Pünktlich, wie vorhergesagt, geht der Wind um 16:30 Uhr schlafen, von gut 13 auf 10 auf 6 Knoten, bis es nur noch zwei bis drei sind. Der Code D muss weg, und der Motor muss uns weiter schieben. Um 18:00 Uhr nehmen wir die alte Gewohnheit wieder auf, und trinken unser 0-Alkohol-Bier als Sundowner, diesmal zusammen mit Samy, der in Spiel- und Schmuselaune ist, auf dem Vorschiff. Danach gibt es Abendessen, klassisch deutsch heute, mit Schnitzel, Kartoffeln und Salat. Um 21:20 Uhr lege ich mich hin, leider will der Schlaf sich nicht einstellen, also ruhe ich nur Augen und Rücken aus, und löse Volker um 23:00 Uhr wieder ab. Der hat zwischendurch mal einen Segelversuch gestartet, das ging ungefähr 15 Minuten gut, und auch jetzt schauen wir, ob der Wind mehr als sechs Knoten aus 65° zustande bringt, aber auch das dauert keine zehn Minuten. Bei zweieinhalb Knoten Wind segelt auch die schnellste Outremer nicht.
Gerade sind wir am Cabo de Gata vorbei gefahren, das Cap ähnelt wirklich einem Katzenkopf, aber bei Nacht kann man das natürlich nicht erkennen, wir wissen es von früheren Törns her. Der Leuchtturm vom Kap schickt alle vier Sekunden seine weißen oder roten Blitze aus, je nachdem aus welchem Winkel man es betrachtet. Die spanische Küste ist gut zu sehen mit all den Straßen- und sonstigen Lichtern. Über uns leuchten die Sterne vom wolkenlosen Nachthimmel, nur die schmale Sichel des zunehmenden Mondes hat sich leider schon wieder verabschiedet.
Da wir außer den großen beleuchteten Tankern, Frachtschiffen und Fähren keine Boote auf dem Wasser sehen würden, läuft natürlich das AIS, das einen Warnton erklingen lässt, wenn es ein Signal erhält, das in 12 Minuten näher als zwei Meilen zu unserer Schiffsposition wäre. Alle zehn Minuten macht das Radar zwanzig Umdrehungen, und würde ebenfalls warnen, wenn es ein Signal in der Überwachungszone feststellen müsste. Der Windmesser zeigt, 0,8 Knoten wahren Wind an, das ist gar nichts mehr.
So geht es im Zwei-Stunden-Takt durch die Nacht, kurz vor sieben färbt sich der Himmel im Osten ganz rot, um halb acht geht die Sonne auf, und die Nacht ist um.
Delfine kommen vorbei, sind aber offensichtlich auf der Jagd, denn sie bleiben nicht lange, auch nicht die Mutter mit dem Kleinen.
Leider hat der neue Wetterbericht nicht mehr Wind gefunden, wir motoren weiter.