Gestern um 14 Uhr gab es eine gemeinsame Probefahrt auf unserem Schiff, mit Technikern und Ingenieuren von Outremer und einem Riggspezialisten von Agreement. Zuerst war kein Wind und keine Welle, doch kurz nach dem Verlassen des Hafens setzte ein frischer Südwind ein, der eine kleine Welle aufbaute. Zuerst war der Mast mucksmäuschenstill, kein Knarzton von aufeinander reibendem Metall war zu hören. Weder außen direkt am Mast noch im Salon. Nur der Wind war mit 12 Knoten recht frisch und die Hexe segelte emsig und flott bis zu 8 Knoten am Wind. Nach einer Stunde waren alle Kurse zum Wind gefahren, trotz zunehmender Dünung war nichts zu hören – Versuchsabbruch.
Wir machen uns auf den Rückweg zum drei Meilen entfernten Hafen. Anscheinend hat das Schmierfett seinen Zweck vorübergehend erfüllt. Beim Großsegelbergen haben wir, wie üblich, den Kat genau gegen den Wind gestellt und sind langsam gegen die Welle anmotort. Und dann – direkt vorne am Mast habe ich ein leises einmaliges Knacken gehört. Danach war wieder Funkstille für eine Weile, bis es wieder knackte. Kurz darauf knarzte und knackte es wieder und dann immer wieder… Der Mastfuß knarzte wieder in seinem uns bekannten Knarzrhythmus, genau so frequent und rhythmisch. Alle zwei Sekunden knarzte es, wenn das Schiff sich in den Wellen auf und ab bewegte. Jetzt waren alle Profis an Bord eifrig auf der Suche nach der Ursache. Innen wurde die Deckenverkleidung abgenommen und die Maststütze inspiziert, außen wurde alles mögliche an Einstellungen ausprobiert: Großschot los, Großschot total festgeholt, Dirk los, Dirk fest, usw.
Alles sollte versucht werden, damit man andere Fehlerquellen wie den Baum, Leinen, Fallen und die Deckstruktur ausschließen konnte. Am Ende war es ein simpler hölzerner Schaber aus der Küche, den ich ins Spiel brachte und der uns die letzte Gewissheit gab, dass der Mastfuß sich im Mastschuh, leicht aber deutlich vernehmlich, hin und her bewegte. Holzkeil zwischen Mast und Mastplatte gleich himmlische Mastruhe, Holzschaber raus und schon knarzt es weiter.
Eine halbe halbeStunde später passierten wir die Hafeneinfahrt und, auch wenn es irgendwie blöd ist, dass es so einen Fehler gibt, waren doch alle happy an Bord, dass die Ursache gefunden wurde und nun über eine finale Lösung nachgedacht werden kann. Und die kam dann auch sehr schnell auf den Tisch – Lorima, der Mastenbauer, soll den Mastfuß und den Mastschuh gegen jeweils neue Teile mit einem geringeren Spaltmaß austauschen. Das wird jetzt wohl noch eine Weile dauern, bis die Ersatzteile zur Verfügung stehen und erstmal muss auch das aufgenommene „Beweisvideo“ mit dem Küchenengineeringexperiment zum Mastenbauer geschickt werden. Doch im Moment sind wir guter Dinge, dass sich ein gangbarer Lösungsweg abzeichnet, und – geduldig zu sein, haben wir gelernt.