sind meine Nerven angespannt und die Festmacherleinen, die unsere Hexe an ihrem Stegplatz halten. Seit Freitag weht es mit Böen bis 35 Knoten aus nordöstlicher Richtung, meterhoch branden die Wellen an die Ostküste. Doch was heute hier geboten wird, ist ein bisschen „too much“, wie man heutzutage gerne sagt. Böen bis 50 Knoten fallen von den Hügeln in den Hafen ein, ein Kreischkonzert der besonderen Art, wenn der Wind um die Masten pfeift.
Weit draußen auf dem Meer muss es leider stellenweise dramatisch zugehen. Bereits vor drei Tagen ist ein Flüchtlingsboot an der Ostküste nahe bei Costa Teguise gestrandet und 12 der 16 Insassen sind trotz sofortig eingeleiteter Rettungsmaßnahmen ertrunken. Nur vier junge Männer haben das Bootsunglück überlebt, die Ostküste Lanzarotes ist sehr felsig und schroff, wer da strandet, hat wenig Überlebenschancen.
Heute Mittag gab es das nächste Drama auf See. Ein Segelschiff mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern an Bord hat Mayday gefunkt und gilt seitdem als vermisst. Eine Hubschrauberstaffel sucht nach den Verschollenen, ich bin geschockt, noch gibt es keine neuen Erkenntnisse. Die Besatzungen von zwei Booten, die gestern mit zerfetzten Segeln in den Hafen gekommen sind, berichten von enorm hohen Wellen, die acht Meter und mehr erreichen.
Dieses Szenario war bei keinem Wetterbericht vorhergesagt. Der Atlantik ist voll mit Segelbooten, die von Europa aus zu den Kanaren segeln wollen. Das Meer draußen ist weiß gefärbt, soviel lässt sich auch von hier aus erkennen, da will keiner sein, der das Meer kennt. Bis Samstag soll das um diese Jahreszeit ungewöhnliche Wetterphänomen anhalten. Auch die Nerven der Hafenmeister und Marineros sind bis zum Zerreißen angespannt.
Wir haben seit Freitag Peter und Irene an Bord, die extra für ein paar Tage Segeln aus München angereist sind, um mal zu erfahren, wie es ist, mit so einer Outremer zu segeln. Doch mehr als ihnen die Schönheiten Lanzarotes zu zeigen und viele Fragen zu beantworten, die ihnen unter den Nägeln gebrannt haben, ist nicht drin, die Natur gibt den Rhythmus vor, da haben wir nix zu melden.
Ab morgen sind wir wieder allein an Bord, nur der Wind bleibt bis Samstag bei uns, besonders am Mittwoch ist wieder „Blanker Hans“, obwohl der Ausdruck sich eigentlich nur auf die Nordsee bezieht.
Vorhin lief Pink Floyd und da habe ich das Radio mal so laut gedreht, bis ich nichts, aber absolut gar nichts mehr von dem Windgekreische gehört habe. Das Geräusch kann einem (in dem Fall, mir) nämlich ganz schön auf den Wecker gehen.
Der Wind bringt nicht nicht nur die Geräusche, sondern auch Sand und Staub von der Insel, und der setzt sich in jede noch so kleine Ecke auf dem Boot und den Menschen, in Ohren, Nasen und Augen.
Holt uns raus hier ;-))
Oh ihr Lieben, wie furchtbar……hier ist goldener Herbst. Ganz friedlich…ein bisschen kalt aber schön… kommt vorbei