Madeira ade!

Kurz vor sechs Uhr sind wir beide wach, eine starke “Quinta-do-Lorde-Böe hat uns aufgeweckt, nachdem der starke Wind, der uns die letzten fünf Tage schrecklich genervt hatte, heute Nacht ein bisschen nachgelassen hatte. Sollen wir jetzt noch die halbe Stunde schlafen, bis der Wecker klingelt, oder aufstehen und einfach losfahren? Wir entscheiden uns fürs Losfahren, wecken Ulrike und Carl-Martin, und mit dem ersten Morgengrauen sind wir unterwegs.
Natürlich hat pünktlich zum Ablegen der Wind wieder ordentlich aufgefrischt, mit voller Kraft heulen die Fallböen von den Klippen.

Aber um 07:00 Uhr sind wir aus dem Hafen, das Großsegel ist im ersten Reff gesetzt und wir „fliegen“ Lanzarote entgegen. Am Anfang sind es gut 24 Knoten Wind, einige Böen haben sogar über 30 Knoten im Gepäck, auch die Genua ist eingerollt auf Reff 1. Wir fahren im Wellenschatten der langgezogenen Isla Deserta vorbei, danach sind die Wellen wieder gut zwei Meter hoch und die Hexe läuft beständig über 10 Knoten schnell, bei einem Top-Speed von 16,8 Knoten schreien Ulrike und der Skipper vor Wonne auf. Fünf Stunden nach dem Segelsetzen liegen mehr als fünfzig Meilen in unserem Kielwasser, eine durchschnittliche Geschwindigkeit von über 10 Knoten!

Überall in der Luft ist feiner Sprühnebel aus Meerwasser, der von den weißen Schaumkronen auf den Wellen durch die Luft fliegt, wir halten die Schiebetür bis auf einen kleinen Spalt geschlossen. Die Bootsbewegungen durch die schräg von achtern heranrollenden Wellen sind enorm, man muss sich immer mit einer Hand festhalten, um nicht durch das Schiff zu fallen. Auch mein beweglicher Schreibtischstuhl am Kartentisch, auf dem ich jetzt beim Schreiben sitze, gleitet um seinen Drehpunkt und sorgt dafür, dass ich meine Bauch- und Beinmuskeln trainiere.
Um kurz nach neun Uhr höre ich Uwe von Intermar, unter anderem mit der Wettervorhersage, allerdings waren wir da noch in der Abdeckung von der Deserta und der Empfang war nicht so klar wie sonst, wenn wir auf dem großen weiten Meer unterwegs sind.
Um 10:00 Uhr gibt es Frühstück im Cockpit, sicherheitshalber auf rutschfesten Unterlagen, mit selbstgebackenen Brötchen, Rührei und Speck. Danach ist Ruhe im Schiff, fast alle legen sich zu einem kleinen Vormittagsschläfchen nieder, der Wind hat auch ein bisschen nachgelassen, es weht nur noch mit 16-19 Knoten, weiterhin aus Nordost, die Wellen werden ein bisschen kleiner, und ab und zu wagt sich ein Sonnenstrahl durch die dünne, aber ansonsten geschlossene Wolkenschicht.

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