Kein einfacher Start

Samstag, 4. Mai 2024
Calero 13:15 – Papagayo Ankerbucht 14:50, 10 sm
Sonnig warm, Wind 18 kn aus NO, die See 1,5 m
Log 4.541, Motorstunden Rechts 992, links 980
Diesel getankt Rechts 120 Liter, links 115 Liter, gesamt 319,77 €

Mit Werkzeugen sind wir gut ausgestattet

Nachdem alle unsere Probleme gelöst scheinen, Volker, und Jan the Electrician, und Alberto, der Volvo-Specialist und Felix, der Handwerker für alle Fälle, alle haben nacheinander fast einen ganzen Tag in unserem Motorraum verbracht, haben wir uns von den vielen Freunden in Calero verabschiedet, schließlich werden wir längere Zeit weg sein.

Im Hafen tanken wir noch, denn auf Lanzarote ist das Diesel günstig, denn hier gilt nur 7% Mehrwertsteuer. Und schon geht es los. Wir wollen die Nacht am Papagayo Strand ankern, damit wir morgen früh nur Ankerauf gehen können und nicht alle Leinen und Fender versorgen müssen, ehe es richtig los geht. Außerdem haben wir dann schon mal 10 Seemeilen weniger bis Madeira.

Kaum ist der Anker am Papagayo-Strand gefallen, schon sind Horst und Evelyn von der Lippischen Rose mit dem Beiboot bei uns, denn wir sollen doch zur Philae von Ria und Jan zum Gin&Tonic kommen. Es werden zwei gesellige Stunden, viel Tonic, wenig Gin, aber leckere Pesto mit Schafskäse und Zwieback, ich hatte solchen Hunger!

Der Wetterbericht für morgen ganz früh steht, wir wollen um 04:00 Uhr aufstehen, es wird ein Amwindkurs, die Wellen 1,6 m, im 7-Sekunden-Takt, das ist nicht traumhaft, aber wir werden es probieren. Morgen um spätestens 5 Uhr wollen wir auf dem Weg sein.

Zum Abendessen gibt es Kalbsschnitzel und die letzten Spargelstangen aus der Heimat, dann wollen wir zeitig zu Bett gehen, um morgen früh ausgeschlafen zu sein.

So, das war der langweilige Teil unseres Törns Richtung Madeira, danach wurde es dramatischer.

***

1. Start:
Papagayo 20:00 Uhr, wolkenlos, Wind NO, die See 1,5 m, wahrer Windwinkel m die 50°, 36 sm

Wir warten aber nicht bis zum nächsten Morgen, um 20:00 Uhr segeln wir doch schon los, der Kurs ist 325 °, also NW. Wir haben noch einmal gerechnet und sind überzeugt, dass wir auch mit dem ganz frühen Start doch spät, also im Dunkeln ankommen werden. Wir müssten einen Durchschnitt von acht Knoten segeln, das erscheint uns bei dem Kurs, dem Windwinkel und der Gegenströmung utopisch. Also starten wir einfach am Abend, dann müssen wir uns zwar mit zwei Nächten herumschlagen, aber wir sollten im Hellen ankommen.

Bis zum Leuchtturm Pechiguera, am südwestlichsten Zipfel von Lanzarote, ist es ein Amwindkurs, danach müssen wir weiter anluven auf 325°, das scheint zunächst unmöglich, aber je weiter wir aus dem Schatten der Insel herauskommen, geht auch das. Wir segeln mit Reff 1, das passt gut. Aber plötzlich, gegen 22:00 Uhr, fällt die Hexe dermaßen in die Wellen, es kracht, und man denkt, eben ist was kaputt gegangen, weil der Wind aufgefrischt hat und wir über neun Knoten schnell sind.

Also muss Reff 2 ins Großsegel. Das geht ganz gut, wir sind ja geübt im Einreffen und Ausreffen, leider haben wir kurzfristig einen ekligen Überläufer auf die Winsch bekommen, den Volker doch mit seiner ganzen Kraft wieder herausziehen kann.

Dann aber höre ich, am Steuer stehend, einen lauten Fluch von vorne, das versetzt mich immer in Alarmbereitschaft. Manchmal ist das berechtigt, weil wirklich irgendetwas nicht geklappt hat oder etwas kaputt gegangen ist, manchmal ist es auch nur eine vorübergehende Aufregung. Diesmal aber war das laute Gezeter allerdings mehr als berechtigt.

Wenn unser Großsegel nicht komplett hochgezogen ist, also entweder geborgen oder gerefft ist, fällt es in ein „Lazy Bag“, eine am kompletten Baum entlang befestigte Tuchtasche, deren Außenseite der Länge nach mit Leinen über Umlenkrollen am Mast befestigt ist. Diese Leine war an der Backbord-Seite gerissen, und das gereffte Segeltuch fiel herunter. Oh Schreck! Das kann natürlich nicht so bleiben, denn das Großsegel scheuert bei der unruhigen See auf dem Dach und würde auf die Dauer kaputt gehen. Volker hat Großsegel und Lazy Bag mit Leinen am Baum befestigt, als Provisorium. Zum Reparieren müsste er in den Mast hochgezogen werden, um dort die gerissene Leine wieder zu befestigen.

Nach kurzem Überlegen beschließen wir umzudrehen, die bisher gesegelten 17 Meilen einfach wieder zurück zum Ankerplatz zu fahren, um die Reparatur am nächsten frühen Morgen, bei Helligkeit und wenn der Wind noch schwach ist, auszuführen. Um halb ein Uhr liegen wir fest am Ankerplatz, nach einem weiteren Stöhnen, weil der blöde Anker beim ersten Versuch nicht gehalten hat, und die 60 Meter Kette wieder aufgeholt und erneut abgelassen werden mussten.

***

Sonntag, 5. Mai 2024

2. Start:
Papagayo 12:30, leicht bewölkt, Wind NO 17 kn, See 1,7 m
Log 4574, Motorstunden rechts 995, links 985

Frühstück bei Peter und Irene

Nach einem kräftigen Frühstück, zu dem uns Irene und Peter auf die Zapoli eingeladen haben, brechen wir erneut auf Richtung Madeira.

Bei netten 16 Knoten segeln wir los, dann frischt es immer weiter auf, der Wind bläst mit über 24 Knoten aus Nord. Unseren Kurs von 325° können wir so nicht halten, zunächst fahren wir gerade mal um 300°. Volker hat Reff 2 bereits vorher in das Großsegel eingebunden, und von der Genua ist nur das berühmte Handtuch draußen. Trotzdem wird der Gang zur Toilette wieder zu einer Übung im Bergsteigen, denn das Boot bockt wie der Stier beim Rodeo.

Ab 14 Uhr und zehn Seemeilen weiter raumt der Wind etwas und lässt vor allem nach, jetzt sind es nur noch 16-18 Knoten, und die Genua wird wieder ein Stück ausgerollt. Fortsetzung gibt es morgen.

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