In den Tropen – Logbuch der Überfahrt Tag 13

Freitag 4. Februar 2022
24-Stunden-Etmal um 12:00 Uhr: 165 sm (noch 877 sm bis Martinique)
Barometer 1016, Wassertemperatur 24,5 Grad,
Wind 5 – 17 kn, die See 1 m
Der angenehme Gennaker-Wind bleibt uns den ganzen Nachmittag und Abend erhalten, es gibt Abendessen – Bauernfrühstück, sehr lecker – am Kartentisch, um auf Winddreher schnell mit der Fernbedienung für den Autopilot reagieren zu können. Also auch Nachtwachen im Zwei-Stunden-Takt.
Um 0500 Uhr muss der Code D geborgen werden, der Wind hat aufgefrischt auf über 17 Knoten, das will Volker nicht riskieren, dass uns hier auf den letztem 1000 Meilen der Gennaker nicht mehr zur Verfügung stehen möge. Die Genua kommt raus, später lässt der Wind kurzfristig so nach, dass der Diesel arbeiten muss, aber seitdem segeln wir munter durch die Nacht. Wer hätte das gedacht nach den verheerenden Wettervorhersagen, die uns ein richtiges Stimmungstief beschert haben?
Mittlerweile haben wir uns richtig eingegrooved in das Bordleben. Die Nachtwachen werden abhängig von der Besegelung aufgeteilt, am Morgen kümmere ich mich um Wetterberichte, die Mails und die Brötchen, Volker um den allgemeinen Boots-Check-Up. Nach der Intermar-Runde gibt es Frühstück, und dann sehen wir mal, was der Tag so alles bereit hält. Auf einem Boot gibt es ja tatsächlich immer irgendetwas zu werkeln, da lecken mal die Öldichtungen am Motor des Wassermachers, irgendwo quietscht etwas und muss geölt oder festgeschraubt oder oder… werden, manche Leinen sind durch das Salzwasser ganz steif geworden und müssen mal in Weichspüler baden, oder unsere Wassertanks werden komplett geleert, damit auch das letzte Chlorwasser verschwunden ist. So werkeln wir und – schwupp – ist schon wieder ein Tag rum, Zeit, ans Abendessen und dessen Zubereitung zu denken.
Wir haben uns geeinigt, dass wir bis zur Ankunft in Martinique die Uhr nicht umstellen werden auf Ortszeit, sondern weiterhin mit UTC leben, denn sonst müsste ich demnächst um sechs Uhr unsere Positionsmeldung rausschicken und um sieben Uhr morgens an der Funke sitzen. So ist es entspannt, zwar geht die Sonne erst nach neun Uhr auf, dafür aber auch erst um neun Uhr unter, denn mittlerweile befinden wir uns im Wendekreis, also südlich des 23. Breitengrades, und somit in den Tropen.
Und dass wir in den Tropen sind, merken wir nicht nur daran, das Tag und Nacht gleich lang sind, das Klima hat sich verändert. Die Nächte (klar, die Tage auch) sind deutlich wärmer als noch am Anfang der Reise bei den Kanaren, und natürlich kein Vergleich zu Segelnächten auf der Nord- und Ostsee. Und der Sternenhimmel! Wenn der Himmel wolkenlos ist, hat man das Gefühl, Millionenen kleiner und größerer weißer und gelblicher Punkte erleuchten die Nacht. Und abends die liegende Mondsichel mit der leuchtenden Venus darüber, einfach nur schön!
Fast könnte man bedauern, demnächst anzukommen, hätte Volker nicht ein Regatta-Herz, und jetzt rechnet er schon mit spitzer Feder, wie schnell wir ab wann segeln müssten, damit wir weniger als soundsoviel Tage für die Überfahrt gebraucht haben. Back in the Race, Baby!
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