Sturmwind im Gepäck

Eigentlich hatten wir geplant, nur ein paar Tage in Darmstadt zu bleiben, doch am Ende sind es fast drei Wochen geworden, bis wir wieder zu unserer Hexe reisen konnten. Der Grund lag am regenreichen Unwetter, das uns und vor allem unseren Keller am vorletzten Sonntag in den heimatlichen Gefilden heimgesucht hat. Gegen ein Uhr nachts ging es mit dem Starkregen los, und weil ich wusste , dass wir bei einer Entwässerungsleitung ein mögliches kleines Leck in den hinteren Keller „eingebaut“ hatten, hab ich mich schlafensmüde in den Keller begeben. Dort suppte es, wie gedacht, an einer Stelle aus der Decke, schnell einen Eimer untergestellt und schon sah ich das Problemchen  als gelöst an. Doch plötzlich hörte ich ein verdächtiges Grollen und Grummeln aus den Bodenabflüssen und im gleichen Moment schossen aus denselben Wassermassen empor, und die begannen, alle Kellerräume rasend schnell mit Wasser zu fluten.

Ich geriet für kurze Zeit in eine Art sprachloser Schockstarre, erst, als ich mich davon erholt hatte, schrie ich (war wohl echt ein bisschen aufgeregt ;-)) Cornelia zu, dass sie die Feuerwehr rufen sollte. Dann wurde ich aktiv und wuchtete noch nicht ausgepackte und noch trockene Umzugskartons in höhere Lagen.  Währenddessen sprudelte das Wasser, von dem sintflutartigen Regen weiterhin angetrieben, munter aus den Abflüssen und stand in einzelnen Abschnitten mittlerweile über fünf Zentimeter hoch. Doch mittlerweile kam das schreckliche Nass nicht mehr allein aus Abflüssen, sondern es drückte sich auch durch die Kellertür am Ende der seitlichen Hauseinfahrt. Die Lage spitzte sich immer mehr zu. Bis mit einem plötzlichen erneuten Gurgeln das Wasser auf umgekehrtem Weg wieder abzulaufen begann. Ich traute meine Augen kaum.

Mittlerweile waren auch Cornelia, Sohn Leonard und vier Männer von der Feuerwehr in unseren Kellerräumen tätig, um der verbliebenen Wassermassen Herr zu werden.  Mit Besen, Abziehern und vereinten Kräften schöpften und zogen wir das Wasser in Richtung der Bodensyphons. Gegen 2.30 Uhr war der Einsatz der Feuerwehr bei uns beendet, wir mit unseren Kräften am Ende und sowas von reif fürs Bett.

Die folgenden Tage haben wir die Kellerräume komplett leergeräumt, alle durchnässten Baumaterialien, wie Putz, Betonestrich und Fugenmasse nach draußen befördert, unseren alten Industrietrockner reaktiviert, tagsüber für Durchlüftung und Sonneneinstrahlung gesorgt und alles aufgeklart. Die Ursache für die Misere wird wohl in unseren Baumaßnahmen zu suchen sein; eine Verstopfung, die dann wahrscheinlich durch den steigenden Wasserdruck im Keller plötzlich aufgelöst wurde, so schnell weg, wie sie kam …

Der Wind peitscht die Zweige

Jetzt sind wir wieder an Bord und verfolgen mit Spannung das aktuelle Wettergeschehen, das an der nicht allzu weit entfernten Küste für Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern gesorgt  – und uns immerhin noch bis 90 km/h beschert hat, garniert mit heftigen Regenschauern, herabfallenden Blättern und kleinen Ästen von den benachbarten Bäumen.

Kleine Blätter verwandeln die weißen Rümpfe

Seit gestern Abend heult der Wind, Regenmassen stürzen hernieder, damit leider auch die Blätter der benachbarten Bäume.

Das Einhorn, Wahrzeichen der Stadt des “Goldenen Zeitalters”

Hoorn im allgemeinen und der Vereinshafen im besonderen zählen wir zu den sichersten Häfen, die wir kennen. Die nahe Stadt mit dem markanten Turm, das Hafengebäude. die Mauer des alten Stadthafens und der angrenzende Wald mit Baumbestand sorgen für einen geschützten Liegeplatz, bei allen Wetterwidrigkeiten.

Mittlerweile ist auch unser neues Lazybag, die „Großsegelstaupersenning“, angekommen und wenn sich das Wetter beruhigt hat, können wir das austauschen. Cornelia hat da auf den neuen Segelsack eine schönere Grafik draufsetzen lassen, da sind wir schon sehr gespannt drauf …

Wir hatten gestern Besuch von einem Clubmitglied unseres hiesigen holländischen Segelvereins, dem WSV HOORN, er hat  einen Bericht über uns und unsere Reisen für die Onlineausgabe der Vereinszeitschrift geschrieben, und wollte noch kleine Details mit uns besprechen. Daraus entwickelte sich eine längere, sehr lebhafte und anregende Unterhaltung. Bedankt Walewijn, wij hopen jou weer een keer an bord ontmoeten te kunnen!

Der Himmel über dem Julianapark it ganz dunkel – Blick zur “Nieuwe Wereld”

Spät abends haben wir mit Segelfreunden Jan Jaap und Adrienne von der „Nieuwe Wereld“ den Lotusgrill angeworfen, leckere Fleischspieße gegrillt und den Unterschied zwischen Mangold (Snijbiet auf holländisch) und Pak Choi, dem sog. Chinesischen Senfkohl, diskutiert. Mangold hatten wir als Gemüse aus unserem kleine Nutzgarten in Darmstadt mitgebracht und für heute Abend zubereitet, Pak Choi hielt ich fälschlicher Weise für Mangold. Ganz lustig, das Ganze in einer Fremdsprache zu erörtern, aber Dank Übersetzungstool und Geduld lösbar. Schön, wieder soviel holländisch sprechen zu können; noch besser, dass dadurch unser Wortschatz gleichzeitig immer weiter anwächst.

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