Das Wunder der Baie Orientale

Seit wir die Vereinigten Staaten verlassen haben, ging unsere Logge nicht mehr, das bedeutet, wir hatten keine Angaben zu unserer tatsächlichen Geschwindigkeit durchs Wasser. Dadurch kann unser Navigationssystem den wahren Wind nicht berechnen, wir mussten uns auf die Angaben zu dem scheinbaren Wind verlassen. Auf der Überfahrt sind wir damit zurecht gekommen, ob der Wind, der eh von vorne kommt, nun 50° wahr oder 30° scheinbar anzeigt, daran muss man sich nur gewöhnen, höher können wir nicht gegen den Wind segeln. Leider hatten wir dann keine Angaben zu den Tagesmeilen, sondern mussten die später anhand der von uns eingegebenen YellowBrick-Punkte, die im Internet unsere Route verfolgen lassen, zusammenzählen.

Sabrina und Matthijs – willkommen an Bord

Auf St. Martin war leider bei keinem Schiffsausrüster diese schon etwas ältere Version des Geschwindigkeitsmessers zu finden, aber letzten Freitag kamen unsere Freunde Matthijs und Sabrina aus Hoorn, und die hatten für uns so eine Logge erstanden und brachten sie im Gepäck mit. Am nächsten Tag sollte sie dann eingebaut werden.

Noch lacht die Capitania

Als Sabrina und ich dann im Supermarkt waren, um für die nächsten Tage einzukaufen, haben Matthijs und Volker die Logge eingebaut und an die Anschlüsse in dem Konverter ITC-5 angeschlossen. (Der ITC konvertiert Seatalk-Anschlüsse, die über Protokoll 0183 gehen, in NMEA 2000.) Als wir es jedoch ausprobierten, funktionierte gar nichts mehr, auch die Daten für scheinbaren Wind und Tiefe und Wassertemperatur waren verschwunden. Oh je, oh je!

Jetzt beginnt die Fehlersuche. Alle stromführenden Leitungen werden durchgemessen, alle Anschlüsse kontrolliert, die Logge noch einmal abgenommen und wieder angeschlossen, die alte Logge angeschlossen, nichts hilft. Es kommt kein Strom beim ITC-5 an.

Ich telefoniere mit unseren Boots-Reparatur-Beratern, Ralf und Bernhard, beide denken und denken, und geben Tipps, die wir ausführen, aber leider auch keine Besserung zeigen.

Blauer Himmel – blaues Meer in der Baie Orientale

Da wir so nun auch nicht weiter kommen, es ist Wochenende, segeln wir Sonntag in die schöne Oriental Baie, Sabrina und Matthijs gehen zum Riff zum Tauchen, und abends grillen wir gemütlich. Leider sind am Strand mehrere Disc Jockeys am Start, und die Bässe wummern zu uns herüber. Schon am Nachmittag geht es los, glücklicherweise hört die auditive Umweltverschmutzung pünktlich um 21 Uhr auf. Wir sind erleichtert, trinken ein letztes Glas Wein und einen Gute-Nacht-Tee, da dröhnen plötzlich um 22 Uhr die schlimmsten Bässe in die Bucht! Es war nur ein Ausrutscher, Volker wollte schon den Anker hoch holen.

Am nächsten Morgen, heute, Montag, telefoniere ich mit den möglichen Raymarine-Technikern auf der Insel. Ile Marine hat zwar einen Techniker, der kommt aber nicht aufs Boot. Sie geben mir die Nummer von einem Monteur, der das tut. Der aber geht nicht ans Telefon. Auf der holländischen Seite, also Sint Maarten, gibt es auch noch zwei mögliche Raymareine Service-Läden, den einen rufe ich direkt im Anschluss an, und ein freundlicher Mensch erklärt mir nach meiner Schilderung des Problems, dass wir bereits alles getan hätten, was auch er tun könnte, außer vielleicht ein neues Gerät auszuprobieren. Das hat er aber nicht. Und fairerweise sagt er noch, dass er 70 oder 90 $ kostet, wenn er zu uns kommt, und doch auch nicht helfen kann.

Ein bisschen frustriert telefoniere ich noch mit Ile Marine, ob sie einen ITC-5 da haben, und dass die mir den reservieren. Wir beschließen jetzt einfach, heute doch noch nach St. Barth zu fahren, dann waren wir wenigstens auch auf der letzten französischen Insel in der Karibik. 

Ein Platz an der Sonne

Nun kommt die große Überraschung: Ich mache die Navigation an, und auf den zweiten Blick sehe ich plötzlich, dass wir wieder eine Anzeige für den Apparent Wind haben! Und auch für die Tiefe und die Wassertemperatur, und als wir dann losfahren, sehen wir auch die Geschwindigkeit und den True Wind! Warum das so ist, wissen wir auch nicht, aber wir sind sehr froh, und fragen erstmal nicht weiter nach!

Dieser Beitrag wurde unter Leben an Bord veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert