Der Wal bläst, Logbuch der Überfahrt Tag 7 + 8

Seit genau einer Woche sind wir mit unserem Hexenkat auf dem blauen atlantischen Ozean unterwegs. Weder Cornelia noch ich waren jemals in unserer nautische Karriere so lange und nonstop am Segeln. Zahlreiche Atlantikpassagen hatten wir bereits früher geplant, doch die Lebensumstände hatten eine solange Reise bis jetzt nicht zugelassen, irgendwas kam immer dazwischen. Jetzt sind wir tatsächlich unterwegs und bis jetzt ist der Wind mit uns und wir erreichen relativ hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten für ein eigentlich cruisingorientiertes Projekt.
Von gestern auf heute haben wir über 190 Seemeilen auf dem Weg in die Karibik im Kielwasser abgespult. Gestern waren wir für einige Stunden mit dem Gennaker flott unterwegs. Und in der letzten Nacht hatten wir eine heftige Squall, mit über 30 Knoten Wind und Starkregen. Da wir noch die Worte eines erfahrenens Katseglers in den Ohren hatten, haben wir erst garnicht versucht zu reffen, sondern sind mit Vollzeug einfach auf einen sehr tiefen Raumschotkurs gesteuert, während die Hexe auf über 15 Knoten beschleunigt hat. Je schneller wir mit dem Wind geseglt sind, umso weniger Winddruck hatten wir in den Segeln, der sogenannte scheinbare Wind war nicht größer als 17 Knoten. Nach 15 Minuten war das kleine Wettermonster durchgezogen und bei beständigen 17-22 Knoten Wind ging die Meilenjagd durch die Nacht weiter. Ziel ist es nach wir vor, bis zum Einsetzen der Flaute am morgigen Montag soviele Meilen wie möglich in Richtung Ziel abzusegeln.
Nachdem es in den letzten Tagen weder Haie, Delfine, Fische, oder anderes Meeresgetier zu sehen gab, hatten wir am heutigen Sonntag das Riesenglück, dass ein Grauwal, ca. 10 Meter entfernt vom Steuerbordrumpf, kurz zum Atemholen aufgetaucht ist. Wie erwähnt, eine kurze Begegnung, aber beeindruckend.
Weniger Glück hatten heute Nacht zwei fliegende Fische, die gegen das vordere Fenster des Kajütaufbaus geprallt sind und dabei ihr Leben lassen mussten. Man hört ja auch hin und wieder Geschichten von Seglern, dass fliegende Fische durch offenstehende Decksluken ihren Weg in Kajüten gefunden haben sollen. Leider stinken die gut 25 Zentimeter langen Meereswesen sehr fischig und die kleinen Schuppen verteilen sich gerne. Französische Segler schmeißen schon mal die gratis Flugkost in die Pfanne, die Capitania war nicht zum Genuss zu überreden.
Den Rest vom Sonntag werden wir ruhig angehen lassen und versuchen, den verpassten Schlaf der vergangenen Nacht nachzuholen. Wir sind sehr gespannt, was die kommende Woche, vor allem wettermäßig in Petto hat.

Die Eckdaten der beiden Tage:

Tag 7, Samstag 29. Januar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 173 sm (Insgesamt 1143 sm von Lanzarote)

Barometer 1020, mehr Wolken als Sonne, Wassertemperatur 22,2 Grad, Wind NE 15-25 Knoten, Wellen bis 2,50 m

Tag 8, Sonntag 30. Januar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 188 sm (noch 1601 sm bis Martinique)

Barometer 1022, Sonne mit kleinen Wölkchen, morgens erst noch dunklere Wolken, Wassertemperatur 22,2 Grad,
Wind nachts nachts ENE um 20 Knoten, in Squalls bis 30 Knoten, die See bewegt bis ca. 2,5 m; am Tag Wind um SE 13-24 Knoten, die See 1,5 – 2 m

Dieser Beitrag wurde unter Logbuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Eine Antwort zu Der Wal bläst, Logbuch der Überfahrt Tag 7 + 8

  1. Corinna sagt:

    Klingt ja alles sehr aufregend!
    Weiterhin gute Fahrt und liebe Grüße

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert