Das war schon ein ziemlicher Schock für uns, als wir feststellen mussten, dass unsere Website gehackt und nicht mehr erreichbar. Immerhin sind da beinahe acht Jahre dokumentierte Segelzeit hinterlegt, all unsere Reisen und Abenteuer. Doch jetzt sind wir erstmal positiv gestimmt, weil Christian die angerichteten Schäden beseitigen und die Website wieder an den Start bringen konnte.
Nachdem wir in den letzten Monaten viele Buchten, Strände und Inseln besucht hatten, haben wir uns schon im Vorfeld sehr auf die amerikanischen Orte und Städte an der Ostküste mit ihrer wechselhaften Geschichte gefreut. Bis jetzt sind wir nicht enttäuscht worden.
Fangen wir mit der ältesten dauerhaft besiedelten Stadt an. Saint Augustin wurde von dem spanischen Seefahrer Ponce de Leon entdeckt, die Stadtgründung datiert auf das Jahr 1565. Gut erhaltene spanische und amerikanische Kolonialarchitektur prägen bis heute das Stadtbild dieser schmucken und lebhaften Stadt in Florida. Es ist eine wahre Freude, durch den Altstadtkern zu wandeln und eine Sehenswürdigkeit nach der anderen zu entdecken. Zudem gibt es zahlreiche Pubs und Restaurants mit abendlicher gepflegter Livemusik sowie zahlreiche Ausstellungen und Kunstgalerien.
Der Gemeindehafen, gleich nach der King Bridge, bietet alle Annehmlichkeiten, die man von einem modernen Yachthafen erwarten kann. Wir haben uns für eine Mooringboje vor der Brücke entschieden. diese Bojen werden ebenfalls vom Gemeindehafen bewirtschaftet und sind mit 28 Dollar inklusive Wifizugang, Müllentsorgung und Nutzung des Dinghysteges preislich wirklich günstig. Nachbarlieger, die sich für einen Monat an der Mooringboje eingemietet haben, bekamen sogar einen deutlichen Preisnachlass. Vom Mooringfeld aus hat man einen fantastischen Blick auf die Altstadt und das alte Fort. Zusammenfassend muss man sagen, dass diese hübsche Ostküstenstadt ein kleines Juwel ist, dazu kommt noch der nahegelegene kilometerlange Ponte Vedra Beach und die Sümpfe im Hinterland. In allen Süß-und Brackwasserbereichen gibt es Alligatoren und die wollen nicht nur spielen!
Saint Augustin ist zudem Port of Entry, das heißt, man kann dort in die USA einklarieren. Neben der Online Anmeldung über die CBPRoam App, für die wir im Vorfeld eine E-Sim erstanden haben, um die Anmeldung zeit- und küstennah zu beantragen, denn vorher darf keiner an Land. Das Einklarieren mit der App ist unkompliziert und innerhalb von zwei Stunden erledigt, trotzdem ist es notwendig, zu Zoll und Immigration am örtlichen Flughafen zu fahren. Der dortige zuständige Officer ist wirklich sehr freundlich und hilfsbereit, und nach ein paar Minuten sind wir nun offiziell in Amerika angekommen.
Jetzt folgt eine kleine Zusammenfassung, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, wenn man mit dem Esta- oder Visa-Waiver-Visa Programm und dem eigenen Boot in die USA einreisen will. Es gibt unterschiedliche Informationen im Netz, wir sind den Empfehlungen eines Freundes und den Hinweisen auf Noonsite gefolgt. Da wir kein B1/B2 Visum bei den Botschaften vor unserer geplanten Reise aufgrund der Pandemie erhalten konnten, haben wir uns ausführlich über mögliche Alternativen informiert.
Bei dem Esta-Programm muss man vor der Einreise mit dem eigenen Boot unbedingt einmal mit einem offiziellen Transportmittel, per Flugzeug mit einem Linienflug, oder per Boot mit einer offiziellen Fähre nach Amerika eingereist sein, damit das Esta-Programm gestartet ist. Danach ist die Einreise in die USA mit dem eigenem Boot möglich, Personen dürfen 90 Tage in den USA weilen, das Boot kann länger bleiben. Wer weitere Fragen dazu hat, kann sich gerne an uns wenden.
Der Officer am Flughafen hat ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es ein Vergehen wäre, ohne gestartetes Esta-Programm mit dem eigenen Schiff in die USA einzureisen, dass mit mindestens 580 Dollar Strafe je Person geahndet wird und evtl. weitere Konsequenzen zur Folge hätte. Man erhält bei den Customs auch das zwingend notwendige Cruisingpermit für die USA. Alle Anmeldevorgänge, außer dem Esta selber, und das Cruisingpermit sind erfreulicherweise kostenlos.
Zurück zur Reise: Wes und Roisin sind zurück nach Lanzarote geflogen und nach vier Tagen an der Boje haben wir die Leinen gelöst und uns auf den Weg, nordwärts an der Ostküste lang, nach Charleston gemacht. Nach einem nächtlichen Zwischenstopp bei Amelia-Island und dem Besuch im ältesten Pub Floridas ging die Reise weiter.
Nach einer turbulenten und gewitterreichen Nacht sind wir am darauf folgenden Mittag im Ankerfeld vor der „Safe Haven Marina Charleston“ angekommen, haben den Anker im schlammigen Flussbett eingegraben, um erstmal den versäumten Schlaf nachzuholen. Cornelia hat die fehlende elektronische Ostküsten-Seekarte zu der lokalen Seglerladenkette, Westmarine, bestellt. Wir haben uns, seit wir in den USA sind, die Uber App aufs Handy geladen und erledigen alle notwendigen Fahrten mit diesem Fahrtdienstanbieter. Meistens kommt nach wenigen Minuten ein freundlicher Uberfahrer zu dem angegebenen Standort und kutschiert die Fahrgäste dahin, wo sie hin möchten. Das Ganze ist gegenüber den überteuerten Taxipreisen in Deutschland wirklich erschwinglich.
Die drei Tage in Charleston haben wir dazu genutzt, das historische French Quarter und Battery zu erkunden. Charleston wurde zum ersten Mal 1670 erwähnt und zahlreiche gut erhaltene Gebäude stammen aus dem frühen 18. Jahrhundert.
Die Altstadt präsentiert sich sehr lebendig. es gibt viele Galerien, jeden Abend finden Ausstellungen in den Markthallen und Livemusik an mehreren Plätzen statt.
Der Blick von der Waterfront über das Hafenbecken bis hin zum Fort Sumter ist atemberaubend. Wir haben die teuren Restaurants ausgelassen und uns gesellige Pubs fürs Abendessen ausgesucht. Im „The Griffon oder im „Blind Tiger“ kann man hervorragende Pubessen genießen und man hat zudem eine reichhaltige Auswahl von regionalen und überregionalen Faßbieren.
Charleston hat auch eine dunkle Vergangenheit, die Stadt war einer der Hauptumschlagsplätze für Sklaven und die ersten Schüsse vom Fort Sumter eröffneten den verlustreichen amerikanischen Bürgerkrieg
Charleston ist eine Großstadt mit dem Charme einer Kleinstadt in den historischen Stadtteilen Der Ankerplatz vor der Safe Harbor Marina ist leider ziemlich voll und beim Durchzug einer stürmischen Gewitterfront sind wir ankerauf gegangen, da uns ein Nachbarlieger viel zu nahe gekommen ist. Die letzen beiden Tage haben wir dann ein bisschen weiter östlich und ohne Gedränge geankert. Für den Weg von der Marina zur Altstadt haben wir in bewährter Weise die Uber-App genutzt.
Am Dienstag sind wir nach anderthalb Tagen 220 Meilen auf See in Beaufort, North Carolina, angekommen, einer Kleinstadt mit gerade mal 4.000 Einwohnern.