Drachen auf Antigua und Hummer auf Barbuda

Nach unserer etwas ruppigen Überfahrt nach Antigua blieben uns noch drei Tage Zeit auf der Insel, denn Volker und Bernd hatten für Dienstag einen Termin bei „meinem“ Zahnarzt in St. John bekommen, beide vor allem deswegen, damit sie nicht auf der längeren Überfahrt wegen eines Zahnes schreckliche Schmerzen haben. „Meinem“ Zahnarzt deswegen, weil Dr. Moursy mir bei unserem letzten Antigua-Aufenthalt einen Zahn gezogen hat, der wegen einer Entzündung schreckliche Schmerzen machte. Und es hat überhaupt nicht weh getan! Das war auch der Grund, dass Volker, der bei Zahnärzten ganz klein wird, seinen schmerzenden Zahn dort behandeln lassen wollte. Es ging auch alles gut, „er hat überhaupt nicht gebohrt“!

Wir nutzten die Zeit, Larissa und Johannes etwas von der Insel zu zeigen. Dazu liehen wir am Ostermontag Morgen ein Auto bei Titi Car, bei denen wir schon während unseres letzten Aufenthalts auf Antigua einen Wagen ausgeliehen hatten. 

Und wir haben sooo ein Glück! Als wir zur Teufelsbrücke kamen, das ist eine der Hauptsehenswürdigkeiten von Antigua, eine natürlich entstandene Felsformation, die sich als Brücke zwischen zwei größeren Landflächen spannt. Durch den Nordost-Passat wurde der Sandstein immer weiter ausgewaschen, nur der obere Teil blieb bestehen. Durch viele Höhlen schießen bei stärkerem Wind und welligem Meer wilde Wasserfontänen nach oben, ein gigantisches Naturschauspiel, das wir bei unserem ersten Besuch ausgiebig bewundern konnten.

Diesmal haben wir uns bei der Anfahrt gefragt, warum so viele Autos hier parken, wir hatten Glück, überhaupt noch einen Parkplatz gefunden zu haben, mindestens einen Kilometer weit weg von dem Meer.

Schon beim Laufen sahen wir ganz viele Drachen am Himmel stehen, und als wir zu dem eigentlichen Ort kamen, waren es hunderte bunter Flieger, die mehr oder weniger hoch am Himmel standen. In bunten Farben und Formen, viele selbst gebaut, es gab unzählige Kinder, die stolz ihre Flieger führten, so ein schönes Schauspiel! Deshalb hier Bilder statt weiterer Worte:

Am Mittwoch sind wir früh losgefahren nach Barbuda, denn wir wollten am Nachmittag noch zu der Fregattvögeln. Hier ist die größte Kolonie in der westlichen Hemisphäre. Auf Vermittlung des Wirtes von Shak-A-Kai (siehe weiter unten) holte uns Francis mit dem Taxi ab, und fuhr mit uns über staubige Straßen in die Hauptstadt Codrington. Francis erzählte viel über die Insel, die ihm sehr am Herzen laiegt, war er doch von Antigua gekommen, um hier die Ruhe und Sicherheit zu genießen. „There is zero crime on Barbuda“, hier gibt es keinerlei kriminelle Aktivitäten. So konnten wir unseren eher zwiespältigen Eindruck unseres letzten Besuches immer weiter revidieren.

Francis setzte uns am Hafen ab, wo George schon wartete, ein über siebzigjähriger Fischer, der mit seinem Boot auch Touren für Besucher der Insel zu eben jener Fregattvögel-Kolonie anbietet. Und er ist ein großer Geschichten-Erzähler. Mit Stories aus seinem langen Leben und vielen interessanten Details von den Vögeln und ihren Nistplätzen hat er uns über anderthalb Stunden unterhalten.

Der ursprüngliche Nistplatz in den Mangroven der Lagune wurde vom Hurrikan zerstört, aber die Vögel kamen wieder und suchten sich einen neuen Platz in den dichten Mangroven. Obwohl die Menge durch den Hurrikan Irma in 2017 deutlich dezimiert wurde, sollen es jetzt wieder an die 20.000 Tiere sein, die hier brüten und ihre Jungen großziehen. George brachte uns bei, wie man Männchen von Weibchen unterscheidet, und wie die noch nicht erwachsenen Tiere aussehen. Die männlichen Tiere haben diese orangefarbenen Kehlsäcke, die sie zur Brutzeit beeindruckend aufblasen können, die Weibchen sind größer und schwerer und haben eine weiße Brust. Die juvenilen Vögel zeigen einen weißen Kopf und tiefdunkelblaue Augen, während die erwachsenen Tiere alle schwarze Augen und Köpfe haben.

Wir haben die Nester bewundert, den Vögeln beim Fliegen zugeschaut.  Fregattvögel haben eine Spannweite von 177-240 cm, gut sichtbar ist auch der fächerartige Schwanz, und die unglaublich elegante Art, durch die Lüfte zu schweben. Von so einem Schweber hat Larissa einen kleinen „Glücksschiss“ auf den Kopf bekommen. Auch hier sprechen die Bilder:

George und sein Ausflugsboot

Dann hat George uns zurück zum Hafen gefahren, dort wartete Francis wieder mit seinem Bus, und nach einem kurzen Besuch im hiesigen Supermarkt, wo Volker für alle Bier oder wahlweise alkoholfreie Getränke spendierte, fuhr Francis uns zurück zum Strand.

Für unser Abendessen hatte ich bei Enoch vom Shak-A-Kai, dem legendären Hummer-Griller am Strand, zweimal Hummer und zweimal Hühnchen bestellt. Im Shak-A-Kai sollten wir schon vor über einem Monat mit Freunden drei Geburtstage feiern. Die Feier wurde wegen zu starken Seegangs an der Anlegemöglichkeit am Strand abgesagt, aber diesmal war die See ruhiger und wir trauten uns. Nur der Weg dorthin ist mit einigen Riffen gepflastert, die bis kurz vor die Wasseroberfläche reichen, deshalb habe ich bei unserer Fahrt im Hellen einen Track erstellen lassen, sodass wir im Dunkeln wussten, welche Stellen zu meiden waren. Aber Volker hatte das natürlich schon in seinem Kopf abgespeichert.

Larissa und Johannes bei Shak-A-Kai

Nach einem kurzen Ausruhen an Bord ging es zum Strand zurück, dort ist es trotz flacheren Wellen immer noch ein Abenteuer, ohne nass zu werden aus dem Boot zu steigen, und eine ziemliche Anstrengung, es hoch auf den Strand zu ziehen, damit keine Wellen es wegtragen können.

Vorher: Auf dem Grill

Die Kartoffeln glänzten in der Alufolie, die Hummer lagen halbiert auf dem Grill, und die Hühnchenbeine bruzzelten ebenfalls. Den Sonnenuntergang beobachteten wir wieder mal vom Strand aus, (ich erspare mir – und unseren Lesern – hier das fünfhundertste Bild im weltweiten Netz).

Dann kamen auch noch Nicole und Pierre von der Outremer 45 Te Reva. Volker hatte das Boot, das sich auf Dominica von der Mooring los gerissen hatte und durch das Ankerfeld trieb, ja damals gerettet, und heute wieder rette er die beiden beim Anlanden vor dem Bad im Meer.

Am Tisch
…danach

Und diese Hummer waren köstlich, köstlich, köstlich! Jeder bekam zwei Hummerhälften vom Grill, wir konnten schlemmen, bis unsere Bäuche rund waren. Larissa und Volker bekamen Hühnerbeine, die wohl auch sehr lecker waren, aber natürlich nicht so sensationell wie unser Hummerschlemmen!

Den ganzen Tag, 75 Meilen, mit dem Gennaker

Heute, am Donnerstag, sind wir auf dem Weg nach Saint Martin. Bei leichtem Seegang und vollem Großsegel steht der Gennaker, wir segeln fast vor dem Wind, die Hexe zieht uns beständig und ruhig nach St. Barth, wir sind alle glücklich und der Skipper zufrieden mit der Performance seines Bootes.

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