Sonntagsruhe

Aussichten vom Ankerplatz

Friedlich läuten die Glocken der kleinen Dorfkirchen von Saint Anne zu unserem Ankerplatz. Früher als die Glocken dringt das Gekrähe mehrerer Hähne zu uns hinüber, die bereits um 5 Uhr 30 den neuen Tag, eingeläutet haben . Es ist Sonntag, unser erster Sonntag in der Karibik, unser fünfter Tag nach unserer Ankunft.

Wir haben uns eingelebt, auch wenn uns das Boot, bzw. das Zubehör auf Trab hält, und die Tage mal wieder nur so dahinfliegen. Am Morgen nach der Ankunft haben wir unser kleines Beiboot klargemacht, den Außenborder drangehangen, um pflichtgemäß die Einklarierungsprozedur zu erledigen. Doch das Motörchen wollte nicht so wie wir es wollten. Denn es lief nur langsam und verhalten und nur mit permanenten Choke. Wir sind bei Sverre, dem sympathischen Norweger von der Segelyacht Horizon, gestrandet. Sverre hat uns dann mit seinem super Beiboot nach Le Marin kutschiert, dort hat Cornelia, drei Minuten vor der behördlichen Mittagspause, in Rekordzeit alles Administrative erledigt. Dann ging es zum Lunch in eine kleine Hafenbar, und wir genossen neben dem Essen und dem ersten frisch gezapften Bier die gute Unterhaltung mit Sverre.

Dann war der Tag auch schon so gut wie vorbei, denn bereits um 19 Uhr überkam uns eine bleierne Müdigkeit, und wir fielen in einen 11 -stündigen Schlaf, den man schon fast als komatös bezeichnen kann. Pünktlich zum Sonnenaufgang, um 6 Uhr, am nächsten Morgen, waren wir endlich ausgeschlafen und munter, bereit für neue Taten.

Ich macht mich über unseren Tohatsu Außenborder her, wechselte die Zündkerze, schmierte die Gasmechanik, kontrollierte den Zündkerzenstecker, füllte frischen Sprit ein, lies den Sprit über die Ablasschraube an der Vergaserkammer ab, doch nix half, wenn ich den Cjhoke wegnahm, ging der Motor aus.  Ralf meinte, dass ich nun doch denn Vergaser ausbauen müsste und gab mir dazu ein paar Tips.

Nach einem Rundblick übers Ankerfeld entdeckte Cornelia die Katamarane, Alamea und Vast mit unseren Freunden an Bord, die in der vorhergehenden Nacht ebenfalls erfolgreich ihre Atlantiküberquerung beendet haben. Bernhard und Beate, die Crew der Alamea, kamen sogleich mit dem Beiboot zum Frühstück rüber, und wir schnackten stundenlang über die zurückliegende Passage.

Atlantiküberquerer bei der Feier

Nachdem ich das Motorproblem angeschnitten hatte, meinte Bernhard, dass das nun kein Problem mehr ist, da sein Freund Wolfgang in der Formel 1, als Motorenmechaniker gearbeitet habe, und der nun zufällig mit seinem Boot ganz in der Nähe ankert. Kurze Zeit später erschien der fröhliche blondgelockte Bayer. In Windeseile war der Vergaser ausgebaut und gereinigt, und der Außenborder lief wieder wie am Schnürchen. Abends gab es dann eine große Feier bei uns an Bord, mit den Crews der Vast, der Alamea, der Wild Thing und Wolfgang, unser neuer bayrischer  Freund von der Segelyacht Hubbert.

Es war eine sehr fröhliche und sehr feuchte Zusammenkunft. Am gestrigen Morgen sind wir dann etwas verknittert erwacht und mussten leider, feststellen, dass der Fäkalientank über die Belüftung am überlaufen war, was nix anderes bedeutet, als dass es irgendwo eine Verstopfung gibt. Sensible Geister hören an dieser Stelle besser mit dem Lesen des Bloqbeitrages auf, für den Rest geht es jetzt ans Eingemachte.

Wir haben also gleich in der Früh versucht, das Problem zu lösen. Zuerst ging es auf einen kurzen Tauchgang mit Schraubenzieher, um zu schauen, ob das Auslassventil unter dem Rumpf verstopft ist, war es aber nicht. Danach haben wir drinnen den Auslassschlauch vom Fäkalientank am Seeventil abgezogen und 2-3 Liter braune Fäkalbrühe hat sich in den bereitgestellten Eimer ergossen, mehr nicht. Im Fäkalientank selbst ist Platz für 80 Liter. Dann haben wir mit mehreren Dingen im Schlauch versucht, bis zur Verstopfung vorzudringen. Alle Versuche scheiterten, nach 2zwei Metern war Schluss. Also Motoren an, ankerauf, und ab mit Kat nach Le Marin zur Tankstelle, denn die haben eine Absaugstation für die Fäkalientanks.

Da wir schon mal dort waren, wollten wir auch tanken, der Platz am Absauger war noch belegt. Nachdem die ersten Liter im Tank waren, hatte die Tankstation einen kompletten Blackout. Herbei gerufene Techniker versuchten das Problem zu lösen, die Stunden gingen ins Land. Die Zapfsäulen liessen sich nicht freischalten. Irgendwann war dann Platz am Absauger frei, um dorthin zu kommen musste ich nochmal ablegen. Dabei warf der Tankwart zu früh die Leine lose, der Bug der Hexe, bewegte sich und drehte zum Steg hin. Es knallte kurz und schon hatten wir unsere erste größere Macke am Bug, eine fünf cm große Gelcoatabplatzung, oh Ärger grrrr.

Irgendwann, war die braune Brühe abgesaugt, und wir sind dann zu unserem Ankerplatz zurück getuckert. Cornelia hat noch den Durchfluss vom Fäkalientank geprüft, indem sie Wasser von oben in den Fäkalientank füllte und ich unterm Rumpf tauchend geschaut habe, ob das dort wieder rauskommt. Kurzes Fazit, die Verstopfung ist beseitigt. Was sie verursacht hat? Keine Ahnung, wir werfen  kein Toilettenpapier ins Klo, eventuell ist was von dem nicht funktionierend Füllstandsmesser abgebrochen, oder ein Stück Kalk hat sich am Auslass niedergelassen.  Es gibt ein generelles Outremer Einbauproblem, weil die Inspektionsluke für den Tank genau an einem Schott liegt und komplett unerreichbar ist.

Sundowner

Abends waren wir dann mit Freunden zum Sundowner in einer kleinen Bar in Saint Anne, mit herrlichem Blick über die ganze Bucht und der Ärger war fast schon wieder vergessen. Gerade wehen vom Ufer die pentatonischen Klänge einer Steeldrum zu uns rüber. Es gefällt uns hier.

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Eine Antwort zu Sonntagsruhe

  1. Gerhard und Cécile sagt:

    Jaaaa, ihr habt die Atlantiküberquerung geschafft. Glückwunsch. 🙂

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