Als wir heute Morgen relativ früh abgelegt haben, gab es einen Plan, heute nach Livorno zu motoren, weil leider wieder mal kein Wind weht, und morgen mit leichtem Ostwind die 40 Seemeilen nach Porto Venere vor La Spezia zu segeln. Doch anfänglich gab es Nordwind mit zehn Knoten, da mussten wir ganz schnell das Segel setzen, als er ein bisschen auf Nordost drehte… und plötzlich nur noch mit zwei Knoten wehte, als das Großsegel oben war.
Nach einer Stunde Motorfahrt kommt allerdings der Skipper und mault, dass er nicht so lange motoren will, und außerdem zeigte die Vorhersage für die italienischen Küstengebiete immer weniger Wind an, sodass die Gefahr von weiteren „Motorboot-Tagen“ herrschte. Auf solche Diskussionen habe ich ja überhaupt keine Lust, weil ich dann immer am fehlenden Wind Schuld bin, und kann doch leider gar nichts dafür. Wenn es nach mir ginge, hätten wir beständig zwölf bis vierzehn Knoten Wind aus 150 Grad, egal ob von Backbord oder von Steuerbord.
Also schlage ich vor, doch einfach den Kurs zu ändern und die kleine Insel Capraia anzusteuern, dann lassen wir eben die italienische Küste aus, lernen eine neue Insel kennen, und segeln in ein paar Tagen, hoffentlich mit Wind, nach Nizza oder Cannes. So machen wir das.
Tatsächlich sind wir alle 26 Meilen unter Motor gefahren, der Wind kam aus wechselnden Richtungen mit einem bis viereinhalb Knoten, zehn Minuten lang durfte die Genua mit ziehen, aber dann war auch dieser Hauch vorbei. In Capraia angekommen, haben wir uns zunächst vor Anker gelegt, beim ersten Versuch hielt der Anker schlecht, beim zweiten Mal war es in Ordnung, aber hier ist viel Posidonia, und der Anker gräbt sich nicht richtig im Sand ein. Nach einem kleinen Erkundungsgang im Ort beschließt Volker plötzlich, dass wir doch besser im Hafen aufgehoben sind, zumal inzwischen noch ein Segler gekommen ist und sich sehr in unsere Nähe gelegt hat. Die Marina ist auch halbleer, ich telefoniere kurz mit dem Hafenbüro, klar können wir kommen, der Preis ist in Ordnung, nicht so günstig wie in Piombino, aber wir sind ja schließlich auch auf einer Insel hier.
Als ich nach dem Anlegen zum Marinabüro gehe, fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Ich war hier schon einmal! Vor ein paar Jahren, als ich bei Sabines Mädelstörn mitfahren durfte, haben wir genau hier angelegt, Fritzi ist in die Farmacia gegangen wegen ihres Quallenbisses, und abends sind wir auf den Hügel gestiegen, um dort vorzüglich zu essen. Also keine neue Insel für mich, aber für Volker und Samy. Und morgen werden wir sie erkunden!