Der Hexenstich

Am Ende ist auch der Skipper zufrieden mit der Arbeit der Hexen…

Schon lange hat sich der Skipper gewünscht, dass ich ihm eine Tasche für die Reserve-Segellatten des Großsegels nähe. Nun brauchen wir dazu einen möglichst UV-beständigen Stoff, der außerdem zumindest wasserabweisend ist. Die längsten Segellatten sind fast sieben m lang, das bedeutet, man muss mehrere Stoffbahnen aneinander nähen, sichere Nähte machen, damit keine Latten den Stoff zerstören, also eine echte Herausforderung an „Nähnomaden“.

Nur ein Bruchteil der Auswahl

Nun ist ja glücklicherweise Ulrike noch bei uns, sodass wir zwei Frauen gemeinsam über die beste Methode, die sauberste Naht – damit keine der unterschiedlich langen Latten sich innen in der Tasche verhakten kann –  und die einfachste Nähmethode grübeln können. In dem Stoffgeschäft „El Kilo“ in Lanzarote werden wir schon mal fündig und kaufen einen schönen  hellen Bezugsstoff. Dieser Laden ist sensationell, hunderte von Stoffbahnen aus allen möglichen Fasern, in allen möglichen Farben und mit den unmöglichsten Mustern versehen lagern hier. Die dort arbeitenden Damen kennen jede Ecke, laufen durch die Gänge und greifen zielsicher den gewünschten Stoff heraus. Drei Meter breit liegt der von uns ausgesuchte UV-beständige hellbeige Stoff, das ist gut, denn die große Breite spart uns einige Nähte. So reicht uns ein Meter des Stoffes, und zufrieden ziehen wir ab.

Zuschneiden am Cockpit-Tisch

Mit List und Tücke überlegen wir, wie man am besten gerade Bahnen schneiden kann, ohne Zuhilfenahme von großen meterlangen Linealen. Glücklicherweise hat unser Cockpit-Tisch in der Mitte eine kleine Holzleiste über die ganze Breite, das wird unser Hilfslineal. Fast perfekt schneiden wir so drei Bahnen à 25 cm des drei Meter breiten Stoffes, und wollen mit meiner Bord-Nähmaschine frisch ans Werk gehen.

Doch, oh Schreck!, die Maschine hat sich irgendwann zwischen Hoorn und Lanzarote verschluckt, und will nicht vorwärts nähen. Im Rückwärtsgang geht alles gut, aber wenn es normal nach vorne gehen soll, näht sie in winzigen Stichen rückwärts. Da ist die Enttäuschung erstmal groß, hatten wir doch gedacht, dass wir am Dienstag, nachdem uns Carl-Martin in Richtung Amsterdam verlassen hat, die Aufgabe locker bewältigen können.

Aber glücklicherweise kennt Ulrike hier auf Lanzarote wahrscheinlich mindestens jeden dritten Einwohner der Insel, und so ist schnell über das entsprechende Beziehungsnetz ein Laden gefunden, der Nähmaschinen nicht nur verkauft, sondern auch reparieren kann. Außerdem hat Ulrike eine gleiche Singer-Nähmaschine zuhause, die wir während der Reparatur benutzen können.

Der wunderbare Nähmaschinenladen in Arrecife

Am Mittwoch Vormittag fahren wir nach Arrecife, um die defekte Maschine abzugeben. Wir kommen in ein Geschäft, das, laut Aussage eines hiesigen Freundes, so aussieht, als gäbe es ihn bereits 100 Jahre. Die Besitzer sind ein älteres Ehepaar, die unsere einfache Singer kritisch beäugender, aber ich versuche zu erklären, dass wir sie ja „nur“ auf unserem Boot benutzen, und dass sie dafür durchaus ausreichend ist.

Die „richtige“ Singer

Naja, der freundliche Herr erklärt sich dann doch bereit, die Maschine zu reparieren, meint aber, die schöne ältere Singer mit wahlweise Fußantrieb oder elektrisch könne man doch auch gut auf einem Boot mitnehmen.

Wir haben auf Ulrikes Maschine gestern Nachmittag den Schonbezug für die Segellatten fertig gestellt.  Drei lange Stücke haben wir mit einer sauberen Jeansnaht aneinander  genäht, dann hatten wir eine neun Meter lange Bahn.

Hexenzickzack

Um diese jetzt zu einer stabilen runden Hülle zu schließen, haben wir uns den „Hexenstich“ ausgedacht: mit Zickzacknähten gesäumt, und dann die Zickzacknähte wiederum mit einer Zickzacknaht aufeinander verschlossen. Soviel Zickzack können nur Hexen mit ihrem Hexenbesen…

Warten auf die Drinks im Upper-Deck

Die Enden wollte Volker mit einem Bändchen verschließen, die Latten werden mit Kabelbindern an die Reling gehängt. Zum Schluss waren wir stolz auf unser Werk und konnten mit Eva und Walter vom Nachbarboot, der „Indigo“, ausgelassen feiern.

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Eine Antwort zu Der Hexenstich

  1. Rolf sagt:

    Das klingt nach einem gelungenen Tag und guter Arbeit…..

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