unserer atlantischen Überfahrt, heute ist Samstag, der 29. April 2023
Seit ein paar Wochen haben wir Starlink an Bord und dank der mittlerweile 3.000 Satelliten, die Elon Musk ins nahe Weltall geschossen hat, sind wir in der Regel permanent mit dem weltweiten Netz an Bord verbunden. Für die Traditionalisten unter den maritimen Liebhabern ist das sicher ein Grauen, immer erreichbar oder online zu sein, für uns ist es ein Segen, um es leicht überspitzt auszudrücken.
Können wir doch endlich, immer und jederzeit Wetterberichte mit allen erdenklich wünschenswerten Inhalten abrufen. Ein wahrer Quantensprung für das tägliche Wetterrouting und die gesamte Törnplanung, zumindest für uns normalsterbliche Segler ohne meterologisches Hintergrundstudium.
Aber trotz aller verfügbaren Informationen und der Planbarkeit dank der „schönen neuen Welt“, hält das Wetter immer noch ein paar Überraschungen für den Segler bereit. Manche davon leicht genießbar, weil erfreulich, andere, die zum K(r)ampf mit den Elementen führen. Gestern hatten wir die bevorzugte Variante aus der ersten Kategorie…. Es gab den ganzen Tag über einen wunderbar leichten, segelbaren Wind an der Stelle, wo absolute Flaute herrschen sollte. Der Gennaker stand den ganzen Tag am hohen Karbonmast und zog uns immer weiter nach Nordosten, genau dahin, wo wir hin wollen.
Durch die moderatere Fahrweise erhöht sich der Radius, den wir mit dem Volvo zurücklegen können, auf sagenhafte 1.390 Seemeilen erhöht, unter Einbehaltung einer Notreserve von 100 Litern, wenn die beiden Dieseltanks und alle Reservekanister bis oben hin gefüllt sind. Ich war selbst von dem Rechenergebnis überrascht.
Nur in der Nacht verabschiedete sich der Wind. Unsere neue Strategie ist es, bei Flaute mit nur noch maximal 5 Knoten Fahrt und einem Motor, statt wie bisher mit 6 Knoten Geschwindigkeit zu fahren. Der Vorteil ist, dass sich der Verbrauch unseres 75 PS Motors glattweg von 5 Liter pro Stunde auf 2,5 L/h halbiert. Und das bei nur einem Knoten Geschwindigkeitsverlust.
Seit heute früh heult der Wind wieder um den Mast, er kommt aus Ost-Nord-Ost, mit einem Reff im Großsegel und zwei Reffs in der Genua, geht es in Bocksprüngen über die Wellen, weiter nach Norden. Der stampfende Rumpf schreckt die fliegenden Fische auf, denen ich bei ihren akrobatischen Flugstunts stundenlang zuschauen kann.
Bedingt durch die Windrichtung and den Amwindkurs ist es auch gefühlt kühler an Bord, die Langarmshirts werden ausgepackt, Cornelia zieht sich eine dünne Daunendecke in den Bettbezug ein, und die Füße werden in wärmende Socken gepackt.
Heute ist für uns ein besonderer Tag, wir segeln, unter dem nördlichen Wendekreis der Sonne durch, den diese am 21. Juni erreicht, dem Tag der Sommersonnenwende, der zugleich den Sommeranfang markiert und der, auf der Nordhalbkugel der längste Tag des Jahres ist. Man merkt schon an der Menge der Informationen, die im letzten Satz stecken, wie wichtig der 23,26te Breitengrad, der Wendekreis des Krebses, ist.
Und weil Cornelia in jeden Beitrag reinschreibt, was es am Vorabend zu essen gab, will ich das ebenfalls nicht unterschlagen. Gestern Abend haben wir leckeres Ratatouille mit selbstgemachten Hackfleischbällchen und Reis genossen.
Hier noch ein Ausblick auf das Wetter der kommenden Nacht und für den morgigen Sonntag; schwacher Wind, aus östlichen Richtungen, langsam Südost drehend. „Vamos a ver, schaun mer mal!“ sagt die Capitania dazu.
Was für ein Bild von einem Sonnenuntergang!!!