Vielfalt

Ruß, überall auf dem Boot

Angekommen, vor sechs Tagen, haben wir nach einer leicht ruppigen jedoch schnellen Überfahrt mit zum Teil überkommenden Seen, unsere Leinen im Yachthafen der Inselhauptstadt von Teneriffa, Santa Cruz, für eine voraussichtlich längere Zeit, festgemacht. Sechs Jahre sind es nun schon her seit wir hier waren. Auf den ersten Blick hat sich im Umfeld des Hafens nicht viel verändert.

Die anlegenden Fähren und Kreuzfahrtschiffe rußen noch immer immer die Gegend und unser weißes Deck voll, eine Landstrom-Lösung für diese Stinker gibt es anscheinend noch immer nicht. Die super freundliche Chefin des Hafenbüros hat sich sichtlich gefreut, dass die Hexe mal wieder zu Besuch ist, und nach einigen Tagen Warten haben wir endlich, wenn auch zu einem überteuerten Preis, ein Mietauto ergattert.

Seitdem sind wir auf Erkundungs- und Besuchstour, doch bevor wir davon berichten, gibt es erstmal ein Sicherheitshinweis für Santa Cruz. Hier haben sich leider im Laufe der letzten Jahre ein paar dreiste Geldbeutelräuber niedergelassen. So ist nicht nur der Capitania der Geldbeutel mit unseren Pässen, meinem Führerschein und Debit- und Kreditkarte aus der Handtasche gestohlen worden, sondern auch das überfüllte Polizeirevier war voll mit bestohlenen Touristen. Schade, dass sich diese unschöne Unsitte in der ansonsten so vielseitigen und quirligen Metropole etabliert hat. 

Die Skyline von Santa Cruz de Tenerife

Seit dem Vorfall verrammeln und verriegeln wir das Boot bei jeder noch so kurzen Abwesenheit. Nachts sichern wir den Eingang sogar von Innen, da die Eingangstür ohne Aufwand für jeden zu umgehen ist. Mir graut nur jetzt schon vor der Ersatzbeschaffung der geklauten Papiere, da dieser Verwaltungsakt in unserer Heimatstadt, bezüglich Terminvergabe, unnötig verkompliziert wurde.

Kirche in der Innenstadt

Aber jetzt mal weg von den negativen Aspekten, hin zu den schönen Erlebnissen. Santa Cruz de Teneriffe ist nicht nur die Inselhauptstadt, mit mehr als 200.000 Einwohnern, sondern bietet auch so eine Vielfalt an unterschiedlichen architektonischen, geschichtlichen, musealen und innerstädtischen Highlights, dass man sich für Tage allein in dieser Stadt rumtreiben kann und immer wieder Neues entdeckt. Alleine die Fussgängerzone, daneben die weit verzweigten Nebenstraßen mit zum Teil einzigartigen Geschäften, wollen mit viel Zeit entdeckt werden.

Das schöne Opernhaus

Ebenso zahlreiche Kirchen, die der in Sydney/Australien nachempfundene Oper, die Altstadt, die Markthallen und den bisher noch nicht besuchten riesigen Innenstadtpark, das Cesar-Manrique-Freibad, der Palmengarten, das Naturkundemuseum, man weiß eigentlich garnicht, womit man anfangen oder aufhören soll. Jedenfalls haben wir allein schon in Santa Cruz in den letzten Tagen mehr als 18 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. 

Außerdem haben wir vor zwei Tagen eine ganztägige Autotour durch das Anaga-Gebirge gemacht, das sich auf der Ostseite der Insel von Igueste bis zur Westseite nach Taganana und in den Süden bis hin nach Los Mercedes erstreckt. Unzählige Höhenmeter, viele Kurven und zahlreiche Fotostops, auch einige schöne Orte standen auf dem Plan. Und wie so häufig auf solchen Ausflügen, spielte die schöne Natur mit ihren Gesteinsformationen und der Vegetation die verdiente Hauptrolle. Aufgewühlt vom starken Wind präsentierte sich das Meer, das donnernd und rauschend an die Steilküste und die Strände brandete. 

Igueste de San Antonio ist das nordöstliche Eingangstor zum Anaga Naturpark, dort beginnt unser Ausflug. Die Straße, von Süden kommend endet in Igueste, der Ort ist eine Sackgasse, wer weiter gehen will, muss wandern. Das haben wir getan, nachdem das Auto geparkt war. Zuerst durch den Barranco, an dem, links und rechts, zahlreiche Kleingärten liegen, dann weiter durch das östliche Ortsende von Igueste, mit der Kirche und dem dazugehörigen Kirchplatz, dann der Steigung folgend zum außerhalb liegenden Friedhof, der Endstation, in mehrerer Hinsicht. Von dort geht es im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr weiter. Nach ein paar besinnlichen Minuten, bei denen wir auch den lokalen Surfhelden am tieferliegenden schwarzen Strand zuschauen konnten, geht es zurück zum Auto. 

Der Friedhof am Ende des Weges

Von San Antonio schlängelt sich eine der Zugangsstraßen, langsam aber beständig ansteigend, bis hoch auf 800 Meter über dem Meeresspiegel, zum Zentrum des Anagagebirges. Von dort geht es abwärts bis auf Meeresniveau, zum nächsten Sackgassendorf, nach Benijo. Unterwegs bewundern wir die gewaltige Brandung. Einige  exponierte Fußgängerwege zum Meer sind wegen der hohen Wellen mit Flatterband und provisorischen Holztüren abgesperrt. In Benijo gönnen wir uns eine kurze Mittagspause und ein verspätetes Frühstück.

Ein Muss ist es quasi, auf dem Rückweg, in Taganana anzuhalten und die Ruhe des Ortskerns, rund um die Kirche, sowie die fast grenzenlose Aussicht aufzunehmen. Das Leben rund um den Ortskern scheint still zu stehen.

Von Taganana aus geht es weiter auf dem Anaga Höhenkamm in Richtung Süden nach Los Mercedes. Man kommt dabei an Aussichtsstellen vorbei, die einen freien Blick sowohl auf die östliche Atlantikseite, als auch auf die westliche Küste von Teneriffa bieten. Diese Flaschenhals ähnliche Einbuchtung der Insel bietet einen Ausblick für die Götter. 

Danach erreichen wir mit gut 1.000 Meter Höhe den höchsten Punkt unserer heutigen Tagesreise und befinden uns auf einmal im sogenannten Regenwald der Insel. Das waldige Feuchtgebiet mit seinen verknorzten, verwurzelten und weit verzweigten Bäumen gibt es nur, weil die Luft in dieser Höhe so kühl ist, dass die Feuchtigkeit aus den Wolken kondensiert. Es wachsen neben den Bäumen verschiedene Farnarten, Gräser und Distelgewächse. Nachdem uns ein letzter Regenschauer auf einer weiteren Aussichtsplattform erwischt hat, fahren wir durch das agraische Hauptanbaugebiet aus der bergigen Region hinaus. Der Nieselregen verschwindet, die Temperaturen steigen von 12 Grad wieder auf behagliche 23 Grad, und die Sonne lässt sich ebenfalls wieder blicken.

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