Gegenstrom

Sonntag, 10. März 2019, Baro 1028, sonnig, Wind SW 2 – 3, auf See

In der Bucht von Gibraltar ist was los!

Erst um 10:50 hat der Wind soweit aufgefrischt, dass wir einen Segelversuch wagen können. Sechs Knoten aus 50 – 60 Grad reichen, damit die Hexe zumindest mit fünf Knoten Speed voran kommt. Und es ist plötzlich so schön still, nur die Heckwellen plätschern leise. Rechter Hand weichen jetzt langsam die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada den niedrigeren Hügeln um Malaga.

Volker segelt, ich nutze die Ruhe, um noch ein Stündchen zu schlafen. Leider ist es danach mit dem Segeln vorbei, ich komme mir schon vor wie Sabine von der Atanga, die in ihrem Blog auf dem Weg von den Osterinseln nach Pitcairn auch am Tag 11 nur noch fragt: „Wo ist der Wind?“ (www.atanga.de).

Zum Frühstück gab es Rührei zu aufgebackenen Brötchen vom Davo-Bäcker aus Cartagena, sechs kleine Brötchen hatte ich gekauft, in der Tüte waren zehn, das ist dort immer so. Da man ja sonst nicht viel zu tun hat, habe ich zum Mittag kleine Empanadas gebacken, den Teig gab es fertig ausgerollt und zugeschnitten im Supermarkt. Ich bestreiche die Teigplätzchen mit einem Hauch Philadelphia und Pesto Genovese, habe aus Resten von Tomate, Zwiebeln und Hamburger eine kleine Salsa gekocht, ebenfalls eher sparsam darauf gegeben, die kleinen runden Fladen zu netten Halbmonden geformt, mit Eigelb bestrichen und ab in den Ofen. War eine leckere Zwischenmahlzeit, jetzt halten wir es bis heute Abend aus.

Nach dem Essen kommen wie heute Morgen die Delfine, diesmal sind sie in Spiellaune, es werden immer mehr, sicher 15 Tiere springen zwischen unseren Rümpfen hin und her, ehe sie sich nach knapp zehn Minuten wieder verabschieden. Es ist erstaunlich, welche Auswirkungen diese possierlichen Tiere haben, Unlust oder schlechte Laune sind sofort vergessen, mit einem breiten Lächeln im Gesicht schaut man ihnen zu. Kommen sie vorbei und bleiben ein bisschen, schon ist der Tag noch etwas schöner! Um !6:00 Uhr kommt schon wieder eine große Schule Delfine, sie springen und tanzen kurz mit dem Boot, dann verabschieden sie sich mit tollkühnen Schwüngen zwischen den Rümpfen, und weg sind sie.

Danach hatte ich mich noch einmal kurz hingelegt, und als ich wieder an Deck erscheine, meint Volker: „Sollen wir nicht vor Estepona ankern heute Nacht, bis 01:00 Uhr müssten wir dort sein?Dann müssen wir uns nicht noch eine Motor-Nacht um die Ohren schlagen, fahren morgen ausgeruht nach Gibraltar, schlafen dann noch eine ganze Nacht, dann machen wir uns auf die große Strecke.“ Klar, können wir machen, es gibt einen Ankerplatz nordöstlich von der Hafeneinfahrt, da wird es auch ruhig sein, heute Nacht kommt nur etwas Nordwind, aber dagegen sind wir dort gut geschützt. Zwanzig Grad abfallen, Wind ist sowieso keiner da, so kann die Fock ein bisschen mitziehen, wir haben nämlich Strömung gegenan.

18:15 Uhr: Schon wieder ein Kurzbesuch von bestimmt zehn Delfinen, zwei Minuten spielen, dann geht es weiter mit der Jagd nach Abendessen, vermute ich. Samy bekommt auch Abendessen, nachdem schon wieder so schön im Trampolin gekackt hat, und Pipi gemacht; wir sind nur nicht sicher, ob  er so raffiniert ist, dass er es auf mehrere Male verteilt, weil er weiß, dass er dann ein Leckerli bekommt, oder ob das halt so ist.

Sonnenuntergang auf See, sieht auch nicht viel anders aus der der Sonnenaufgang, sagt Allegra

Auch wir bekommen Abendessen, Filetsteak von Feinkost-Lidl Cartagena und Kartoffelpuree aus den Salzkartoffeln von gestern, dazu ein paar von den süßsauer eingelegten Zwiebeln vom Markt, lecker! Nur der versprochene Nordwind kommt nicht, und noch immer schiebt der Strom uns keineswegs, sondern verlangsamt unsere Fahrt. Die Idee des Ankerns vor Estepona haben wir aufgegeben, so wie das hier läuft würden wir nicht vor drei bis vier Uhr ankommen, und hätten morgen nochmal zwanzig Meilen mehr. So fahren wir doch die Nacht durch, sind morgen hoffentlich mit der ersten Morgendämmerung in Gibraltar. Dann schlafen wir uns eben dann aus, macht auch nix.

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