Cannes ist ein echter Hotspot für die Schönen, Reichen und Berühmten. Für sie bietet Cannes neben dem angenehmen Mittelmeerklima alles, was das Herz begehrt, erlesene Sterneküche, alle bekannten Modelabels der Welt haben ein Geschäft auf der Shoppingmeile, 5-Sterne-Hotels dicht an dicht, die Filmfestspiele und natürlich das blaue Meer mit endlosen Stränden.
Doch diese Spezies wollen wir heute mal außer acht lassen und eine maritime Weltberühmheit näher betrachten, die zwar von Menschenhand geschaffen wurde, aber deren Eleganz auf dem Wasser schwerlich von den „Landmenschen“ zu überbieten ist.
Schon in den frühen Jahren des Americas Cup, der berühmtesten und ältesten Segelveranstaltung der Welt, wurde mit so eleganten Yachten um die Wette gesegelt, wie sie weder davor noch danach auf dem Wasser anzutreffen waren. Bei diesen Yachten floss das gesamte Wissen der berühmten damaligen Yachtdesignergrößen in die Konstruktion dieser segelnden Augenweiden mit ein. Die Rede ist von der sogenannten J-Class (Dschäklass, ausgesprochen).
Von 1930–1937 segelten diese Megasegelyachten um die „Kanne“, den Pokal des Americas Cup, Unternehmerberühmtheiten wie Vanderbilt, Sopwith und Lipton, der mit dem (Eis)-Tee, waren die Treiber der Veranstaltung und die Bauherren dieser teuren Yachten.
- Das Zahlenwerk:
Gesamtlänge 40-42 Meter
Breite 6,36 Meter
Tiefgang 4,57 Meter
Segelfläche ca. 700 Quadratmeter
Verdrängung max 160 Tonnen - Die Namen der Schiffe lesen sich wie das Who-is-Who des Segelsports:
Velsheda, Schamrock, Enterprise, Endeavour, nur um einige zu nennen.
Doch dann kann der Weltkrieg und mit ihm der Untergang und Abgesang der J-Class und auch der tatsächliche physische Untergang einiger Schiffe. Bis zur Renaissance der J-Class sollte es dann einige Jahrzehnte dauern. In den späten achtziger Jahren wurde die Multimillionärin, Unternehmerin und spätere Yachtrestaurateurin Elisabeth Meyer auf die J-Class aufmerksam. Als erstes Schiff der Klasse wurde die 1930 gebaute Endeavour, von Grund auf restauriert und später an vielen Orten der Welt präsentiert. Das Interesse von potenziellen Eignern wuchs und schon kurz danach wurde die ebenfalls in 1930 auf Kiel gelegte Shamrock komplett renoviert. Diese dann schon in der von Meyer gegründeten Yacht Restauration School, wo bis zum heutigen Tag mehr als 400 Studenten ihren Abschluss im Yachtrestaurierungsbereich erlangt haben.
Da waren es schon zwei Schiffe und die segelten wo sie konnten gegeneinander. Das Interesse an der Klasse wuchs weiter. Alte, original erhaltene Yachten der J-Class wurden zum Teil im Schlick vergammelt gefunden und restauriert, oder gerade noch so schwimmfähig in irgendwelchen Flussläufen entdeckt und vom Kiel bis zu den Spanten, mit viel Liebe und noch mehr Geld, zu segelnden Schönheiten wiederbelebt.
Doch neben den wiederauferstandenen Schiffen aus der damaligen Zeit gab und gibt es eine Reihe von Neubauten, die alle nach den Originalplänen und Maßen aus der damaligen Zeit entstanden sind, oder aktuell noch entstehen. Die J-Class ist daher eine zwar langsam aber stetig wachsende Klasse. Egal, wo dieses Schiffe auftauchen, sie ziehen begeisterte Zuschauer massenhaft an. Aktuell gibt es acht Yachten und drei weitere sind im Bau.
Das Beste kommt jetzt zum Schluss, wer bis hierhin gelesen hat, schafft noch ein paar weitere Zeilen, es ist ja Wochenende.
Eine dieser besonderen Schönheiten, die Shamrock V, liegt hat hier in Cannes ihren Dauerliegeplatz und wird, natürlich mit Crew, an solvente Chartergäste vermietet. Gestern, beim nachmittäglichen Nicospaziergang haben Cornelia und ich gerne mal einen kleinen Umweg gemacht und die glänzende Segelyacht (leider nur von außen) besichtigt und, wie es sich für Berühmtheiten gehört, von allen Seiten paparazzimäßig abgelichtet. Beim Hinschauen geht einem echt das Seglerherz auf, bei soviel Anmut und Eleganz.
Wer noch mehr schöne Segelbilder sehen will, dem sei die Seite www.jclassyachts.com ans Herz gelegt.