Der Barbier von Nizza

Nun haben wir uns für das „Schietwetter“-Wochenende ja extra eine größere Stadt wie Nizza ausgesucht, das war eine gute Idee. Der Samstag präsentiert sich schon in bleiernem Grau, immer wieder fällt Wasser vom Himmel, gut, dass wir ein trockenes Schiff haben.

Karnevalsfiguren bei Regen

Karnevalsfiguren bei Regen

Zwar machen wir uns auf, eine Runde durch die Stadt zu laufen, wir wollen mal sehen, wie der hier immer noch tobende Karneval gefeiert wird, und außerdem versuchen, eine Karte für die Sonntagsvorstellung von Rossinis „Barbier von Sevilla“ zu ergattern. Tatsächlich sieht man einige Karnevalswagen, aber die eigentliche Strecke ist abgesperrt und man muss sich eine Karte kaufen. Es gibt sogar Tribünenplätze, da sitzen auch tatsächlich Leute, das muss man sich dann aber wirklich „schöntrinken“.

Ich habe Glück, entgegen der telefonischen Aussage von der Theaterkasse gibt es nicht nur noch Stehplätze mit schlechter Sicht auf dem „Olymp“, im allerobersten Rang, sondern noch eine einzige Karte in einer Loge im 1. Rang. Ich freue mich wie ein Schneekönig!

… Gewalten

… Gewalten

… Meeres …

… Meeres …

Brutale…

Brutale…

Am Sonntag Morgen kommt Volker vom Joggen zurück und meint, wir müssen unbedingt zur Hafeneinfahrt gehen und die Wellen fotografieren, die sich dort in atemberaubender Weise brechen. Das sieht wirklich sehr spektakulär aus, wie diese ungeheuren Wassermassen auf die Felsen treffen.

Jugendstilfenster im Foyer

Jugendstilfenster im Foyer

Um kurz nach zwei mache ich mich auf, den Weg am Wasser entlang zur Oper zu laufen. Da es relativ kalt ist, habe ich noch die grauen Stulpen an, ziehe sie aber vor der Oper aus und stopfe sie in die Jackentaschen. Auch meinen orangefarbenen Ski-Anorak gebe ich schnell an der Garderobe ab. Das Opernhaus von Nizza stammt eigentlich aus dem frühen 19. Jahrhundert, wurde jedoch durch einen Brand Anfang des 20. Jahrhunderts komplett zerstört und wieder aufgebaut. Es ist wunderschön, und bietet Platz für über 1000 Menschen im Parkett und den vielen Logen in den Rängen, einschließlich des Olymps, oder, wie es hier heißt, im “Paradies”, d.h. Stehplätze.

Der Orchestergraben

Der Orchestergraben

Gespannt bin ich direkt nach der Garderobe von einer netten jungen Platzanweiserin zu meinem Logenplatz geführt worden, bekam auch – weil ich die erste war – von ihr den besten Platz zugewiesen, wenn auch auf einem etwas klapprigen Stuhl, bei dem die – zugegebenermaßen sehr schönen – Stuhlbeine immer mal etwas wegklappten. Ich hatte einen großartigen Blick auf das Orchester und die Bühne, lediglich das Geschehen am rechten Rand war nicht so einfach zu verfolgen. Und dann kam der sehr junge Dirigent und das Orchester fing an zu spielen!

Almaviva bringt ein Ständchen mit der Unterstützung einer kleinen Kapelle

Almaviva bringt ein Ständchen mit der Unterstützung einer kleinen Kapelle

Um es vorwegzunehmen: Es war großartig! Musikalisch ganz große Klasse – das Orchester war präzise, präsent und unglaublich musikalisch – und als Opera buffa, als komische Oper, lustig inszeniert. Die Stimmen der Sänger, voran ein exzellenter Figaro und eine ausdrucksstarke Rosina, begeisterten allesamt, und alle Sänger, bis hin zur kleinsten Rolle, zeigten so viel Spielfreude auf der Bühne, dass die Zeit wie im Flug verging. Ich hatte ja gerade erst den “Barbier” in Darmstadt gesehen, das war auch eine sehr witzige Aufführung, als Fernseh-Soap inszeniert, aber – vielleicht lag es auch an dem besseren Sitzplatz in Nizza – ich fand die französische Aufführung noch besser als die hessische. O.k., das Bühnenbild war nicht so einfallsreich, aber es gab witzige Details, wie die Eröffnung mit Don Basilio beim Golfen…

Die Logen in den Rängen des Opernhauses Nizza

Die Logen in den Rängen des Opernhauses Nizza

Auf jeden Fall kam ich gut gelaunt aus dem schönen Opernhaus raus, und Volker, der Gute, stand draußen mit Hund und zwei Regenschirmen, um mich abzuholen. Leider fing es in diesem Moment erst so richtig an zu schiffen, wir strichen unseren Plan, in der Altstadt einen Apéritif trinken zu gehen und rannten fast zur Marina zurück. Der Wind drehte den Schirm um, und schlussendlich kamen wir – völlig durchnässt – mit einem klatschnassen Hund, der sich schon unterwegs dauernd schüttelte, beim Boot an.

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