit dem Bus an der Costa dei Fiori entlang machen.
Auf dem Weg hoch haben wir einen gut gefüllten Kiwi-Baum gesehen, das war eine Premiere, mitten am Hang neben einem abenteuerlich darein gebauten Haus. Auch kleine Schrebergärten haben die Menschen angelegt, dort wachsen Tomatensträucher und Zucchinis, Kräuter und bunte Blumen.
Ja, die Costa dei fiori macht ihrem Namen alle Ehre, es blüht immer noch vieles, natürlich die Bougainvilla und der Oleander, der Hibiscus, aber auch ganz viele andere bunte Blumen, deren Namen wir, als Botanik-Laien, nicht kennen.
Am Donnerstag Morgen wollten wir eigentlich früh ablegen, aber als ich nach dem Hundespaziergang zurückkam, war der Wind verschwunden. Laut Windfinder sollte er um elf wiederkommen, wir haben es ausprobiert und segelten zuerst bei ganz leichtem Wind im Sonnenschein die Küste entlang. Mir gefällt es, es ist alles so friedlich, aber der Skipper ist genervt von den vielen Flauten an der Côte und den ewigen Winddrehern.
Und dann kam er doch noch, der Wind. Zwar genau daher, wo wir hinwollten, aber mit 12-13 Knoten, aber wir konnten segeln, also kreuzen, halt. Leider mussten wir auch alles anziehen, was der Kleiderschrank so hergab, denn gegen den Wind wird es empfindlich kühl. Und als wir dann den letzten Schlag raus geschafft hatten und mit einem leichten Schrick in den Segeln auf Nizza zu fuhren, wurde sie auch wieder richtig schnell, unsere Hexe. Der Unterwasseranstrich hat sich gelohnt, auch bei wenig Wind benimmt sie sich nicht mehr wie eine bleierne Ente, sondern sprinted los wie ein junges Fohlen. (Damit warten wir auch nie wieder so lange.)