Verbrannte Erde…

… und Wald, mit einer Gesamtfläche von über einer Million Quadrameter, ein evakuiertes Dorf, 500 Feuerwehrleute im Dauereinsatz und 4 Löschflugzeuge. Schlussendlich sind das nur die nackten Zahlen. Der Waldbrand ist gestern morgen im schwierig zugänglichen bergigen Gelände von Montalban ausgebrochen und hat sich rasend schnell, vom starken Tramontana-Wind angestachelt, in südliche Richtungen ausgebreitet.

Das Feuer beginnt

Das Feuer beginnt

Wegen des vorhergesagten Starkwindes hatten wir uns entschlossen, noch einen kleinen Ausflug mit dem Renault Twingo in die nähere Umgebung zu machen, statt zu segeln. Schon nach wenigen Fahrkilometern war eine riesige Rauchsäule am ansonsten blauen Himmel sichtbar. Erstes Ziel war das mittelalterliche Dorf Castelnou, das stufenartig an und auf einem Hügel errichtet wurde.

Castelnou

Castelnou

Das Dorf wird vor allem von Künstlern und Kunsthandwerkern bewohnt, die mit der Herstellung und dem Verkauf ihrer Werke ihren Lebensunterhalt bestreiten. Es gibt also genug zu entdecken. Über dem schönen Ort thront eine große komplett erhaltene Festung, die regulär zu besichtigen ist, aber Hunde dürfen leider nicht rein.

Unser nächstes Ziel war Eus, ein kleiner Ort, der mal wieder zu den schönsten Dörfern Frankreichs zählt, am Eingang der Pyrenäen. Dazu mussten wir gut 40 Kilometer landeinwärts zur Route Nationale 116 fahren, die als einzige Straße dieses Pyrenäental mit Perpignan direkt verbindet. Die Rauchsäule wurde auf der Fahrt dorthin immer größer und dichter.

Es lodert am Bergrücken

Es lodert am Bergrücken

und verdunkelt die Sonne

und verdunkelt die Sonne

Irgendwann waren wir genau unter dem hoch aufsteigenden Rauch, der nach Süden hin über uns hinwegzog. Das lodernde Feuer in den Bergen war stellenweise, wenn es nicht vom Rauch verdeckt war, deutlich zu erkennen. Ein faszinierender und zugleich beängstigender Anblick. Als wir dann an der RN 116 ankamen war ein Massivaufgebot der Feuerwehr zu Stelle. Nur wozu gerade da, war uns noch nicht ganz klar. Ein paar Kilometer weiter, an der nördlichsten Brandfront, war bereits erkennbar (nur irgendwie nicht für uns…), das die hoch aufsteigenden Flammen den Berggipfel überwinden werden und das dadurch das Feuer sich talwärts ausbreiten wird.

IMG_2240Kurze Zeit – und 5 Kilometer später war Eus ereicht und wir sind dort erstmal auf einem kleinen Platz zur mittäglichen Stärkung in ein hübsches kleines Restaurant eingekehrt. Zeit für einen späteren Rundgang in Eus schien in Hülle und Fülle vorhanden. Das Essen war richtig lecker, einfache Küche mit regionalen Zutaten, dazu eine grandiose Fernsicht auf die Pyrenäen. Der Rundgang, gut gesättigt mit vollem Magen, führte uns in die Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Besonders Intereessant sind hier die detailverliebten Zeichnungen aus der gleichen Zeit. Leider war es durch einen Gruppe von Fotoamateuren, die mit ihrem laut dozierenden Kursleiter ihre Fotokenntnisse intensivieren wollten, eine unangenehm unruhige Atmossphäre in dem Gotteshaus.

IMG_2263Der folgende kleine Rundgang durch die Winkel und Gassen von Eus war dafür umso beschaulicher. Um 16.30 machten wir uns dann auf den Heimweg, der, was wir noch nicht wissen konnten, mehr als sechs Stunden dauern sollte. Bereits auf der Zufahrt zur RN 116 gab es den ersten Stau mit Stillstand. Französische Staukollegen erklärten uns, dass die Nationalstraße wegen des Feuers vollgesperrt ist.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, dachten wir uns, und suchten in den nächsten drei Stunden zahlreiche Alternativen, um nach Argeles zu gelangen. Um es kurz zu machen, keine war von Erfolg gekrönt. Wir fuhren auf winzig kleinen Straßen ganz hoch in die Berge, wir bretterten über unzählige Schotter- und Sandpisten, wir durchquerten mit unserem kleinen gelben Freund ein flaches Flussbett.

Hier laufen die Schafe …und die Autos fahren besser heim

Hier laufen die Schafe …und die Autos kehren besser wieder um

Alles um nach wenigen oder vielen Minuten dort zu enden, wo nur ein geländetaugliches Allradfahrzeug weiter gekommen wäre. Es war buchstäblich zum Mäuse melken, immer dann, wenn wir dachten, es irgendwo in Richtung Süden geschafft zu haben, ging es plötzlich für uns nicht mehr weiter. Alternativen zur gesperrten Nationalstraße gab es für uns nicht, freundlich-geduldige und befragte Gendarme kannten auch keine kurze zielführende Umleitung. Der Akku von unserem IPad, unser Navigationsgerät, wurde immer leerer und es wurde Zeit für eine Emtscheidung.

Dunkles Tal

Dunkles Tal

Entweder wir warten mit umgewissen Ausgang auf das Ende des Waldbrandes, bzw. der Straßensperre, oder wir fahren einen 180 Kilometer langen Umweg über kleine Departementalstraßen, um nach Hause zum Boot zu gelangen. Wir haben uns für die letztere Alternative entschieden und sind erstmal die Pyrenäen hochgekurvt, dann durch ein endlos erscheinendes dunkles einsames Tal und dann zum Ende hin über eine breite Landstraße langsam zurück. Schlussendlich haben wir für diesen Weg drei Stunden gebraucht und kamen um 22.35 hungrig, durstig und ziemlich entnervt im Hafen an.
Jetzt fragt sich sicher jeder, wie lang den die Sperrung ging. Die wurde genau um 22.39 aufgehoben. Viel Zeit haben wir also mit unserer Rumfahrerei am Ende nicht gewonnen. Aber das konnte keiner vorhersagen…

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