Klar kennen wir das alte Klischee von dem Segler, der am Sonntag mit seiner Süßen, falls die Winde wehen, segeln gehen möchte. Tatsächlich haben wir an den letzten beiden Sonntagen, einfach so zum Spaß, den Anker gelichtet und die Segel gesetzt.
Letzten Sonntag waren wir noch mit Freundin Sabine unterwegs, bei einem frischen Ostwind sind wir zu der Anse Marcel gesegelt, haben dort den Anker geworfen und ein bisschen an den Felsen und ums Boot herum geschnorchelt. Es gab auch einen kleinen Imbiss, und wir fühlten uns wie die Gäste auf den zahlreichen Tagesausflugskatamaranen. Genuss pur, ohne dass man irgendwann irgendwo irgendwie ankommen muss oder will.
Pünktlich vor dem Dunkelwerden waren wir wieder zurück an unserem Ankerplatz in der Baie du Marigot, Zeit für einen Drink und das Abendessen in dem netten unprätentiösen Straßenrestaurant am Marktplatz.
Am nächsten Sonntag sticht Volker wieder der Hafer, oder besser: Die Seejungfrau ruft.
Die Windvorhersage ist gut, wenn auch ein bisschen leicht, um 12-16 Knoten aus Ost mit einem kleinen Schlag Süd, da kann man doch mal Spaßsegeln!
Also wird der Anker gelichtet, sogleich das Großsegel gesetzt und die Genua ausgerollt, beides im 1. Reff, wir kennen inzwischen die Windsituationen an der Insel mit ihren Buchtflauten, Winddrehern und plötzlichen Fallwinden. Sogleich läuft die Hexe los, bei einem gemäßigten Amwindkurs gleitet sie mit fast acht Knoten dahin.
So segeln wir gemütlich bis zur Anse Marcel, plötzlich fragt mich der Skipper: „Wie weit ist es eigentlich um die ganze Insel?“ Das ist natürlich die richtige Aufgabe für mich, schon kann ich mich, statt draußen an der frischen Luft zu sitzen und am Ende auch noch Sonnenstrahlen abzubekommen, der Navigatoren-Arbeit hingeben, und verkünde kurz später das Resultat: „ca. 28 Seemeilen“.
„Das machen wir“, sagt Volker, und schon haben wir eine Aufgabe. Wir kreuzen bis zur Nordostspitze mit der entzückenden vorgelagerten Insel und dem Riff, an dem wir noch vor zehn Tagen geankert haben. Weiter geht es mit halbem Wind, angenehmer Kurs, Richtung Süden.
Volker möchte gerne mal wieder die atlantische Dünung unter dem Boot spüren, nicht immer nur die konfusen Wellen von den Schnellfähren
Die Grenze zwischen französischem und niederländischem Teil der Insel ist auch von See aus leicht sichtbar: Im Süden, in Sint Maarten, stehen sofort Hotelburgen und keine kleinen, ein bisschen heruntergekommenen Häuser mehr. Trotzdem sind es wunderschöne Buchten, mit vorgelagerten Mini-Inseln, von denen ein Inselpärchen „Kuh und Kalb“ heißt, ein anderes „Henne und Küken“, außerdem ist da noch die Pelikaninsel, von der Volker sofort meint, dass das hiesige Bier „Pelican“ seinen Namen hat.
An der Südostspitze der Insel kann man schon die Schornsteine des Kreuzfahrtschiffes im Hafen der Groot Bay sehen, und als wir dann um die Ecke kommen, haben wir den Blick frei auf das große Kreuzfahrtschiff „Queen Mary 2“.
Ab hier kreuzen wir vor dem Wind, wir haben bestimmt zehn Halsen gefahren, vorbei an den vier kleineren Buchten, an der weiten Simpson Bay und dem Juliana-Flughafen, wo die Flugzeuge fast direkt über den Maho-Strand fliegen, damit sie die aufgrund der geographischen Bedingungen kurze Landebahn ausnutzen.
An der Halbinsel Terres Basses gibt es die schönsten weißen Strände von Sint Maarten und St. Martin, leider ist diese Seite nicht von Land aus zugänglich, denn hier sind die Anwesen des Geldadels angesiedelt, sowie das einzige 5-Stern-Hotel. Wir haben es mit dem Auto probiert, ohne Erfolg, aber nun segeln wir daran vorbei und haben freien Blick.
Danach gibt es eine letzte Kreuz bis zum Ankerplatz in der Bucht von Marigot, schon haben wir die Insel unter Segeln umrundet, 32 Seemeilen in nicht ganz fünf Stunden, bei eher wenig Wind, und es hat viel Spaß gemacht, das alles mal von See aus zu sehen.