Nico hat Durchfall, nachts um vier weckt er uns, weil er raus muss. Um acht Uhr gehe ich nochmal mit ihm, weil er schon wieder nervt.
Nach dem Frühstück fahren wir mit unserem Leihwagen aus der Marina: Böses Erwachen, der Parkautomat will 39,65 € von uns! Gestern dachten wir noch, dass die maximale Parkgebühr 6 € beträgt, das sage ich auch den Marineros, die mir helfen, aber nein, ich muss die ganze horrende Summe bezahlen! Vielleicht kann ich mir morgen früh wieder was zurückholen, aber dazu muss ich mit den Jungs vom Parkautomat diskutieren, das sagt mir am späteren Nachmittag die junge Frau von der Rezeption.
Wir lassen uns den Tag nicht verderben, und brechen zu der Inselrundfahrt auf. Wir haben Jens und Martina auf den engen Rücksitzen des Fiat Cinquecento mit dabei, die Stimmung ist gut, die Sonne scheint, die Insel will erobert werden.
Die große Inselerkundung beginnen wir mit Sant Rafael de la Creu, einem kleinen verschlafenen Ort im Inneren der Insel, der jetzt wenig Spektakuläres aufweist, aber eine hübsche kleine Wehrkirche mit einem großen vergoldeten Altar, Mit einem Muschel-Weihwasserbecken und einem hölzernem Beichtstuhl. Außerdem hat man von hier aus einen großartigen Blick auf die mit Kiefern bewachsenen Hügel und auch nach Ibiza-Stadt und das endlos weite Meer.
Der zweite Ort, ebenfalls im Inneren der Insel gelegen, ist Santa Gertrudis, ein Künstlerort, wieder mit Wehrkirche, schönem Friedhof und einem einladenden Dorfplatz, wo wir im Sonnenschein einen Cafe con leche trinken. Hier sieht man Intelektuelle, Althippies und Künstler, die beim frühen Bier sitzen. Santa Gertrudis ist ein besonderer Ort, der sehr viel Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt, sehr zu empfehlen.
Unser Weg führt uns weiter in den Norden der Insel. In San Miquel finden wir Hinweisschilder, die uns zu einem unglaublich schönen Aussichtspunkt oberhalb der Bucht und zu Tropfsteinhöhlen führen sollen. Der Blick auf die große gut geschützte Ankerbucht ist wahrhaft grandios, nur von dem Besuch der Höhlen, die von einem deutschen Ehepaar verwaltet werden, nehmen wir bei einem Eintrittspreis von über zehn Euro pro Person Abstand. Wir haben ja auch noch so viel anderes zu sehen!
Die Cala Portinatx mit ihrem Hippiemarkt lassen wir aus, (es ist schon spät geworden, und der Hippiemarkt ist eh erst am Mittwoch) und fahren zur berühmten Cala Sant Vincent, mit einem ausladenden Strand im Nordosten der Insel, mit wunderbaren Buchten und aufsteigenden Hügeln. Wir begnügen uns mit einer kurzen Rast am Strand, bevor wir zu einem Mittagsnack nach Santa Eulalia, dem Hafen an der Ostseite der Insel aufbrechen. In Santa Eulalia angekommen, bemerken wir beim Aussteigen das Fehlen der Hundeleine. Das gibt Volker die Möglichkeit, ganz alleine mit maximaler Geschwindigkeit die 18 km hin und wieder zurück zu fahren. Wir anderen drei schauen uns den Hafen an, der von Motorbooten dominiert wird, und finden ein ganz entzückendes Lokal zum Mittagessen, das von Handwerkern gut besucht ist. Wir essen mit Volker, der bald wieder zurück ist, zusammen ein köstliches Mittagessen, bevor wir uns auf den Weg nach Ibiza-Stadt machen.
Dort treffen wir noch einmal mit Wil Offermans und Junko Ueda zusammen, die nach dem anstrengenden Konzert gestern Abend sich ein bisschen erholen konnten und gehen gemeinsam zu einem wunderschönen Stadtrundgang durch die Altstadt von Ibiza.
74 Meter müssen wir nach oben krabbeln, bis wir auf dem höchsten Punkt der Festung sind. Kurz davor treffen wir nicht nur die belgischen Segler mit den vier Kindern wieder, sondern auch zwei alte Damen, von denen zumindest die eine bereits achtzig Jahre zählt, und die sich ebenfalls an den beschwerlichen Aufstieg gewagt haben.
Einmal oben angekommen haben wir einen sensationellen Rundumblick über das Meer, zahlreiche Ankerbuchten, die Altstadt mit ihren unzähligen Gassen, zum Flughafen und über das Inselinnere. Der Abstieg führt uns durch die verwinkelten Gassen der malerischen Altstadt, danach, nicht ohne Hindernisse wegen Bauarbeiten, am Ufer entlang über einen großen Platz aus der Altstadt raus und mitten in das geschäftige Gewussel der Neustadt Von Ibiza hinein.
Inzwischen sind wir so voller Eindrücke, zudem wird es auch wieder kühler, sodass wir uns von Wil und Junko herzlich verabschieden und uns auf den Nachhauseweg zu unserem Schiff machen. Noch einmal quetschen wir uns zu viert in unsere kleine “italienische Sardinenbüchse” und 20 Minuten später sind wir bei unserem schwimmenden Zuhause angekommen.
Wir hätten nicht gedacht, dass die Insel so grün daherkommt. Es gibt Wiesen und Felder, die so grün sind wie die in Deutschland, es blühen überall Blumen, z.B. Butterblumen, Margeriten, und Ringelblumen, um nur einige zu nennen und große Kiefernwälder im Inselinneren.
Martina und Jens haben uns für den Abend zum Essen eingeladen. Wir genießen die mit viel Vorablob bedachte Hähnchenbrust mit Champignonrahmsoße. Das war sehr lecker, herzlichen Dank an dieser Stelle dafür!