Die Überfahrt von Lanzarote nach Martinique ,Tag 6: Wir hadern mit dem Wind

Freitag 28. Januar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 196 sm (Insgesamt 970 sm von Lanzarote)

Barometer 1019, mehr Wolken als Sonne, Wassertemperatur 22,3 Grad,
Wind NE 13-24 Knoten, die See bewegt bis ca. 2 m

In der Nacht gab es größere Unterschiede zwischen ordentlichen Passatwinden mit um die 24 Knoten und seltsamen Windlöchern unter 10 Knoten Wind. Die abwechselnden Nachtwachen von ca. zwei Stunden, aber den Schlafphasen angepasst, haben sich bewährt. Manchmal allerdings fordern besondere Ereignisse, z.B. reffen, ausreffen, ein gemeinsames Handeln.

Wie heute morgen, als plötzlich aus einer Schwachwindphase heraus der Wind extrem auffrischte und die Richtung änderte, und im Anschluss daran wieder komplette komplette Flaute war. Wir haben den Motor angemacht, um Richtung Süden zu motoren, und so der neuen Empfehlung unserer Windgurus zu folgen. Der Baum schlägt dabei aber so arg, dass es nur zwei Möglichkeiten gab: entweder das Segel komplett bergen und weitermotoren, oder zurückhalsen. Da der Wind sich jetzt auch wieder bequemte, ein bisschen zuzunehmen, hat Volker letztere Variante gewählt, und siehe da!, jetzt segeln wir wieder auf dem gewohnten Bug mit 7-8 Knoten Fahrt nach Südwest.

Inzwischen ist die Sonne aufgegangen und liefert tolle Farbspiele an den umgebenden Wolken, schade, dass man den Bericht über die Kurzwelle nicht mit Fotos spicken kann, weil sonst die Datenmengen zu groß werden.

Bei der Intermar-Runde bekommen wir einen extra für uns aktualisierten Wetterbeicht von Uwe, den ich heute auch sehr gut empfangen kann. Auch Roland aus Fuerteventura ist hervorragend zu verstehen, er gibt mir im Anschluss an die Runde seine Einschätzung des Wetters weiter, wie er es aus Windy lesen kann. Das Prolem ist ein Tief, das ab Montag den Passat gehörig aufmischt, und sowohl an einigen Stellen Gegenwind als auch in einem großen Dreieck zwischen den Kanaren, den Kap Verden und der Karibik für eine fast windstille Zone sorgt. Nun überlegen wir mit allen unseren Experten und den eingeholten Gribfiles eine möglichst intelligente Strategie, um die Flaute zu umgehen, aber auch keinen allzu großen Umweg in Kauf zu nehmen. So segeln wir jetzt mit voller Besegelung bei Winden zwischen 15 und 22 Knoten auf Kurs 265° Richtung West. So kommen wir im Moment (noch) sehr gut voran.

Nachdem bei unserem Boot endlich alle Reparaturen ausgeführt und alle Erstzteile angekommen waren, mussten wir noch lange auf einen guten Zeitpunkt warten, an dem wir losfahren konnten. Denn wenn auf der Strecke so große Abschnitte ohne Wind existieren, muss man tagelang motoren, oder halt sich einfach treiben lassen. Diese meditative Variante kann man mal für ein paar Stunden nett finden, aber um das ein paar Tage durchzuhalten, dazu ist mein Skipper nicht geschaffen. Und soviel Diesel können wir gar nicht mit uns führen, dass wir 5-6 Tage motoren könnten, ganz abgesehen davon, dass wir das ganz sicher nicht wollen, denn sonst hätten wir uns ein schnelles Motorboot gekauft.

So blieb nichts anderes übrig als zu warten (wir berichteten bereits). Als wir dann am Sonntag endlich die Leinen los gemacht haben, sah es noch so aus – und unsere Wetterbeichte haben dies bestätigt – dass wir am schnellsten auf der direkten Route fahren können. Anderthalb Tage motoren am Anfang, dann kommt der Passat und begleitet uns in die Karibik. Bis das blöde Tief in den Vorhersagen auftaucht. Und unseren Weg stört. Deswegen diskutieren wir jetzt jeden Morgen und jeden Abend in der Funkrunde. Wir tauschen uns mit der „Vast“ aus, die ebenfalls nach Martinique unterwegs ist, nur auf der südlichen Route, auf Anraten ihres Wettergottes. Und wir beschäftigen unsere Freunde mit der Übersendung besonderer Gribfiles und der Analyse derselben.

An all diese guten Geister schicken wir einen ganz großen Dank hinaus in die Welt; an alle, die uns so kompetent und geduldig beraten, Ihr seid „Simply the Best“!

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