Auf zur Chesapeake Bay! Tag 1

26. Juni 2022 Cape Lookout 05:15
Baro 1018, sonnig mit Wolkenfeldern, Wind morgens 3 – 8 Knoten NO, zunehmend auffrischend bis 12 Knoten, auf O bis SO drehend

Wunderschöne Muscheln am Strand

Gestern sind wir aufgebrochen aus unserer Anker-Idylle vor Beaufort (Volker wird nnoch separat darüber berichten), nachdem wir einen Spaziergang auf der Insel gemacht haben, leider ohne die dort lebenden wilden Ponys zu sehen, nur ihre Hinterlassenschaften in Form von angetrockneten Knödeln lagen auf den schmalen Pfaden im Inneren der Insel. Als wir am Wasser entlang gingen, brachten sich tausende kleiner Einsiedlerkrebse vor unseren Tritten in Sicherheit, ein lustiges Schauspiel, ihnen dabei zuzusehen.

Skipper mit Leuchtturm

Doch am späten Nachmittag, nachdem wir die 10 Meilen zu der kleinen vorgelagerten Bucht Cape Lookout gekreuzt waren, sah ich plötzlich vom Beiboot aus einen braunen Flecken am Strand. Und tatsächlich, da standen vier Ponys und machten sich über die Reste her, die von den Lunchpaketen der Strandbesucher übrig geblieben waren. Wir landeten das Beiboot, und Volker ging zu ihnen hin, aber streicheln liessen sie sich doch nicht.

Auch den über 14 Seemeilen sichtbaren schwarz-weißen Leuchtturm haben wir besichtigt, von außen zumindest. Zurück am Boot besuchten uns auch Delfine, die hier in der Gegend zahlreich vorkommen, sogar in den Ankerbuchten vor den Städten. Nach einem frühen Abendessen mit den köstlichen Resten des Vortagsgrillens gingen wir zeitig zu Bett, denn wir wollten ja früh aufbrechen für die fast 200 Meilen bis zu einer kleinen Bucht vor dem Eingang zur Chesapeake Bay.

Das haben wir auch geschafft, um vier Minuten nach fünf Uhr waren wir auf den Beinen, Motoren an, Navigationslichter an, Instrumente an, der Anker wird hochgeholt, und wir motoren mangels Wind Richtung Cap Hatteras.

Um 09:30 wird immerhin das Groß gesetzt, der Wind kommt mit acht Knoten aus 15°, das kann man nicht segeln, und zum gemütlichen Kreuzen, wie gestern auf den zehn Meilen, ist der Weg zu lang. Noch vor dem Frühstück werden beide Motoren gestoppt, Volker geht ins Wasser, nein, nicht aus Kummer, sondern um die von irgendwelchen Ablagerungen zugesetzte Logge zu befreien, die die Geschwindigkeit durchs Wasser misst. Denn ohne diesen Wert sind die Berechnungen für die Windwinkel nicht nicht korrekt. Nach zwei Tauchgängen – nicht so einfach hier draußen mit der Strömung – ist es viel besser, es fehlen nur noch zehn Prozent, die rechnen wir einfach drauf.

Kap Hatteras gerundet

Ab 12:20 Uhr, zwei Stunden früher als in den Wetterberichten vorhergesagt, frischt der Wind auf und dreht weiter nach Osten, wir können segeln! Das geht ziemlich flott, mit sieben bis acht Knoten Fahrt pflügt die Hexe durch die kabbeligen Wellen. Die werden immer wilder, je näher wir Cap Hatteras kommen, das – wie Volker sagt – berüchtigt ist fast wie Kap Hoorn, weil dort der warme Golfstrom und der kalte Labradorstrom aufeinander treffen. Tatsächlich ist die Wassertemperatur bei uns von gemessenen 27° bei Cape Lookout auf 25° nach dem Cap Hatteras efallen. Immer noch nix zum Jammern für Mitteleuropäer, aber für Karibik verwöhnte Segler schon.

Wir haben Glück, der Wind weht uns mit 12 Knoten und einem guten Einfallswinkel um das Cap herum, unspektakulär, aber das finden wir sehr gut und freuen uns, dass das so einfach geklappt hat. Denn ein bisschen Respekt hatten wir beide schon, wir kennen die „Kap-effekte“ von anderen Stellen unserer Reise. Auf dem neuen Kurs nach dem Cap brauchen wir mal wieder den Code D, denn hier haben wir fast achterlichen Wind.

Bis jetzt hatten wir genug Zeit, abwechselnd ein bisschen auszuruhen und für die Nacht vorzuschlafen oder den versäumten der letzten Nacht nachzuholen. Vor längeren Strecken schlafen wir nicht so gut, diesmal allerdings war nur ich es, die sich mit lauter Gedanken im Bett gewälzt hat.

Nun zieht der Gennaker die Hexe, der Wind kommt genau von hinten, wir kreuzen mal wieder vor dem Wind bis zur Dunkelheit. Das ist das gute, wenn man im Sommer weiter nach Norden kommt. War es in der Karibik fast noch Tag- und Nachtgleiche, 13 Stunden hell und 11 Stunden dunkel, hier ist es selbst um 21 Uhr noch ein kleines bisschen hell, und ab fünf Uhr ist die Nacht vorbei. Heute wird es aber eine sehr dunkle Nacht werden, denn der Mond geht erst um kurz vor vier Uhr auf, und es snd nur 4 % zu sehen, in zwei Tagen ist Neumond.

Der Gennaker zieht uns bis 22:30 Uhr, danach segeln wir nur noch mit dem Großsegel, je nach Wind und -Einfallswinkel zwischen 4 und 6,5 Knoten, schnell genug, um vorwärts zu kommen, und trotzdem kurze Schlafperioden einzulegen, die berühmten zehn Minuten.

Noch ein Sonnenuntergang

Kurz vor dem Wegepunkt am Oregon-Inlet halst Volker, danach übernehme ich die Wache. Die Einfahrt zu dem Inlet gebärdet sich wie eine Lightshow, rote, weiße und grüne Lichter blitzen und funkeln um die Wette, glücklicherweise alle an Backbord und weit genug entfernt. Nur die beiden weiß blitzenden Bojen, die den „Navy Air Combat Manaeuvering Range“ markieren (was immer das beudeuten soll, mitten vor der Küste an einer gut besuchten Einfahrt), liegen an Steuerbord, aber auch sie in unbedrohlicher Entfernung.

Und der Sternenhimmel!!! Da ja – wie oben erwähnt – der Mond heute nur in sehr schlanker Form und erst sehr spät aufgehen wird, ist der Blick nach oben grandios. Die Milchstraße leuchtet orange und nicht zu übersehen, ich finde als erstes die gut zu erkennende Cassiopeia, auch den großen und den kleinen Bär, den Skorpion und die Waage, die Leier sowie die hell leuchtenden Sterne Altair, Arktur und den rötlichen Saturn. Der Sternenhimmel ist beeindruckend in seiner Vielfalt und Schönheit.

Außerdem müssen wir uns wieder an ein fast vergessenes Gefühl gewöhnen, wir frieren! Volker bittet mich vorhin, die Tür vom Cockpit zum Salon zu schließen: „Mir ist eiskalt!“ Okay, zugegeben ist das Jammern auf hohem Niveau bei 23° Nachttemperatur, aber die karibischen Nächte waren mit 28° doch deutlich angenehmer. Und der Fahrtwind macht es auch kälter. Dafür schläft man besser bei geringerer Wärme – man kann sich einfach alles schönreden.

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Eine Antwort zu Auf zur Chesapeake Bay! Tag 1

  1. Thijs sagt:

    Nice to see you made to our back yard, you know Virginia Beach was our home for 30 years and we also sailed on the Chesapeake bay many times, some of our good friends out of the area are in Europe at the moment so I cannot hook you up. What are your plans ?

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