Zwei Tage und zwei Nächte haben wir in Menton, dem letzten Yachthafen vor Italien verbracht. Hört sich fast so an, als wenn man mit dem Auto auf der A 5 unterwegs ist in Richtung Süden – irgenwann steht dann da so ein Hinweisschild: “Letzte Raststätte vor der Schweizer Grenze”. Beinahe so ist das in der Tat für uns Segler. Nur ein paar Seemeilen segeln und wir sind in Italien. Grenzübertritt barrierefrei, unkontrolliert, unbemerkt. Das Wasser kennt keine Landesgrenzen. Trotzdem tauscht Cornelia pflichtgemäß die Trikolore Frankreichs unter der Steuerbordsaling gegen die italienische. Die hat – wie der Spitzname “Tricolore” besagt – auch drei Farben. Da ist also gefühlt kein großer Unterschied. Nur blau gegen grün getauscht…
San Remo heißt das Tagesziel, der Wind ist launisch schwach. Entsprechend langsam geht es voran, dafür ist es schön warm und wir genießen das Bad in der wärmenden Herbstsonne.
Gestern haben wir den schönen Tag auch genutzt, um Menton ausgiebig zu erkunden. Dazu gab es genau nur eine Richtung – immer weiter nach oben. Durch die verwinkelten Gassen der Altstadt ging es immer weiter hoch, genau bis dorthin, wo der höchste Punkt von Menton erreicht war. Das war der Friedhof. So als hätte man sich früher gedacht, dass dies der höchste Ort ist, den der Mensch in seinem Leben als letzte Ruhestätte erreichen kann. Wer weiß? Die Aussicht von oben war auf jeden Fall atemberaubend in jeglicher Hinsicht. Aber das Wort “Umzug” gewinnt in Menton (und in San Remo, wie sich später zeigen soll, eine ganz neue Bedeutung. Wahrscheinlich verkauft man dort die Häuser möbliert, damit man kein Sofa, keine Waschmaschine und keinen Kühlschrank umziehen muss.
Menton bietet aber noch mehr als Altstadt, Aussicht und Strände. Jean Cocteau, ein Universalkünstler – Dichter, Maler, Drehbuchautor, Regisseur, Bildhauer. Das ganze Repertoire berherrschte dieses Genie, der bei einem Besuch im nahegelegenen Villefranche das schöne Menton kennen und lieben gelernt hat. Seine Werke sind dort in zwei wunderbaren Museen zu sehen.
Und wer in Menton heiraten möchte, wird sich im von Jean Cocteau gestalteten Trausaal das Ja-Wort für ein Leben in Glück und Eintracht geben. Dort sind viele Mythen verarbeitet, dabei ist der Saal aber so liebevoll und schön gestaltet für die Menschen, die durch eine Ehe ihre Liebe in eine bürgerliche Institution mit Zukunft wandeln möchten, was Cocteau niemals angestrebt hatte. Aber er hat einen wundervollen Rahmen dafür geschaffen. Also, es gibt viel zu sehen in Menton.
Heute wollten wir trotz aller Schönheit weiter und haben jetzt in San Remo angelegt. Viva Italia. Den ersten Bummel durch die große weitläufige Stadt haben wir hinter uns. Besonders nachhaltig beeindruckt hat uns das mittelalterliche Stadtviertel “Pinta”. Das ist wie eine Reise in eine vergangene Zeit, authentisch und jetzt, außerhalb der Reisezeit, ein individuelles Erlebnis.
Danach gab es einiges Revue passieren zu lassen. Das haben wir in einem Bistro getan. Dort kam zu jedem Getränk eine komplette Tapasplatte, Oliven und ein Glas gefüllt mit Erbsensuppe, Salami und knusprigen Brotstücken. Mit dem Resultat, dass wir nach drei Getränken in jeder Hinsicht zufrieden umd gut gesättigt waren.
Bella Italia… bald gibt es mehr davon.