Santa Maria, die Perle der Azoren

Nach einer wunderschönen Überfahrt mit 60 Meilen von Ponta Delgada nach Santa Maria, haben wir am Samstag Nachmittag im Hafen von Vila do Porto festgemacht, Lloyd, der freundliche Hafenmeister, erwartete uns schon am Steg, nachdem er kurz zuvor unseren „Königsplatz“ frei gemacht hatte. Vila do Porto ist ein paradiesischer kleiner Hafen, mehr als gut geschützt gegen Winde aus allen Richtungen, und durch die kurvige Einfahrt absolut schwellfrei. Nur Bagger, Laster und der Kran, die damit beschäftigt sind, den Deich noch weiter zu befestigen, störten am Tag die himmlische Ruhe ein bisschen. Aber das ist ja nur vorübergehend.

Abgesehen von dem herzlichen Empfang durch den Hafenmeister wurden wir auch von den Besatzungen der anderen Boote begrüßt, Belgier, Deutsche und Franzosen liegen am Steg, gleich kamen wir mit einigen ins Gespräch. Volker hilft den Nachbarn von der Balu, den Gennaker einzupacken, und bekommt dafür eine Einladung zum Drink für den folgenden Abend. 

Blick auf die Marina

Ich gehe zum Hafenmeister für die Anmeldung, und zur GNR, der Guardia Nacional, zum Einklarieren, und werde auch hier super freundlich empfangen. Freund Bernd hatte Lloyd, den Hafenmeister, vorab informiert, dass wir gerne kommen würden, der hatte sofort im Internet recherchiert nach der Hexe, und war voll informiert, wusste unsere Maße, und bestätigte vorab, dass wir kommen können.

Es fühlt sich erstmal ganz komisch an, am Steg zu liegen, nicht ins Beiboot zu steigen, wenn wir an Land wollen, einfach mal so an Land auf und ab gehen zu können, den Müll wegzubringen etc. Auch der Weg zum und vom Restaurant am Abend ist natürlich einfacher, obwohl uns das Fahren mit dem Dinghy schon so zur Gewohnheit geworden war.

Christiane und Dieter von der Balu

Lloyd hatte mir eine Autovermietung genannt, Sunbeach rent a car, sehr zu empfehlen, professionell und mit Service, wir bekamen das Auto zur Marina geliefert und es wurde dort auch wieder abgeholt. Dort haben wir am Montag dann auch einen kleinen Mitsubishi geliehen, und mit den neuen Freunden, Christiane und Dieter von der Balu, eine Rundfahrt um die ganze Insel gemacht.

Glückliche Kühe auf grünen Weiden

Santa Maria ist eine kleine Insel. In nur einem Tag konnten wir sie umrunden und ein paar wunderschöne Ecken kennen lernen. Auf 97 Quadratkilometern leben ca. 5.500 wunderbar freundliche Menschen, und wahrscheinlich doppelt so viele Kühe und Schafe. Das Portugiesisch, das hier gesprochen wird, ist allerdings gewöhnungsbedürftig, die Vokale am Ende der Wörter werden eingespart, und alles miteinander verbunden, sodass ein Lied entsteht, kein Satz. Das ist wohl ähnlich, als würde man mit rudimentären Deutschkenntnissen plötzlich in Oberbayern landen oder auf den ostfriesischen Inseln. Glücklicherweise kann man es, mit Spanisch-Kenntnissen, ganz gut lesen.

Santa Maria ist als einzige der Azoreninseln keine Vulkaninsel, sondern aus Sedimentgestein entstanden. Deshalb blieb sie auch von Erdbeben verschont, die rundherum oft auftreten können. Sie hebt sich ständig an, und wird dabei immer größer.

Wir sind zunächst von Vila do Porto aus zum südöstlichsten Ende der Insel gefahren, wo ein wunderschöner Leuchtturm steht. Fast glaubt man sich im Regenwald, so grün und üppig ist die Vegetation. Allerdings hängen auch dicke Wolken über den Wäldern, hier, im Südosten der Insel, werden die vom Nordost-Passat heran getragenen Wolken abgefangen und sie regnen sich ab. Es gibt zahlreiche „Miradores“, Aussichtspunkte, von denen man atemberaubende Blicke an die wilde Küste und die sanft hügelige Landschaft werfen kann.

Wir begannen unsere Besichtigungstour, abgesehen von den Stopps an den zahlreichen Miradores, mit einem Besuch des wunderschönen Leuchtturms an der Ponta do Castelo. Auf dem letzten Stück ist die Straße so eng, dass es keinen Gegenverkehr geben kann, man wartet geduldig, bis die Straße wieder frei ist. Glücklicherweise gibt es insgesamt nicht viel Autoverkehr auf der Insel.

Eine Steintreppe mit vielen Stufen führte uns nach oben, und von dort aus konnten wir einen großartigen Blick übers Meer und auf die stillgelegte Walfabrik werfen. Dorthin hätten wir auch – über noch mehr Treppenstufen – hinunter steigen können, aber bei dem Gedanken an den anschließenden Aufstieg haben wir uns das geschenkt. 

Auffällig sind die an der Ostküste besonders zahlreichen terrassierten Weinberge. Wie am Rhein oder an der Mosel sind kleine Terrassen in die Hänge geschlagen, auf denen die Weinstöcke wachsen. Es gibt leckeren Wein von der Insel, allerdings auch im gehobenen Preisniveau.

Weinberge

Außerdem ist es – sehr angenehm – auffällig, wie sauber und gepflegt die ganze Insel ist. Es liegt kein Müll herum, Straßen und Gehwege sind geputzt (außer wenn gerade eine Kuhherde durch läuft, s.u.), und an den Straßenrändern sind vielfach Blumenstöcke gepflanzt, die offensichtlich auch gepflegt werden. Überhaupt, die Blumen! Tatsächlich sind alle Straßen gesäumt in den prächtigsten Farben, weiße Hortensien, blaue Schmucklilien und allerlei andere Blüten in leuchtenden Farben sieht man im Vorbeifahren.

Phantasievoller Mülleimer

Weiter ging es zu der Bucht von Maia mit ihren wunderschönen Stränden, eigentlich hatte wir gedacht, dort am Wasser sitzend einen Kaffee trinken zu können, aber es waren alle Restaurants und Cafés geschlossen, die Saison hat noch nicht begonnen.

Wir fahren die ebenfalls nicht sehr breite Straße zurück, um uns Santo Espirito anzuschauen, dort steht eine schöne Kirche mit einem Friedhof direkt daneben. Die Särge oder Urnen liegen unter Marmorplatten und aufgestellte Steine geben Namen und Daten des Verstorbenen an. 

In Santa Barbara finden wir eine kleine Café-Bar, in der die Männer ein Azorenbier „Especial“ trinken und die Mädels eher Koffein zu sich nehmen, in Form von Cola oder Galão, Latte Macchiato auf portugiesisch. Wir wollen gerade wieder aufbrechen, da kommt eine Herde Kühe mit Kälbchen durch die Straße getrabt, angetrieben von dem Hirten, der sie offensichtlich auf eine andere Weide bringen will. Wir müssen beim anschließenden Überqueren der Straße aufpassen, nicht in Kuhfladen zu treten.

Weiter geht es zur „Roten Wüste“, dem Barreiro da Faneca. Hier, das ist jetzt im Nordwesten der Insel, regnet es so wenig, dass der rote Lehmboden völlig ausgetrocknet ist, und man sich in der Wüste wähnt.

Noch ein kleiner Ausflug nach Anjos, zu der kleinen Kapelle Nossa Senhora dos Anjos, erbaut im 15. Jahrhundert, wahrscheinlich die älteste Kirche auf den Azoren. 168 Stufen führen hinauf zu der Mutter Gottes, einem schönen, innen ganz in weiß gehaltenen Kapellchen.

Weiter unten im Ort gibt es einen kleinen Hafen mit Naturschwimmbecken. Auch das schauen wir uns an.

Noch kein Sonnenuntergang

Ein letzter Stopp bei dem Restaurant BluesBar, von dem aus die schönsten Sonnenuntergänge zu beobachten sein sollen, leider hat es heute geschlossen. Wir ruhen uns nur ein bisschen auf dem Mäuerchen aus, und fahren dann zurück nach Vila do Porto. 

Dort gibt es einen deutschen Bierbrauer, der mit einem cleveren System arbeitet, um das Bier ins Glas zu bringen, das nennt sich „Bottom Up“. Der Trick dabei ist, dass durch eine Öffnung unten im Glas das Bier hinein gedrückt wird, die Anlage schaltet aus, sowie die entsprechende Füllhöhe erreicht ist. Durch das Gewicht der Flüssigkeit wird die kleine runde Scheibe auf die Öffnung gepresst, schon kann serviert werden. Wenn die freundliche Bedienung einem neuen Gast das erste Glas bringt, warnt sie eindringlich, ja nicht den Finger unten in die Öffnung zu stecken. Volker will das natürlich gleich trotzdem probieren, aber das lässt die Kellnerin nicht zu. Sie holt ein leeres Glas, und Volker sieht es ein. Das wäre ja Biermissbrauch!

Natürlich gibt es in dem Restaurant „A Travessa“ auch deutsche Spezialitäten zum Essen, Brezeln eine Brotzeit, allerdings mit hiesigem Schinken und Salami, Spätzle und vieles mehr, nicht nur deutsches Essen. Müde und mit vollem Bauch trinken wir vier noch einen Absacker auf unserer Hexe. So ein schöner Tag!

Heute früh haben wir die Leinen los gemacht und sind jetzt auf dem Weg nach Lanzarote, 760 Seemeilen liegen vor uns. Den Bericht des ersten Tages auf See gibt es morgen.

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Eine Antwort zu Santa Maria, die Perle der Azoren

  1. Gudrun Legeland sagt:

    Ihr schreibt so toll, ich kann mir alles so schön vorstellen, als wäre ich selber dabei

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