Die Capitania hat es am Ende ihres letzten Blogbeitrags schon passend zusammengefasst, dass wir insgesamt einen super Segeltörn hatten.
Wenn wir unserer kleinen Atlantikpassage von Gibraltar nach Lanzarote nach dem klassisch-deutschen Schulsystem eine Note geben wollten, wäre es eine glatte Eins. Das aus mehreren Gründen: Der Wind war von Anfang an so konstant, sogar nachts, dass abgesehen von ein paar Knoten mehr oder weniger, man durchaus von perfekten Segelbedingungen sprechen kann. Aber nicht nur der Wind war auf unserer Seite, der Vollmond hatte ebenso seinen Anteil an dem schönen Segelerlebnis. Eine mondhelle Nacht auf dem Meer fühlt sich rein subjektiv für uns sehr positiv an, mehr Horizont, weniger bedrohlich-dunkel erscheinendes Meer, mehr Orientierung.
Der nächste positive Punkt ist das Boot selbst. Wir haben relativ früh in der Passage ein Reff ins Großsegel gebunden und es auch bis zum Ende drin gelassen. Bei Windgeschwindigkeiten von 18-33 Knoten waren wir damit perfekt unterwegs. Die Windschwankungen haben wir mit der Rollgenua ausgeglichen, mal mehr, mal weniger Vorsegelfläche. Nichts geht schneller, als das Rollvorsegel zu reffen. Das Boot lief dabei wie auf den buchstäblichen Schienen, stoisch-ruhig. Das hat wiederum einen weiteren schönen Effekt, an den man zuerst so garnicht denken mag. Bei einem gut ausbalancierten Schiff verbraucht der Autopilot weniger Strom, da nur kleine Kurskorrekturen notwendig sind. Dadurch gibt es auch weniger Querbeschleunigungen, die Mann/Frau gerne als besonders unangenehm empfindet. Zudem konnten wir wegen des guten Winds ohne großen Aufwand eine schnelle Durchschnittsgeschwindigkeit erreichen.
Der einzige Negativpunkt der Reise war, falls man denn davon reden will, dass die Delfine sich nicht blicken liessen, und das kennen wir so garnicht. Normalerweise kommen jeden Tag, besonders auf dem Atlantik, ein paar fröhlich-spielende Delfine angeschossen und schwimmen mit unserem Schiff um die Wette.
Unser tierischer Ausgleich kam aber in Form einer Seeschwalbe, exakt kitschig-romantisch zum Sonnenuntergang, die es sich auf unserem Leeschwert bequem gemacht und trotz Rauschefahrt dort fast eine Stunde verbracht hat. Es hat mich total berührt, dass so ein Vogel, der sonst in den Weiten des Atlantiks seinen Lebensmittelpunkt hat, bei uns an Bord einen Rast- oder Ruheplatz, wenn auch nur für kurze Zeit, gefunden hat.
Zudem haben wir innerhalb eines vollen Tages gut acht Stunden schlafen können, nicht am Stück, jedoch über den Tag verteilt. Auch kürzere Schlafsequenzen reichen wohl vollständig aus. Dadurch haben wir uns zu keinem Zeitpunkt der Reise gestresst oder ermüdet gefühlt. In den 48 Stunden nach unserer Ankunft in Puerto Calero haben wir das Boot komplett entsalzen, einige Waschmaschinenladungen gewaschen, alles komplett durchgesaugt. Wir waren mit Evelyn und Horst italienisch essen, haben unsere Lieblingsteinbucht besucht, ich habe meine ersten Runden 2019 mit dem Stand-up-Paddle-Board gedreht. Samy hat seinen wohlverdienten Auslauf erhalten, wir hatten einen schönen Pubabend mit Doris und Erik und einiges mehr.
Wir sind sehr froh, auf Lanzarote zu sein, irgendwie geht von diesem kleinen atlantisch-vulkanischen Eiland ein besonderer Reiz aus.Wir werden sicherlich ein paar Wochen hier auf der Insel verbringen, zumal es ein paar Punkte an Bord zu reparieren gibt, bevor wir weiter segeln können. Dazu jedoch mehr im nächsten Blogbeitrag…
Schön. Ihr habt es ohne Probleme nach Lanzarote geschafft. 🙂