Gestern Abend haben wir einen Besuch auf der SY Christina, dem wunderschönen Segelboot von unseren Freunden Elke und Uli in Arrecife gemacht, denn Uli hatte freundlicherweise für Volker ein „Scheuervlies“ besorgt, das wollte wir abholen, dann mit den beiden und Ulrike, der liebenswerten und quirligen Deutschlehrerin aus Oldenburg, die seit über 20 Jahren auf der Insel lebt, zum Abendessen an den Charco gehen. Der Charco ist ein kleiner Binnensee beim Zentrum von Arrecife, mit netten Restaurants und Tapasbars am Rand.
Zum Apéritif bot uns Elke an Bord ein Glas Weißwein ihres Lieblingswinzers auf Lanzarote an, ein halbtrockener Weißwein mit einem ganz besonderen Geschmack, der sogar dem Biertrinker Volker auf Anhieb gefallen hat. So fröhlich eingestimmt, haben wir beim Abendessen verabredet, dass wir uns heute um zwölf Uhr bei der Bodega Guiguan bei Tinajo treffen sollten, um dort deren Weine zu verkosten, und unser aller Vorräte aufzufüllen.
In dem kleinen Weingut wurden wir sehr freundlich empfangen (Ulrike kommt öfter mit Gästen her, ist den Winzern also bestens bekannt), und wir haben viel Interessantes über die Weinherstellung bei Guiguan erfahren. Auf Lanzarote wachsen die Reben auf vulkanischen Böden, meist werden einzelne Weinstöcke in Kuhlen angepflanzt, die Wurzeln tief in der Erde, so werden die Pflanzen vor dem Wind geschützt und das schwarze vulkanische Gestein speichert die Sonne und die Wärme auch für die kühlere Nacht, außerdem wird so die Feuchtigkeit im Boden gehalten.
Guiguan liegt im Anbaugebiet Tinajo, dort werden zum Teil andere Pflanzen kultiviert als in dem bekannteren Gebiet La Geria, Pflanzen, die mit weniger Wasser auskommen. So baut man bei der Bodega für den Weißwein nur die weiße Malvasia Vulcanica-Traube an, Moscatel für den Süßwein, Listán Negro für den Rosé, für den Rotwein mischt man zusätzlich etwas Syrah zum Listán Negro.
Den Großteil der Trauben für 50 – 55.000 Liter, die pro Jahr gekeltert werden, stammen aus eigenen Weingütern, ca. zwanzig an der Zahl, eventuell wird noch etwas dazu gekauft. Bei den Weißweinen werden die Trauben optimal reif, geerntet, bei dem halbtrockenen sogar etwas überreif, damit sich daraus die natürliche Süße ergibt, nicht aus dem Zusatz von Zucker oder Chemie. Der Fermentationsprozess wird mit Kälte gestoppt, so sind die Weine einfach natürlich und behalten ihren sehr charakteristischen Geschmack. Bei dem edelsüßen Weißwein wird nach dem Ende der Gärung die Hälfte der Trauben für einige Zeit in die Sonne gelegt, und wieder zugefügt, vor der Filtration; so ergibt sich eine weitere Süße, ebenfalls völlig ohne Zusätze.
Wir waren jedenfalls alle überzeugt, der Chef des Weingutes, das seit 1948 von den Vätern auf die Söhne übertragen wird, schenkte auch gerne ordentliche Portionen zum Probieren in die Gläser, sodass Volker und Ulrike, die unsere Chauffeure waren, gleich zu Anfang um kleinere Portionen gebeten haben. Ab jetzt lagert in den Rümpfen der „Hexe“ eine nette Auswahl dieser herrlichen Weine, und auch der Bauch der „Christina“ ist gut gefüllt für weitere Fahrten. Die Weine der Bodega Guiguan gibt es nämlich nicht in den Super- oder Weinmärkten der Insel, wohl in ausgewählten Restaurants und ansonsten nur bei der Bodega selbst. Prost!