Nach Madeira Tag 5: Endspurt

Nach den 5 Geschwindigkeits-Vorhersagemodellen für unser Boot, die wir noch in A Coruna erstellt haben, sollten wir eigentlich am heutigen Tag auf Madeira, bzw. der kleinen Nachbarinsel Porto Santo ankommen. Zur Zeit sind wir noch über 80 Seemeilen von unserem Zeil entfernt und gehen davon aus, dass wir morgen so um die Mittagszeit den Anker im weitläufigen Hafenbecken von Porto Santo werfen, und, unter anderem, unser bisher längstes Seestück ein bisschen feiern können.

Warum liegen wir hinter dem Vorhersagemodell? Dafür gibt es mehrere Erklärungen, eine davon ist, dass wir der Kurslinie des Modells nicht gefolgt sind, sondern ca. 80-100 Seemeilen westlicher davon entlanggesegelt sind, so konnten wir die portugiesischen Fischernetze und die große Fischerflotte elegant umschiffen, hatten dafür jedoch insgesamt weniger Wind. Zudem hat bereits am ersten Tag für die ersten neun Segelstunden keines der Modelle den schweren West-Süd-Westwind vorhergesagt, der uns dazu zwang, mit langsamer Geschwindigkeit, gegen 25 Knoten Wind und Welle anzumotoren.

Und seit gestern weht der Wind schwächer, bzw. aus einer komplett anderen Richtung, als er für unser Seegebiet vorhergesagt ist. Aber, und das ist ein echt dickes aber, wir fühlen uns schlichtweg pudelwohl auf dem friedlichen Atlantik, so macht es uns gar nichts aus, dass wir aus den vorgenannten Gründen einen Tag später ankommen werden. Im Gegenteil, wir genießen gerade jede Minute in dieser einsamen Wasserwüste, in der, wenn es hochkommt, an einem Tag zwei Frachter irgendwo um uns rum oder in weiter Ferne vorbei schippern. Sonst ist hier nix los, nada, niente. Man könnte auch sagen, hier sind nicht Fuchs und Hase begraben,sondern eher Möwe und Walfisch. Der Atlantik ist momentan so ruhig, dass man sich auf einem Binnensee wähnt, der nicht vorhergesagte Ostwind fächelt mit 5-7 Knoten, der Kat segelt auf einem Halbwindkurs mit nahezu Windgeschwindigkeit, dazu ist es so angenehm warm, dass auch nachts die kurze Hose und eine dünne Sweatjacke ausreichen. (Anmerkung der Capitania: „Wenn ich mich flach auf den Rücken lege, spüre ich das Atmen der Meeres, auch wenn das wie ein Klischee klingt.“)

Ein paar Motorstündchen sind seit gestern notwendig gewesen wegen Windmangels, aber motoren wegen Windmangels, ist ja, zumindest mit unserer Einstellung, wie Urlaub auf dem Wasser, weil man dann nicht an den Leinen und Segeln rumzupfen muss. Zumal man so eine Segelpause und quasi Strom im Überfluss für nützliche Dinge verwenden kann. So hat die Capitania, die Gunst der Stunde dazu genutzt, eine Waschmaschinenladung zu waschen, und ich habe dem Wassermacher angestellt, damit die Wassertanks ein bisschen aufgefüllt werden, damit wir am zukünftigen Ankerplatz nicht mit dem Wasser sparen müssen.

Zudem lesen wir wie die Weltmeister, weil es soviel freie Zeit gibt. ich habe schon 3,5 Bücher verschlungen…
Das erste Buch, was ich aus unserem Bücherregal gekramt habe, heißt „Ostsee Prinzessin“ von Merle Ibach, die in jungen Jahren, mit schmalem Budget und kleinem Schiff, eine mehrmonatige Ostseerundreise bis ins ferne St. Petersburg erfolgreich absolviert hat.
Das zweite Buch beschreibt eine 2-jährige atlantische Rundreise von Deutschland aus bis in die Karibik und zurück, und enthält unter anderem, meiner Ansicht nach, viel nützliche Informationen über die verschiedenen Karibikstaaten und Inseln. Das Buch ist von der Schweizerin Regula Gurtner verfasst und hat den netten Titel „Bis morgen – in zweieinhalb Jahren“.
Das 3. Buch kann man mit seinen über 400 Seiten beinahe als dicken Schinken bezeichnen und ist von dem zur Zeit wohl erfolgreichsten deutschen Autor für Psyschothriller, Sebastian Fitzek. Das packende Buch, das ich beinahe in einem Rutsch durchgelesen hab, heißt „Passagier 23“ und die Handlung spielt passender Weise auf hoher See.
Und im Moment lese ich die „Ländersammlerin“ eine Reisebeschreibung von der Frankfurterin Nina Sedano, die sämtliche, von den Vereinten Nationen, anerkannten 193 Länder dieser Erde, zu Luft, zur See, mit dem Auto, der Bahn, dem Pferd und zu Fuß bereist hat.

(Und noch eine Anmerkung der Capitania: „Glücklicherweise bleibt dem Skipper neben der umfangriechen Lektüre noch genug Zeit, um ein leckeres Abendessen zuzubereiten.“)

Dieser Beitrag wurde unter Logbuch veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Nach Madeira Tag 5: Endspurt

  1. Rolf sagt:

    Das hört sich nach einem gelungenen Schlag an.
    Hoffentlich geht’s deinem Rücken besser.
    Schlaf gut in das neue Lebensjahr

  2. Ulrike Anneken sagt:

    Liebe Cornelia, in 3,5 Std. ist dein Geburtstag. Vielleicht ein Gläschen Sekt, gefeiert wird dann bestimmt morgen in Porto Santo. Genießt die letzte Nacht bevor der Anker fällt. Alles, alles Liebe wünschen dir Uli der Panikengel und Nelly die Zuckerschnecke

  3. Anett sagt:

    Gute Ankunft und happy Birthday!!!!❤️
    Melden uns morgen Abend!

  4. Irene sagt:

    Liebe Cornelia,
    Herzlichen Glückwunsch zu Deinem Geburtstag und eine gute Ankunft auf Madeira wünschen wir dir.
    Ich lese jeden Tag eure Berichte von der Überfahrt und finde es sehr spannend, wie ihr diese lange Segelreise bewältigt. Wir verbringen nach unserem ersten längeren Segelschlag sehr angenehme Tage auf Mallorca. Unsere Segelreise begann mit recht viel Wind und endete mit einem totalen Stromausfall bei unserer Ankunft in Porto de Soller. Zum Glück hat uns Outremer einen Techniker geschickt, der das Problem beheben konnte. Die Hexe ist ja glücklicherweise schon erprobt und ihr werdet euren Anker ohne Probleme in Porto Santo werfen können.
    Liebe Grüße von Irene und Peter

  5. Hans-Henning Heinz sagt:

    Dir, liebe Cornelia, unsere herzlichsten Glückwünsche!! und euch beiden noch weiter eine gute Reise und viel nützlichen Wind, wir folgen euch gerne. Annette und Henning.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert