Seit vier Tagen liegen wir in dem schönen bretonischen Ort, Camaret-sur-Mer, der nicht weit von Brest entfernt ist, wo die Capitania eigentlich schon immer mal hin wollte. Aber geographisch nah, bedeutet nicht zwangsläufig gut erreichbar, denn die Mindestfahrzeit nach Brest sind eineinhalb Stunden mit dem Bus. Unser Freund Matthijs aus Hoorn hatte gestern eine mehr als 12-stündige Bus- und Zuganreise aus den Niederlanden auf sich genommen, um ein paar Tage mit uns zu segeln und die Biskaya zu überqueren. Wir freuen uns sehr, ihn an Bord zu haben.
Unser Boot hält uns im Moment von ausgebreiteten Landausflügen ab. Cornelias reparierte Funkausrüstung kam mit Matthijs aus Holland und wir haben die heute installiert. Dann mussten wir leider nochmals einen Ölwechsel bei unserem Backbordmotor durchführen, da ich – leider leider – aus einem dummen Versehen heraus, ein bisschen Glykol statt Öl in den Motor eingefüllt habe. Ich stand gestern in der Maschinenkammer, beide Reservekanister standen direkt vor meinem Auge, beide Flüssigkeiten mussten aufgefüllt werden. Und ich vergreife mich und kippe Glykol statt Öl in den Dieselmotor rein, bis mir nach zwei Sekunden auffällt, was für einem Mist ich gerade mache. Na egal, das Öl ist jetzt wieder raus, und damit ist das Thema für mich erledigt. (Danke Ralf und Wes für die telefonische Unterstützung und ein großes Dankeschön geht auch an Oliver fürs Ausleihen der Ölsaugpumpe und des Filterschlüssels).
Gestern hatten wir mit jemand von der Werftgruppe einen Videochat, weil unser Funkgerät immer wieder seine GPS-Position verloren hat. Klingt erstmal nicht so arg, das Problem, hätte aber zur Folge, dass, wenn wir einen Notruf senden müssten, unsere Position nicht automatisch mitgesendet würde. Dieses Problem wurde auch gelöst, eine Kabelverbindung war bei der Installation der Anlage nicht gesteckt worden.
Dann muss ich noch ein paar Zeilen zu Rob und Abel, unseren neuen holländischen Freunden schreiben. Die sind zwei Tage nach uns aus Schellingwoud weg, und, wann immer wir irgendwo ankerten und ausruhten, sind mit ihrer “Liberté”, bis auf einen Tankstopp, nonstop nach Camaret durchgesegelt. Jeden Abend verbringen wir lustige Stunden mit den beiden, die ihr Boot auf einer Auktion erstanden haben und es jetzt Stück für Stück, während der Fahrt ins Mittelmeer, reparieren und optimieren. Abel hat kräftig mitgeholfen, die Einstellungsfehler am letzten Navionics Seekartenupdate mit den zahlreichen Problemen und neuen Features zu beseitigen. Denn plötzlich erschienen mit der neuesten Version die Detailkarten in gelben, roten, grünen und orangen Farben auf dem Kartenplotterbildschirm und Tiefen, Konturen und Bojen waren schlichtweg nicht mehr zu erkennen. Das Problem bestand darin, dass Navionics jetzt den Seekartengrund, also z.B. ob der steinig oder sandig ist, mit einem eigenen Farbcode hinterlegt hat.
Vor ein paar Tagen kamen noch zwei deutsche Schiffe in den Hafen, und mit beiden Besatzungen haben wir einige schöne Stunden verbracht. Klaus und Ingrid von den Seevagabunden kommen von einer 7-jährigen Segelreise zurück, die sie in viele Teile der Erde geführt hat, und bei der sie soviel erlebt haben, dass wenige Stunden zum Erzählen garnicht ausreichen. Wer die Weltreise nachgucken will, geht zu www.Seevagabunden.de. Zuletzt sind die beiden in 44 Tagen non-stop aus der Karibik bis nach Camaret geschippert, und von dort soll es nach Greifswald gehen.
Sabine und Oliver sind – fast so wie wir auf ihrer zweiten Reise, sie wissen noch nicht so recht, wo es hingehen soll. Aber genau das kann ja auch den Reiz einer Segelreise ausmachen, alles auf sich zukommen zu lassen.
Zum Abschluss noch ein paar Zeilen zum Sommerwetter in der Bretagne. Man kann es eigentlich kurz machen heute regnet es nicht, dafür stürmt es. Aber, wie sagt der Fischer auf dem Steg, den schönsten Regen gibt es in der Bretagne, der macht hübsch und ist gesund. Dazu ist es echt kühl, bei 12-16 Grad.
Zur Entschädigung gab es am Samsag ein Livemusikfestival und wir konnten endlich wieder zwischen anderen musikbegeisterten Menschen tanzen, was für eine Freude!
Wenn der jetzige Sturm sich ausgetobt hat, wollen wir morgen nach Spanien los segeln.
(Und das ist der Test-Blog über unseren Funk, ohne Internet. Es hat geklappt dank zahlreicher Hilfen von lieben Freunden und von Jörg von Yachtfunk, und nun können wir auch wieder von unterwegs Blogbeiträge veröffentlichen.)
Ach ihr Lieben, es ist schön, dass ihr so viele Patente Menschen trefft. Wir drücken euch weiterhin die Daumen. Und wünschen besseres Wetter. Die Bretagne kommt in in vielerlei Hinsicht ein wenig vor wie das Bergische Land. Für den Regen trifft es auf jeden Fall zu. Grosses bises Susanne und Jürgen